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Spreeauen-Bote - Amtsblatt der Gemeinde Malschwitz
Ausgabe 2/2023
Schulen und Kindertagesstätten
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Schule Baruth – die 60ger Spezial

Hallo, meine lieben Leser!

Nun wird es aber Zeit, von meinem ehemaligen Schulgarten und den damaligen Aktivitäten darin zu berichten, für den es amtlicherseits ab 1990 keine Verwendung mehr gab. Schade! Denn der größte Teil der Schüler der Unterstufe nahm mit Freude und Begeisterung am Schulgartenunterricht teil, war er doch im Freien ein Ausgleich zu den Stunden in meinen Räumen. Er bot eine gute Verbindung zwischen Theorie und Praxis und trug mit dazu bei, auch schon die jüngeren Kinder, zur Teamarbeit zu erziehen.

Einige unter euch werden sich jetzt fragen: Schulgarten? Ja, wo befand dieser sich denn? Er war gegenüber des einstigen Jugendklubs und der alten Kegelbahn, also auf dem Gelände des heutigen „Anglerheims“ mit dem Parkplatz und dem angrenzenden Wiesenstück. Schon im Schuljahr 1951/52 wurde er vom damaligen Biologielehrer, Herrn Müller, mit älteren Schülern und seiner späteren Frau angelegt. Er diente anfangs nur dem Biologieunterricht und der Arbeitsgemeinschaft „Junge Naturforscher“ zu den Themen Insekten- und Windbestäubung, Blütenbau der Obstbäume, Bau eines Terrariums und Beobachtung der Tiere darin, sowie deren Pflege. Auch das Veredeln der Rosen und Obstbäumen wurde praktiziert. Im Sommer 2022 vor dem „Konzert am Rosenbeet“ erlauschte ich ,„direkt vor meiner Nase“, ein Gespräch über längst vergangene Schulzeiten, als der Schulgarten noch in seinen Kinderschuhen steckte. Herr I. Knobloch, jetzt wohl 80jährig, erzählte begeistert, dass er das Veredeln im Schulgarten erlernt und später in seinem eigenen Garten angewandt habe. Dieses Wissen habe er für sein Leben erlernt. Ebenfalls erinnerte er sich an ein Experiment, welches leider nichts brachte. Das Pfropfen eines Triebes von einem Pflaumenbaum auf einem Apfelbaum.

Aus den lückenhaften Aufzeichnungen der Schulchronik vom Jahr 1960 kann man schlussfolgern, dass es das Fach „Schulgarten“ für die Unterstufe noch nicht gegeben hat. Weil aber zu dieser Zeit in der DDR der Maisanbau für die Tierfütterung erstmals Bedeutung erlangte und in Baruth die LPG „Freie Erde“ gegründet worden war, verpflichtete sich die 7. Klasse, durch ihre Versuche im Maisanbau im Schulgarten, den Bauern ein Beispiel zu schaffen. Besonders wollten sie ihnen damit die günstige Aussaatzeit und die richtige Düngung demonstrieren. .Für die Schüler der Unterstufe, heute Grundschule, wurde erst 3 oder 4 Jahre später, später, das Fach „Schulgarten“ obligatorisch eingeführt und Frau Wenzel leitet den Unterricht. Sie war, wie Frau Inge Gärtner ca. 1963 in mein Lehrerkollegium gekommen. Das Foto zeigt das Kollegium bei einem Ausflug in den Spreewald. Als Frau Ingeborg Kabisch, im Schuljahr 1966/67, ihre Lehrertätigkeit in Baruth begann, übernahm sie unter anderen den Schulgarten als Hauptverantwortliche. In den großen Ferien 1966 hörte ich Sägen und Klopfen vom Schulgarten her. Was war denn dort los? Die Kinder konnten es ja nicht sein. Beim genauen Hinhören erkannte ich die die Stimmen einiger Lehrer und ich wusste, sie begannen den Neubau einer Schulgartenhütte.

Der alte Schuppen war für die Geräte viel zu klein. Also ergriffen meine Lehrer die Initiative und erbauten, ehrenamtlich, ein neues, schönes Gerätehaus.

Für die Stärkung der fleißigen Arbeiter sorgten die Kolleginnen.

Erkennt Ihr vielleicht den einen oder anderen hier?

Frau Kabisch unterrichtete das Fach mit Freude und Elan. Die übertrug sich natürlich auch auf ihre Schüler. Sie erlernten das Vorbereiten für die Aussaat, das Säen und Pflanzen, die Pflegearbeiten, das Ernten und natürlich auch die Bezeichnung der Gartengeräte, deren richtige Handhabung und Pflege. Den Stalldung lieferte kostenlos die LPG. Das Umgaben erlernten aber erst die Schüler der 4. Klasse, doch für größere Flächen erhielten sie Unterstützung aus der Oberstufe. Allerdings erblickte ich abends sehr oft die Familie Kabisch bei diversen Tätigkeiten im Schulgarten. Sie wohnten ja ganz in der Nähe und kannten den Durst ihrer Pflanzen. Anfangs musste das Wasser aus dem Schulteich geholt werden. Keine Angst, niemand ist dabei ins Wasser gefallen. Um diese Schlepperei aber zu beenden, wurde bald eine Wasserleitung gelegt. Ich weiß noch, dass eine meiner 10. Klassen die Erdarbeiten übernahm. Das war das Abschiedsgeschenk an mich, ihre Schule. Heute ist davon leider nichts mehr zu sehen. Die große Betonwanne mit den Wasserhähnen wurde nach dem Fall der Mauer abgebaut. Das Fach „Schulgarten“ fiel mit der „Wende“. Die „Schulgartenhütte“ aber hat die Zeit überdauert. Sie wird von den Anglern genutzt und wurde sogar durch einen Anbau erweitert. Viele Erinnerungen an die Schulgartenzeit konnte ich in Gesprächen ehemaliger Schüler hören. Eine Schülerin der 4. Klasse erzählte ihren Eltern sehr stolz, dass sie sich nicht wundern brauchen, dass so viele Radieschen im Garten madig waren. Radieschen vertragen keine Düngung mit Mist. Danach klärte sie ihre Familie auf, dass Radieschen auch gern als Markiersaat genutzt werden. Der schönste Moment war für alle Schüler das Ernten von Salat, Kohlrabi, Möhren, Bohnen, Gurken und sogar Zwiebeln. Die Zwiebelernte fiel allerdings immer in den Zeitraum der Sommerferien und so übernahmen Hortnerinnen und die Ferienkinder diese. Das Gemüse aus dem Schulgarten war sehr begehrt. An erster Stelle wurde die Schulküche beliefert, danach erfolgte der Verkauf an die HO (ein Laden an der Hauptstraße, wo heute der Lebensmittelmarkt Rietscher ist.) Der Erlös kam den Schulgartenkindern zu gute. Die Arbeit im Schulgarten brachte viele, wunderbare Naturerlebnisse. Eines Tages sah ich die Kinder zu einem Baum schleichen, weil sie seltsame Vogelgeräusche hörten, doch bei näherer Kontrolle entpuppte sich der Vogel in einen Laubfrosch. Und falls ihr euch jetzt fragt, was denn im Winter im Fach Schulgarten unterrichtet wurde, dann kann ich diese Frage sofort beantworten. Der Lehrplan sah viele theoretische Dinge vor, die mit Dias oder Filmen und Tafelbildern erklärt wurden. Im Herbst wurden Naturmaterialien gesammelt, welche dann zum Basteln genutzt werden konnten. Frau Kabisch nahm mit ihren Schulgartenkindern auch an Wettbewerben teil und ich kann euch mit Stolz erzählen, der Schulgarten gehörte zu den besten im Landkreis.

Ihr merkt, es war niemals langweilig und ich habe euch noch so viel zu erzählen. Bis bald!

Es grüßte euch herzlich

Eure Schule