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Gemeindebote - Amtsblatt der Gemeinde Neukieritzsch mit den Ortsteilen
Ausgabe 6/2025
Nichtamtlicher Teil
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Erklärung der Standortbürgermeister zur Sicherung des Produktionsstandortes der DOW in Böhlen - Lippendorf

Mit großer Besorgnis nahmen wir Bürgermeister der Standortkommunen die Pressemitteilung der DOW vom 24. April zur Kenntnis, in der eine mögliche Schließung der Produktionsanlagen angekündigt wurde.

Am Industriestandort Böhlen–Lippendorf sind derzeit bei der DOW ca. 650 Mitarbeiter beschäftigt. Das sind zum größten Teil Menschen aus unserer Region. Aus der dadurch begründeten Verbundenheit und der gepflegten guten Nachbarschaft mit dem Betrieb konnte über Jahre hinweg eine große Akzeptanz bei den Einwohnern unserer Städte und Gemeinden erarbeitet werden. Wir sind überzeugt davon, dass eine vergleichbare Situation nur an wenigen anderen Orten zu finden sein wird. Nicht zuletzt profitieren auch der Landkreis Leipzig und der Freistaat Sachsen vom Steueraufkommen der hiesigen Chemieindustrie.

Das mitteldeutsche Braunkohlerevier, in dem wir uns befinden, steht im Zuge des Ausstiegs aus der Kohleverstromung ab 2035 ohnehin vor einer riesigen Herausforderung, die sich auf dem regionalen Arbeitsmarkt erheblich auswirken wird. Eine Verstärkung dieser Entwicklung auf dem Gebiet der Chemieindustrie bringt nicht nur die Zukunftsperspektive und den Wohlstand der Menschen und der Region, sondern auch die Demokratie als Ganzes in Gefahr. Das sehen wir mit großer Sorge!

Als Bürgermeister der Städte Böhlen, Zwenkau, Rötha und der Gemeinde Neukieritzsch möchten wir vor allem den Beschäftigten bei der DOW in Böhlen–Lippendorf unsere Unterstützung beim Ringen um ihre Arbeitsplätze zusichern. Wir bekräftigen auch gegenüber dem Unternehmen noch einmal, dass der Erhalt des Industriestandortes nicht an einer mangelnden Zusammenarbeit mit den Standortkommunen scheitern soll.

Nachdem bereits im November letzten Jahres in der Presse berichtet wurde, dass der Standort in unserer Nachbarschaft auf dem Prüfstand stehen wird, suchten wir das Gespräch mit der Geschäftsleitung. Wir boten unsere Kooperation bei der Suche nach Wegen für den Erhalt des Chemiestandortes an. Parallel dazu suchten wir unsererseits auch den Kontakt mit dem Landkreis und der Staatsregierung. Dort ist es uns weitgehend gelungen, die nötige Aufmerksamkeit zu erhalten.

Leider war die vorgezogene Bundestagswahl und der folgende Prozess der Regierungsbildung mit dem damit verbundenen Stillstand in der Bundespolitik in dieser Konstellation nicht förderlich. Hier fehlte es an der erforderlichen Aufmerksamkeit auf der Bundesebene für die Ankündigung der DOW vom November des letzten Jahres. Viel Zeit ging hier ungenutzt verloren.

Wir, die Bürgermeister der umliegenden Standortkommunen, appellieren daher nachdrücklich an die Unternehmensführung, verbindliche Aussagen zur Weiterführung und Entwicklung des Standortes Böhlen zu treffen. Nur auf einer solchen Grundlage kann das Vertrauen der Menschen in die Zukunft der Region erhalten bleiben.

Zugleich möchten wir erneut bekräftigen, dass wir als kommunale Vertreter bereit sind, aktiv an einer Lösung mitzuwirken. Was können wir konkret tun, um unterstützend beizutragen? Welche Möglichkeiten und Alternativen zur Sicherung und Weiterentwicklung des Standortes sehen Sie, und wie können wir diese konstruktiv begleiten?

Wir unterstützen die Forderung der IGBCE nach der Präsenz der Bundesregierung hier vor Ort mit Nachdruck!

Wir fordern die politischen Verantwortlichen und Entscheidungsträger auf, sich der Tragweite eines möglichen Verlustes des DOW-Standortes bewusst zu werden und sich mit aller gebotenen Verpflichtung gemeinsam mit den Beschäftigten, dem Unternehmen und der Kommunalpolitik für eine langfristige und planungssichere Standortsicherung einzusetzen.

Böhlen-Lippendorf, 16. Mai 2025

Dietmar Berndt, Bürgermeister

Stadt Böhlen

Thomas Meckel, Bürgermeister

Gemeinde Neukieritzsch

Pascal Németh, Bürgermeister

Stadt Rötha

Holger Schulz, Bürgermeister

Stadt Zwenkau