Es wird später. Immer mehr verschwimmt Eins in das Andere. Schilf und Stackete bilden riesige Sätze in persischer Keilschrift, die einzeln stehenden Weiden nehmen gespenstische Formen an, und das Licht des an dem dunkleren Theil des Himmelsgewölbes leuchtenden Halbmondes gewinnt an Intensität. Hin und wieder huscht ein stiller Kahn vorüber und das leise Geräusch des Wassers unterbricht auf Augenblicke die unendliche über das Ganze gelagerte Ruhe.
Unsere Gefährten schlagen einen andern Weg ein. Es ist noch später, und Bohnenstangen und Röhricht vermischen sich mit dem Kirchthurm von Lübbenau, und Stadt und Dorf und Bäume und Bretter bilden eine dunkle Masse, zwischen welcher uns nur ein kleiner glänzender Streifen des sich im Wasser spiegelnden Nachthimmels den Lauf unseres Fahrzeuges anzeigt. Lautlose Gehöfte schweben an uns vorüber. Nur ein alter, gelangweilter Frosch stößt ein einzelnes „Quak“ aus, was aber unerwidert bleibt. Man hört das Picken der Uhren in den Taschen. Plötzlich schlägt Hundegebell an unser Ohr, und dumpfes Gemurmel verräth uns die Nähe von Menschen.
Wir sind unter den Bogen der düstern Allee des Schloßgartens - wir sind zurück in Lübbenau! Wie es Einem oft nach ungewohnter Beschäftigung zu gehen pflegt, so ging es auch mir, denn als ich am Morgen nach jener Fahrt aufwachte, hatte ich die ganze Nacht auf dem Wasser zugebracht und war in einem halben Canot unter fremde Völker gekommen und hatte mich dort in allen möglichen Unsinn, den nur ein Traum mit sich bringen kann, verwickelt. Ich konnte nicht lange davon ausruhen, denn der Kahn erwartete uns schon wieder, und Polenz hatte bereits seine Paar Kruken jenes Lübbenauer Giftes, welches er mit dem wohltönenden Namen „Bier“ bezeichnete, an Bord gebracht.