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Lübbenauer Stadtnachrichten – Amtsblatt für die Stadt Lübbenau/Spreewald
Ausgabe 5/2023
Im Stadtgespräch
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Müllaktion in Lübbenauer Gewässern

Dieser und mehr Müll wurde entlang der Gewässerränder eingesammelt.

Der Frühling sitzt in den Startlöchern - und bevor üppiges Grün den Spreewald dominiert, geht es ans Aufräumen. Lübbenauer Touristiker stört es schon lange, dass an den Gewässerrändern und in Ufernähe Dinge lagern, die dort keineswegs hingehören. Paul Rösler vom Kanuverein Lübbenau ist einer von ihnen. Bei einer kürzlichen Paddeltour war am Schluss sein Kanu voll mit leeren Büchsen und Flaschen - mehr ging nicht zu transportieren.

Mit Sandra Richter, ebenfalls vom Kanuverein und Lukas Hannemann vom gleichnamigen Bootsverleih machte er sich Ende März auf, um - diesmal mit dem Kahn - dem noch verbliebenen Müll zu Leibe zu rücken. Entlang der Strecke Lübbenau - Leipe wurden sie, dank ihres inzwischen geschulten Blickes fündig: Kühltruhen, Kochmaschinen, Behältnisse aller Art, Farbdosen, Teppiche - alles, was ein Haushalt so hergibt, wurde in den Kahn befördert. Paul Rösler: „Allein das Auffindegut spricht dafür, dass es nicht die immer wieder gescholtenen Touristen sind, die die Umwelt mit ihren Hinterlassenschaften verschmutzen, sondern unsere eigenen Bürger. Anders ist das große Müllaufkommen in Datschen- und Wohnortnähe nicht zu erklären!“ Rössler zählt weitere Beispiele aus Konsumentengenerationen auf: Konservendosen mit DDR-Preisangaben, Haushaltsgeräte, hergestellt in volkseigenen Betrieben (VEB), eine Zinkbadewanne, ein gesunkenes Kajak, acht Paar Gummistiefel und diversen Kleinmüll sowie Flaschen und Dosen aller Art.

Der Kahn war nach sechs Stunden sonntäglicher Müllentsorgung voll, die Ufer aber noch längst nicht leer. Mit der Entnahme aus der Natur war es aber noch nicht getan, denn der Müll muss nun an den zentralen Erfassungsstellen abgeliefert werden. „Glücklicherweise hilft uns hier der Baustoffhof Lübbenau, wir wären sonst mit der Trennung und dem Transport noch zusätzlich beansprucht worden“, ergänzt Torsten Rössler. Und er stellt Fragen in den Raum: „Wissen denn die Verursacher nicht, dass wir ein gut funktionierendes und kostenloses Erfassungssystem haben?“ Sandra Richter zeigt sich ebenfalls sehr betroffen: „Ich war der Meinung, wir räumen Müll von den Touristen weg, aber nein, es war zumeist Müll der guten alten DDR. Ich schwanke zwischen Melancholie und Entsetzen. Und das Wissen, dass es noch viel mehr Müll dort draußen gibt, macht mich irgendwie traurig.“

Text: Peter Becker