Am 6. Mai 2023 fand in Neukieritzsch am Gedenkstein Lippendorf sowie am Ehrendenkmal in Pulgar gemeinsam mit dem Geschichstverein Zöschen e. V. sowie niederländischen Gästen unter Teilnahme des Landrates Herrn Graichen, des Standortleiters der DOW, Herr de Smet, Pfarrer Piehler, BM a. D. Werner Eißner, Vertreter des Gemeinderates und Vertreter des Heimatvereins Lippendorf-Kieritzsch eine Kranzniederlegung zum Gedenken an die verschleppten niederländischen Zwangsarbeiter und die Opfer des Krieges statt.
„Der Morgen verheißt einen strahlenden Frühlingstag. Aber in den Gemeinden Beverwijk und Velsen Nord herrscht das blanke Entsetzen. 486 junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren werden zusammengetrieben von den deutschen Besatzern und ihren niederländischen Helfern, mit Schlägen in Überfallwagen gestoßen, vor einem Kino ausgeladen, in das Gebäude getrieben. Junge Burschen, bisher umsorgt, behütet von ihren Familien. Junge Leute, die keiner Fliege etwas zuleide tun konnten.“ So der Bericht des Augenzeugen Frans Hommes.
Die Gemeinden Beverwijk und Neukieritzsch verbindet ein tragisches Geschehen im Jahr 1944, zudem hunderte junge Menschen aus den Niederlanden durch deutsche Besatzungsbehörden zur Zwangsarbeit u.a. in Lager auf unserem Gemeindegebiet verschleppt wurden. Viele von ihnen erlebten das Kriegsende nicht mehr. Sie waren Nachbarn, Freunde, Söhne. Wir treffen uns hier und heute, um dieser schrecklichen Ereignisse und den Opfern des Krieges zu gedenken.
Dass der Frieden in Europa auch heute nicht selbstverständlich ist, müssen wir seit dem 24. Februar des vergangenen Jahres erfahren. Wenige Autostunden von uns entfernt ist es Realität, dass täglich Menschen sinnlos sterben. Junge Menschen im Alter derer, denen wir heute gedenken, töten als Soldaten andere und sie werden getötet. Eine unerträgliche Vorstellung, nicht nur für die, die Kinder in dem Alter haben.
Wir, Niederländer und Deutsche sind inzwischen als Teile eines freien, friedlichen und wehrhaften Europas freundschaftlich verbunden. Keiner von uns ist für das, was damals geschehen ist verantwortlich. Trotzdem ist die heutige Realität ein deutliches Zeichen dafür, dass die Erinnerung an die Schrecken des Krieges weiterhin dringende Notwendigkeit bleibt. Wenn die gemeinsame Erinnerung dazu führt, Gleichgesinnte über Ländergrenzen zusammenzubringen, Freundschaften aufzubauen und zu pflegen, bietet uns diese Notwendigkeit auch etwas Gutes.