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Gemeindebote - Amtsblatt der Gemeinde Neukieritzsch mit den Ortsteilen
Ausgabe 3/2024
Nichtamtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil

Liebe Neukieritzscherinnen und Neukieritzscher, sehr verehrte Gäste,

ich freue mich sehr, Sie alle zum Neujahrsempfang der Gemeinde Neukieritzsch im Jahr 2024 begrüßen zu dürfen!

„Wir haben nur diese eine Welt, aber wir leben in verschiedenen davon.“

So heißt es frei übersetzt in einem meiner Lieblingssongs aus der Feder von Mark Knopfler.

Meine Rede zum Neujahrsempfang im letzten Jahr hatte ich an die Hoffnung geknüpft, dass unsere Welt zum Frieden findet. Leider ist zum Krieg in der Ukraine ein zweiter großer Konflikt im Nahen Osten hinzugekommen. Am 07. Oktober wurden friedliche Menschen in Israel von Terroristen der Hamas feige überfallen und Opfer brutaler Verbrechen. Um sich der gerechten Strafe ebenso feige zu entziehen und die Befreiung der Geiseln zu verhindern, scheuen sich die gleichen Täter nicht davor, selbst ihre eigene Zivilbevölkerung in Gaza als Schutzschild zu missbrauchen.

Die täglichen Nachrichten geben uns in unserer Welt immer wieder Anlass, darüber froh zu sein, dass wir in Frieden und Freiheit leben können. Beides ist nicht selbstverständlich. Jeder kleine Beitrag dazu ist wertvoll und jeder kann etwas dazu leisten. Auch in unserer kleinen Welt, der Gemeinde Neukieritzsch.

Für ihren wichtigen Beitrag dazu möchte ich mich bei den Aktiven in unseren Vereinen, den Freiwilligen Feuerwehren, den Grundschulen, Kindertagesstätten, bei Gemeinde- und Ortschaftsräten bedanken. Sie sorgen für die Kommunikation miteinander. Mit Ihrem Engagement bringen sie die Menschen zusammen.

Das Jahr 2023 begann im Januar mit den sogenannten Traditionsfeuern in unseren Ortsteilen. Jeder weiß, dass dabei die ausgedienten Weihnachtsbäume für Licht und Wärme sorgen. Bei Glühwein und Bratwurst werden hier unter Aufsicht und meist auch mit Organisation der Feuerwehren die Vorhaben des kommenden Jahres besprochen und präzisiert.

Zum Neujahrsempfang der Gemeinde, der vom Männerchor Lobstädt und wie heute auch vom Orchester unseres Musikvereins und dem Gemischten Chor kulturell veredelt wurde, konnten sich unsere Vereine über die Zuwendungen der Stiftung Lebendige Gemeinde in einer Summe von 5134,75 € freuen. Als Zugabe überreichten wir der Freiwilligen Feuerwehr Neukieritzsch ein neues modernes Einsatzmittel. Die Drohne, die mit einer hochauflösenden Infrarotkamera ausgerüstet ist, leistet seitdem nicht nur in unserem Gemeindegebiet wertvolle Dienste. Leider gab zum gleichen Termin der Männerchor Lobstädt seine Auflösung bekannt. Tradition, die über 170 Jahre Bestand hatte, ging somit zu Ende.

Für große Aufregung sorgte im Februar die Mitteilung der Wohnungsgenossenschaft Böhlen an ihre Mitglieder in der Neukieritzscher Straße der Einheit 1 – 10, dass die Zukunft des Hauses, in dem sie wohnen im Unternehmen diskutiert wird. Wenn dabei Leerzug und sogar Abriss zur Diskussion standen, weckt das natürlich Grundängste bei den Betroffenen. Nach Appellen an die soziale Verantwortung und dem Genossenschaftsgedanken war die Unternehmensführung zu weiteren Überlegungen bereit. Mit dem aktuellen Vorschlag würde es nun noch die Bewohner der Straße der Einheit 1 – 5 betreffen, die aber ein kostenneutrales Umzugsangebot bei Mietpreisgarantie in die Häuser der WEG Böhlen innerhalb von Neukieritzsch erhalten. Wenigstens sind dabei finanzielle Belastungen und möglicher Wegzug aus Neukieritzsch für die Mieterinnen und Mieter abgewendet. Die Gemeinde steht in diesem Prozess weiter als Vermittler zur Verfügung und bietet Unterstützung in der Kommunikation an, wo sie gewünscht wird.

Im Frühjahr begannen die Bauarbeiten in der Deutzener Ernst-Thälmann-Straße, Röthiger Weg und Siedlung. Mit einer gemeinsamen Baumaßnahme von ZBL und Gemeinde, bei der auch Straßenbaufördermittel des Freistaats eingesetzt werden, hoffen wir bald einen weiteren Teil im Ortsbild von Deutzen verschönern zu können. Diese Baumaßnahme zwingt aber den ZBL auch, die Kanalisation in den tiefer liegenden Straßen, in der Max-Reimann-Straße, dem westlichen Teil der Straße der Genossenschaft und der August-Bebel-Straße dringend zu ertüchtigen. Hier werden künftig weitere Baumaßnahmen erfolgen, die auch zur Erneuerung der Max-Reimann-Straße führen sollten. Allerdings stehen hier der Gemeinde keine Fördermittel zur Verfügung.

Am 6. Mai hatten wir in unserer Gemeinde einen internationalen Termin. Eine kleine Delegation von Angehörigen niederländischer Zwangsarbeiter, die während der Naziherrschaft in unser Gemeindegebiet verschleppt wurden, besuchte die Gedenkstätten in Pulgar und Lippendorf. Zusammen mit Vertretern des Geschichtsvereins Zöschen, dem Heimatverein Lippendorf Kieritzsch, Ortschafts- und Gemeinderäten, unserer evangelischen Kirchgemeinde, Landrat Henry Graichen und dem Geschäftsführer der DOW am Standort, Herrn Carlo de Smet gedachten wir in einer kleinen Feierstunde den Opfern des Naziterrors. Selbstverständlich nahm ich am nächsten Tag an der Gedenkveranstaltung zum Ende des 2. Weltkriegs in Zöschen teil, wohin mich unsere niederländischen Freunde und der Geschichtsverein Zöschen eingeladen hatten. Gerade in der heutigen Zeit ist diese Erinnerung an Krieg und Vertreibung besonders wichtig. Solche Begegnungen beeindrucken mich immer wieder, machen Sie doch die Bedeutung des Austauschs besonders deutlich, auch oder gerade weil unsere Generationen nicht für das, was damals geschah verantwortlich sind. Wir begegnen uns heute als Freunde in einem freien, einigen Europa und versuchen uns gegenseitig zu zeigen, dass wir die Bedeutung dieser einen Welt in der wir leben erkannt haben.

Der Juni war ein Kulturmonat in Neukieritzsch. Am 10. Juni bot das Orchester unseres Musikvereins den Neukieritzschern open air auf dem Marktplatz wieder Unterhaltung in bester Qualität. Unter dem Titel „Musik kennt keine Grenzen“ begeisterten unsere Musiker mit Unterstützung eines Streichensembles, Tänzern der Musikschule Johann Sebastian Bach und einer Solistin ein Publikum, das bis zum späten Abend den Platz füllte.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich die Auszeichnung eines besonderen Talents nicht unterschlagen: Ben Scheibe, der Schlagzeuger unseres Orchesters gewann 2023 beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert den ersten Preis in der Kategorie Drumset. Dazu nochmal ganz herzlichen Glückwunsch!

Eine Woche später lieferte das Wandelkonzert der Bläserphilharmonie vor der Kulisse des Kraftwerks Lippendorf ganz besondere Eindrücke. An den verschiedenen Plätzen zeigten die Künstler, dass ein Industriebetrieb nicht nur der Produktion und als Arbeitsplatz dient, sondern sich auch als Kulturstätte eignet.

Und ab Juni feiern die Menschen unserer Gemeinde gefühlt den ganzen Sommer lang: Die Gartenfeste in den Kleingartenanlagen, das traditionelle Seehausfest am Nordufer des Hainer Sees, Parkfeste in Deutzen und in Kahnsdorf lassen jeden Plan, bald zurück oder pünktlich beim Anschlusstermin zu sein platzen, weil es immer wieder gute Gründe gibt dazubleiben: tolle Stimmung, frisch gegrillte Bratwurst und selbstgebackener Kuchen, um nur die wichtigsten zu nennen.

Gleich zwei herausragende Anlässe zum Feiern hatten die Kieritzscher am 1. Juli. Nach pandemiebedingter Pause in den Vorjahren gab es endlich wieder ein Badewannenrennen auf der Forelle. Das Regattagewässer selbst zeigt sich auch wieder von der schönsten Seite. Für die Teichsanierung möchte ich noch einmal der MIBRAG danke sagen. In der Zeit von Januar bis März entstand unter naturschutzfachlicher Anleitung der Ökologischen Station ein richtig idyllischer Platz.

Keinen Grund zum Feiern gab es im Sommer in Deutzen. Mit dem Ende des Schuljahres kam auch das Ende der Vier-Jahreszeiten-Grundschule. Die Deutzener, darunter ehemalige Schüler und Lehrer nahmen bei einer symbolischen Trauerfeier Abschied von der Schule. Es bleibt nur die Erinnerung an die schöne Zeit, die sie in der Schule verbrachten. Es war der Ort, wie Nicole Wuttig an diesem 07. Juli sagte, wo die Freunde waren und wo die Deutzener ihre Feste feierten. Viele Trauergäste gaben aber bei ihrem letzten Gruß der Schule ein Zeichen der Hoffnung mit. Eine kleine Glocke, an das Kreuz gehängt soll läuten, wenn sie wieder zum Leben erweckt wird.

Und die Zeichen dafür stehen nicht schlecht. Die regionalen Akteure im Landkreis und der Gemeinde, Landtagsabgeordnete von CDU wie Georg Ludwig von Breitenbuch und SPD hier vor allem Sabine Friedel, die am 07. Juli dabei war, sind sich einig, Schule in Deutzen wieder möglich werden zu lassen. Diesmal als Oberschule und für die Region um Borna, Regis und Neukieritzsch. Das Ganze ohne Regis den Standort streitig zu machen. Natürlich will ich die Unterstützung von unseren Nachbarn in Borna dafür nicht unterschlagen: Vielen Dank an den dortigen Stadtrat, der mit einem einstimmig gefassten Beschluss für ausreichend Schüler in Deutzen sorgt.

Mitte Juli hatten wir Besuch vom Vorstand des Bundes Deutscher Baumschulen in der Gemeinde: Unter Vermittlung unserer Bundestagsabgeordneten Franziska Mascheck pflanzten Präsident Hajo Hinrichs und Geschäftsführer Markus Guhl, Franziska und ich einen Apfeldornbaum auf dem Heleneplatz in Großzössen.

Ein Highlight der besonderen Art gab es am 2. September in Neukieritzsch mit dem Klassentreffen der Generationen in der ehemaligen Mittelschule. Die monatelange Vorbereitung durch den Kulturverein wurde mit einer tollen Besucherresonanz belohnt. Den ganzen Nachmittag bot sich den Gästen ein buntes Programm. Großes Interesse weckten die Ausstellungen im Schulgebäude und in den Räumen der Geschichtswerkstatt. Bei dieser Gelegenheit trafen sich Schulfreunde und ehemalige Lehrer nach langer Zeit wieder und tauschten gegenseitig ihre Erinnerungen. Es war ein gelungenes Fest bei dem bis in den späten Abend gefeiert wurde! Ein großes Kompliment an den Kulturverein dafür!

Hin- und hergerissen zwischen der Welt von früher und heute fühlte man sich am 16. September. Am Nordufer des Hainer Sees wurde an diesem Tag im Beisein von Ministerpräsident Michael Kretzschmer, unserem Landrat Henry Graichen und meinen Bürgermeisterkollegen aus Rötha Pascal Nemeth und Borna Oliver Urban das Hafendorf eröffnet. 34 Ferienhäuser mit einem kleinen Theater und Rezeption lassen den Besucher in eine mediterrane Umgebung eintauchen. Zugleich soll das Hafendorf an den 1972 im Tagebau Witznitz abgebaggerten Ort Hain erinnern.

Nachdem wir 2022 die Freunde aus unserer Partnergemeinde Deizisau bei uns begrüßten, waren wir Anfang Oktober mit einer kleinen Delegation zu Gast bei ihnen. Diese Reise stellte den ursprünglichen Besuchsturnus wieder her, der durch Corona unterbrochen wurde. Bei dem spannenden Programm mit einem Besuch im Porschemuseum Stuttgart und dem Kraftwerk Altbach Deizisau haben wir tolle Eindrücke sammeln können. Auch die Freiwilligen Feuerwehren beider Gemeinden nahmen wieder Kontakt miteinander auf. Höhepunkt der Reise war traditionell die Feierstunde am 3. Oktober an der Wiedervereinigungslinde in Deizisau. Zusammen mit vielen Einwohnern aus Deizisau sangen wir unter der Begleitung von Bürgermeister Thomas Matrohs mit der Trompete unsere Nationalhymne. Dies ist immer wieder ein bewegender Moment, ist es doch ein Zeichen, dass Menschen aus früher verschiedenen Welten, die sich ohne die friedliche Revolution im Herbst 1989 nie begegnet wären, Freunde wurden.

Schlechtes Wetter konnte uns die fröhliche Stimmung zur Eröffnungsfeier der neuen Kindertagesstätte der „Kleinen Strolche“ in Deutzen nicht vermiesen. Mit einem schönen Programm zeigten uns die Knirpse, dass sie sich in ihrer neuen kleinen Welt superwohl fühlen. Die Fertigstellung des Neubaus für unsere jüngsten Einwohner ist Zeichen dafür, dass in Deutzen die Entwicklung weiter geht. Ein Dank geht auch an die Firma MoveOn, die fünf Bäume spendete, die wenn die Sonne wieder und vielleicht auch zu dolle scheint, künftig für Schatten sorgen sollen.

Am 25. November war Neukieritzsch Schauplatz überregionaler Politik. Ich hatte die Ehre den Sonderparteitag der Sächsischen SPD eröffnen zu dürfen, der traditionsreichen Partei, der ich seit 1990 angehöre. Die Delegierten beschlossen das Wahlprogramm für die Landtagswahl am 01. September in diesem Jahr und wählten Sozialministerin Petra Köpping, unsere ehemalige Landrätin zur Spitzenkandidatin. Zu Gast in Neukieritzsch waren auch der Bundesvorsitzende Lars Klingbeil und der Thüringer Innenminister Georg Maier.

Traditionell begehen die großen Bergbauunternehmen Anfang Dezember ihre Barbarafeiern. Die der MIBRAG fand hier in Neukieritzsch, in der Parkarena statt. Der Vorsitzende der Geschäftsführung Dr. Armin Eichholz schilderte den Gästen die Herausforderungen die im Zuge des Kohleausstiegs auf das Unternehmen zukommen und wie diese gemeistert werden sollen. Ministerpräsident Michael Kretzschmer sicherte dafür in seiner Ansprache die Unterstützung der Sächsischen Staatsregierung zu. Unserem Wahlkreisabgeordneten Georg Ludwig von Breitenbuch wurde der Titel des Ehrenbergmanns verliehen.

2023 ging zu Ende mit einer kurzen, aber lebhaften Vorweihnachtszeit. Weihnachtsmärkte und ähnliche Events in Deutzen, Kieritzsch, Lobstädt, Großzössen und Kahnsdorf ließen die Zeit bis zum Heiligen Abend schnell vergehen. Schön finde ich dabei, dass für die Organisation der Events die örtlichen Vereine zusammenarbeiteten.

Höhepunkt war wie immer die Weihnachtsgala des Kulturvereins. Im vollen Haus unserer Parkarena begeisterten die Kinder der Kindertagesstätten „Haus der Zukunft“ und „Entdeckerland“, die Tanzgruppe des Neukieritzscher Karnevalsclubs, ein Turniertanzpaar des Dresdner Tanzsportzentrums und natürlich unser Musikverein ihr Publikum.

Am Heiligen Abend warteten die Neukieritzscher Kinder mit Eltern und Großeltern wie jedes Jahr auf den Weihnachtsmann, der sehnlichst auf dem Marktplatz erwartet wurde. Krippenspiele in den Kirchen Deutzen, Lobstädt und Neukieritzsch brachten uns die Friedensbotschaft der Geburt Christi nahe.

Das Gemeindeleben in unseren Dörfern ist bunt und turbulent. Bei freudigen und traurigen Anlässen finden wir zusammen um Geselligkeit zu feiern. Das ist ohne das wunderbare Engagement der Ehrenamtlichen aus den Vereinen überhaupt nicht machbar. Aber auch Lehrer und Erzieher in den Schulen und Kindertagesstätten opfern sehr viel freie Zeit um uns mit großen und kleinen Events zu erfreuen. Nicht vergessen möchte ich die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung und des Bauhofs. Oft sind ihr Knowhow, Arbeitskraft und Technik außerhalb der üblichen Arbeitszeit und an den Wochenenden gefragt. All jenen gebührt unser Dank, denn Sie halten die Gesellschaft in unserer kleinen Gemeindewelt am Laufen!

Und wie im letzten Jahr will ich hier wieder die Kameraden unserer Freiwilligen Feuerwehr hervorheben. Sie sind diejenigen, die in ihrer Freizeit auch an Wochenenden und Feiertagen einen besonderen Dienst für uns alle leisten. Ein Dienst der nicht selten auch mit der Gefahr für die eigene Gesundheit verbunden ist.

Zur Jahreshauptversammlung der Gemeindefeuerwehr am 18. März standen die Wahlen der Gemeindewehrleitung an. Dabei setzte sich hier Kamerad Philipp Mertens aus der Ortswehr Kieritzsch durch. Seine Stellvertreter wurden die Kameraden Sebastian Kertzscher aus Kahnsdorf und Stefan Bruckmann aus Großzössen. Der gewählten Gemeindewehrleitung wünsche ich viel Erfolg und gutes Geschick in ihrem verantwortungsvollen Amt. Maik Stelzner sei für seine bis dahin geleistete Arbeit gedankt. Ich freue mich sehr, dass er für das Amt des Ortswehrleiters in Lobstädt zu Verfügung stand, zu dem er im November gewählt wurde.

Von der Einsatzbereitschaft und der Leistungsfähigkeit unserer Feuerwehren konnte ich mich im Laufe des vergangenen Jahres bei verschiedenen Gelegenheiten selbst überzeugen:

Im März bei einer großen Übung im Kraftwerk Lippendorf. Hier wurde das Zusammenwirken der Freiwilligen Feuerwehren aus dem Einzugsgebiet des Kraftwerks, der MIBRAG und der Werksfeuerwehr Böhlen Lippendorf bei der Personenrettung im Havariefall geprobt. Die Eigenheiten an den Örtlichkeiten im Betrieb machen Einsätze dort zu besonderen Herausforderungen. Eindrucksvoll war dabei die Zahl der Einsatzkräfte und –technik, die sehr gut miteinander koordiniert wurden.

Am Vormittag des 8. Mai wurde es dann ernst. Bei einem Brand in einem Wohnhaus in der Alten Poststraße, in der sich auch unsere Geschichtswerkstatt befindet, war es nötig, eine Jugendliche aus dem brennenden Haus zu retten. Sie wurde mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung anschließend ins Krankenhaus gebracht. Der Brand konnte relativ schnell unter Kontrolle gebracht werden, aber der Schaden war empfindlich. Wochenlang konnten die Wohnungen nicht genutzt werden, weil die Versorgungsleitungen durch das Feuer stark beschädigt waren. So war es auch Aufgabe der Gemeinde zumindest für zwei Familien eine Ersatzunterkunft bereit zu stellen.

Mindestens genau so spektakulär war der Einsatz, der im September wegen der Entschärfung von zwei Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Vorfeld des Tagebaus Schleenhain notwendig wurde. Der Gefahrenkreis reichte bis in die Ortslage Lippendorf. Deshalb machte sich neben der Sperrung der Staatstraße S 71 auch die Evakuierung des Ortsteils mit ca. 130 Einwohnern erforderlich, die hauptsächlich in den Händen der Feuerwehr lag. Das Gerätehaus Neukieritzsch diente zudem als Lagezentrum. Weil der Einsatz, der unter Federführung unseres Hauptamtsleiters Andreas Gohr wochenlang vorher vorbereitet wurde, an einem Vormittag in der Woche stattfand, waren die meisten Lippendorfer auf Arbeit, in der Schule, im Kindergarten oder bei Angehörigen untergekommen. Einige wenige nutzten die Gelegenheit Unterkunft in der Parkarena zu nehmen.

Ein Einsatz, der vielleicht kaum wahrgenommen wurde, aber die Umstände des Dienstes in einer Freiwilligen Feuerwehr deutlich macht, fand in der Nacht des Heiligen Abend zum 1. Weihnachtsfeiertag statt. Die Feuerwehren aus Großzössen und Kahnsdorf wurden wegen des hohen Wasserstands an der Wyhra im Bereich der Ortslage Großzössen alarmiert. Genau in der Zeit, in der wir es uns nach Bescherung und Kartoffelsalat in Familie gemütlich machen, rückten die Kameraden aus, um in der dunklen Kälte, den Zustand der Deiche zu kontrollieren. Eine akute Gefahr war trotz des außergewöhnlichen Wasserstands Gott sei Dank nicht gegeben. Dennoch sollte man Zeit und Umstände eines solchen Einsatzes für die Kameraden einmal versuchen nachzuvollziehen.

Abgesehen von diesen Einsätzen machen die Kameraden viele tolle Events möglich: die Brauchtumsfeuer Anfang Januar, Maibaumsetzen, Tage der offenen Tür, bei denen die Technik zu bestaunen ist, das legendäre Parkfest in Kahnsdorf, Halloween in Neukieritzsch, Weihnachtsbaumschmücken in Lobstädt, Weihnachtsmarkt in Kieritzsch und Kahnsdorf. Wenn ich hier was vergessen habe, bitte ich um Entschuldigung! All das ist das Ergebnis eines tollen Engagements, für das jeder Dank zu wenig ist!

Auch die Personalveränderungen in der Gemeinde haben großes Interesse hervorgerufen: Sorge bereitete mir zunächst der Wunsch unserer Kämmerin Kathrin Herwig, sich beruflich zu verändern. Sie war in der Vergangenheit immer Garant für solide Gemeindefinanzen, auch in Zeiten klammer Kassen. Froh war ich, dass wir mit Halina Wenner schnell die richtige fanden, die das nötige Rüstzeug mitbringt, diesen Kurs weiter zu verfolgen.

Im Einwohnermeldeamt verstärkt Herr Heinze seit Anfang des Monats unser Team. Gleiches gilt für Frau Atzler seit Mitte Januar im Standesamt. Leider ist es uns bisher nicht gelungen, die vakante Stelle im Bauamt zu besetzen. Hier trifft uns der Fachkräftemangel mit voller Wucht.

Noch vor dem Ende des Schuljahres hatten die Schüler der Grundschule Deutzen Gelegenheit ihre ehemalige Hausmeisterin, Frau Schieferdecker in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden. Das kleine Programm, das die Kinder einstudierten sorgte trotz des eigentlich freudigen Anlasses für ein paar Tränen der Rührung bei ihr.

Aus gesundheitlichen Gründen verabschiedeten wir im Mai Andreas Bodenlos aus dem Gemeinderat. Seit 2009 honorierten ihm die Wähler sein Engagement im Verein Neue Helene und damit verbunden bei der Organisation des Ortslebens in Großzössen. Von Beginn seiner Tätigkeit als Gemeinderat für die CDU-Fraktion konnte er sich bei den Wahlen fast immer über die besten Einzelstimmenergebnisse freuen. Wir wünschen ihm für die Zukunft nur das Beste.

Für ihn rückte Matthias Reding aus Neukieritzsch auf der CDU-Liste in den Gemeinderat nach.

Ansonsten war das Jahr 2023 ein Jahr der Jubiläen:

Im August feierte die Firma ARE in Deutzen ihr zehnjähriges Bestehen. ARE steht für Altlastensanierung, Revitalisierung und Entsorgung. Der Betrieb ist europäischer Marktführer im Bereich der thermischen Bodenbehandlung und kann mit der Betriebszeit des Vorgängerunternehmens auf eine Erfahrung von 30 Jahren in diesem Metier verweisen.

Seit 25 Jahren haben wir in Neukieritzsch eine richtige Kirche. Das Jubiläum dazu wurde im September gefeiert. Sie trägt den Namen Katharina von Bora einer Tochter unserer Gemeinde, der Ehefrau des Reformators Martin Luther. Erwähnen muss ich hier, dass der Anstoß für die Errichtung des ersten Kirchenneubaus in den neunziger Jahren in Ostdeutschland von meinem Amtsvorgänger Lutz Briegel kam.

70 Jahre des Bestehens feierte der Kleingartenverein Unter den Linden in Neukieritzsch. Mit einem engagierten Vorstand und fleißigen Mitgliedern kann sich der Verein über ein reges Vereinsleben, einen geringen Leerstand und eine wirklich schmucke Anlage freuen.

Stolze 140 Jahre kann seit letztem Jahr der Kegelverein Neuntöter Saxonia aus Lobstädt vorweisen. Der aktenkundig vermutlich älteste, noch aktive Kegelverein Deutschlands erfreut sich bester Vitalität. Das Datum war sogar einem Reporterteam des MDR einen Besuch zur Jubiläumsfeier wert.

Nicht ansässig, aber auf dem Gemeindegebiet tätig, ist der Naturförderverein Ökologische Station Borna Birkenhain. Kurz einfach Ökostation genannt, feierte der Verein sein 30. Jubiläum. Die Gemeinde Neukieritzsch ist Vereinsmitglied. Auf dem Gebiet der Landschaftspflege und der Umweltbildung leistet die Ökostation eine herausragende Arbeit in der Region, in der Gemeinde hauptsächlich an den Lobstädter Lachen. Im Teil über die Forelle in Kieritzsch habe ich den Beitrag der Ökostation ja bereits erwähnt.

Als Zeichen dafür, dass der Strukturwandel in greifbare Nähe rückt, gab es zahlreiche Termine die sich mit der Planung unserer künftigen Welt beschäftigten:

Der Masterplan für die Energielandschaft Grüne Pleiße der bereits 2022 begonnen wurde, ist zwischenzeitlich fertig. Das Team von LE Regio und der Stadtland GmbH um Frau Dr. Heymann, Uwe Ferber und Constanze Weiß brachten mit einer faszinierenden Schlagzahl an Veranstaltungen die verschiedensten Akteure in den Bereichen Wasser, Tourismus und Energie zusammen. Bürgerbeteiligung war ausdrücklich erwünscht und das Angebot wurde rege genutzt. Obwohl das Plangebiet nur die Städte Böhlen, Rötha und unsere Gemeinde umfasst, fand das Projekt auch Interesse bei unseren Nachbarn vor allem in Regis-Breitingen. Die Pilotprojekte in unserer Gemeinde Energiepark Witznitz und Kulturpark Deutzen werden nun mit weiteren Projekten u.a. an der Ökokirche Deutzen und dem Rittergutspark Kahnsdorf erweitert.

Die Vorstellung der Endfassung fand am 08. Dezember im Kulturhaus Böhlen im Beisein von Staatsminister Thomas Schmidt statt. Die Übergabe erfolgte letzte Woche im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt Rötha. Der Masterplan erschließt uns hoffentlich weitere Fördermöglichkeiten für die Realisierung der einzelnen Projekte.

Auch bei der Erstellung des Masterplans zum Tagebau Schleenhain wurde zur Bürgerbeteiligung aufgerufen. Der Masterplan soll die Entwicklung der neuen Seenlandschaft beschreiben, die die Region um den Tagebau nach dem Ende der Kohleförderung nehmen soll. Es handelt sich sozusagen um den Anschluss des Abschlussbetriebsplans für Schleenhain.

Ebenfalls mit der Region um den Tagebau Schleenhain beschäftigt sich ein Modellvorhaben des Landkreises. Das Vorhaben Gestaltung Resilienter Infrastrukturen soll Region und deren Verwaltung fitmachen für die Herausforderungen die auf sie in Struktur- und Klimawandel zukommen. Wasserverfügbarkeit, Gestaltung des Wohnumfelds und Fachkräftemangel sollen hier betrachtet und entsprechende Lösungswege in diesem Spannungsfeld erarbeitet werden.

All das wird von der Kommunalen Wärmeplanung abgerundet, die wir gemeinsam mit den Nachbarkommunen auf den Weg bringen wollen. Die Stadt Böhlen hat hier den interkommunalen Förderantrag gestellt, der auch positiv beschieden wurde.

Große Aufmerksamkeit nicht nur in unserer Bürgerschaft erhielten die in Aussicht stehenden Großinvestitionen der Wirtschaftsunternehmen auf unserem Gemeindegebiet. Hier handelt es sich ausschließlich um Projekte, die die wirtschaftliche Entwicklung der Energiegemeinde Neukieritzsch in Zukunft voranbringen können. Mit Anlagen für moderne klimafreundliche Energieerzeugung besteht die Chance, dass weiterhin Gewerbesteuern für die Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens in die Gemeindekasse fließen. Ein zweiter Effekt dieser Vorhaben ist der Erhalt von Industriearbeitsplätzen in unserer Region. Das ist besonders wichtig, da uns nach dem Ausstieg aus der Kohleverstromung 2035 Tagebau und Kraftwerk nicht mehr in dem Maß wie bisher als Steuerzahler und Arbeitgeber zur Verfügung stehen.

Am Standort in Lippendorf plant die LEAG ein modernes Gaskraftwerk, das in der Perspektive auch mit Wasserstoff betrieben werden kann. Mit einer Leistung von ca. 870 MW ist es in der Lage es etwas weniger, als die Hälfte des heutigen Kohlekraftwerks zu produzieren. Die Experten der LEAG standen in zwei Infoveranstaltungen im Ortschaftsrat den Lippendorfern und Kieritzschern Rede und Antwort. Im Ergebnis dessen wurden im Rahmen der öffentlichen Auslegung der Planungsunterlagen aus der Bürgerschaft mehrere Einwendungen eingereicht. Das ist im Rahmen des Genehmigungsverfahrens gesetzlich vorgesehenes Mittel der Bürgerbeteiligung.

Weitere Vorhaben sind der „GreenPowerPark“ am Standort der ehemaligen Brikettfabrik Großzössen und der Energiepark Kleinzössen. Mit dem „GreenPowerPark“ könnte ein hochmodernes Rechenzentrum mit Batteriespeicher und Wasserstoffproduktion entstehen, für die Energieversorgung dieses Betriebs, eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage am Südufer des Hainer Sees. Ca. 120 Arbeitsplätze stehen hier in Aussicht. Das Areal der Brikettfabrik Großzössen war bis in die 90 er Jahre mit einem Industriebetrieb bebaut. Nach dessen Abriss verfolgte die Gemeinde in ihrer Flächenplanung auch weiterhin in Teilen eine gewerbliche Nutzung.

Auch zu diesen Vorhaben erfolgten mehrere Bürgerinformationsveranstaltungen in Großzössen und Lobstädt. Dort wurden die Vorhaben jedes Mal sehr kontrovers diskutiert. Im Ergebnis dessen wurden sieben Bürgerbegehen gegen die entsprechenden Gemeinderatsbeschlüsse angemeldet, fünf davon eingereicht und vier per Beschluss als zulässig im Gemeinderat angenommen. Am 25. Februar werden die Wählerinnen und Wähler in der Gemeinde über den Bestand der Beschlüsse abstimmen können. Die Gemeinde Neukieritzsch erkennt so, mit Gemeinderat und Verwaltung das Recht der Bürger auf Bürgerentscheid in vollem Umfang an. Die Prüfung der Bürgerbegehren war eine besondere Herausforderung für unsere kleine Gemeindeverwaltung.

Dennoch werden die Diskussionen um die Vorhaben selbst und um die Ausgestaltung der Bürgerentscheide von den Initiatoren mit ungewohnter und wie ich finde mit unbegründeter Schärfe geführt. Ich bedauere das sehr und betrachte die Entwicklung mit Sorge, wenn einseitig der Respekt aufgekündigt wird.

Für die Bürgerentscheide, die Kommunal- und Europawahlen am 09. Juni und die Landtagswahlen am 01. September wünsche ich mir einen respektvollen Diskurs. Das heißt, dass die Konkurrenten ihrem Gegenüber den Respekt erweisen, den sie für sich selbst von anderen einfordern. Kritik und kontroverse Meinungen sollen ausdrücklich zur Sprache kommen. Sie sollen zum Nachdenken anregen und bestenfalls für eine Lösung sorgen, die allen weitgehend gerecht wird. Menschenverachtende und hasserfüllte Botschaften sind weder Kritik noch Meinung. Sie zerstören das Miteinander das unsere Gesellschaft, unsere Gemeinschaft nicht nur in unserer kleinen Welt in Neukieritzsch ausmacht.

Aber wir wollen doch weiterhin die vielen kleinen Dinge, die ich eingangs erwähnt habe weiterhin gemeinsam gestalten und genießen. Wenn wir auch manchmal in verschiedenen Welten leben, wir haben nur diese eine.

Am Ende des Songs der Dire Straits, aus dem ich zu Beginn meiner Rede zitiert habe heißt es:

„We are fools to make war on our brothers in arms“.

Wir sind Narren wenn wir Krieg führen, gegen unsere Brüder.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Glückauf!

Ihr Bürgermeister Thomas Meckel