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Spreeauen-Bote - Amtsblatt der Gemeinde Malschwitz
Ausgabe 4/2023
Schulen und Kindertagesstätten
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Schule Baruth - weiter in den 60ern

Hallo, mein Lieben, die ihr noch immer an allem, was unter meinen Dächern und außerhalb passierte, interessiert seid. Eigentlich wollte ich ja heute mit euch in die 70er-Jahre gehen und habe euch schon mit dem Spruch „Komm, wir machen eine Reise“ neugierig gemacht. Nun, da müsst ihr euch doch noch ein wenig gedulden, denn heute berichte ich erst einmal über die Schulbücherei und von der Schaffung weiterer Fachkabinette.

Die Schulbücherei bestand fast seit der Anfangszeit meines Daseins. In der 1. Etage des Gebäudes I gab es einen großen Wandschrank, der die Bücher dafür aufnahm. Davor fanden 1-2 mal wöchentlich die Ausleihvorgänge statt. Zwei interessierte Schülerinnen übernahmen diese Arbeiten meist in den großen Pausen. Sie waren auch für das Inventarisieren der jährlichen Neuzugänge verantwortlich. Bei ihren Tätigkeiten wurden sie von einer meiner Deutschlehrerinnen unterstützt, die gleichzeitig ehrenamtliche Vertriebsmitarbeiterin im „Haus des Buches“ auf der Karl-Marx-Straße in Bautzen war. Neuerscheinungen aus dem Kinderbuchverlag stellte sie vor und organisierte Kaufmöglichkeiten für Schüler und Eltern. All diese Maßnahmen hatten das Ziel, das Schüler von sich aus den Weg zum Buch fanden. Wenige Jahre danach luden Vierertische mit Stühlen vor dem Wandschrank zur Einsichtnahme in die Bücher ein. Nun fehlte nur noch ein Raumteiler, der diese „Leseecke“ vom Flur abtrennte. Darauf mussten die Schüler und Lehrer allerdings bis 1980 warten. So ein Raumteiler war nicht so einfach finanzierbar und so schmiedeten Schüler der 10. Klasse im Fach PA (Produktive Arbeit) unter Anleitung ihrer Patenbrigade - der Schlosserei des Astikwerkes Baruth - diesen Raumteiler mit dem Motiv unserer Heide- und Teichlandschaft. Es war sogleich das Abschiedsgeschenk dieser Klasse an mich. Ich finde es bedauerlich, dass die Widmung dazu in meiner Zeit der Zugehörigkeit zur Schule Malschwitz 1992 abgetrennt wurde. Doch ich habe auch Verständnis dafür. dass in den Zeiten des Umbruchs von Relikten aus der DDR Abstand genommen wurde. Der Raumteiler blieb bis zu Beginn der aktuellen Bauphase im Herbst 22 mein Inventar. Ich würde mich freuen, wenn er den Weg zu mir zurück finden würde. Es gibt sicher irgendwo einen passenden Standort.

Die Fachkabinette waren für alle Schüler besonders und ich habe so viel überlegt und gegrübelt, doch wann genau sie eingerichtet wurden, das weiß ich nicht mehr. Es muss irgendwo zwischen den Jahren 1967 und 1970 gewesen sein. Sollte es jemand von euch Lesern wissen, gebt mir doch bitte Bescheid. Es genügte nun nicht mehr, dass es Fachkabinette für Biologie, Chemie, Physik, Astronomie, Musik und Werken gab, denn erfolgte eine staatliche Anordnung. So kam es, dass innerhalb eines Jahres, meine Lehrer in den Ferien, außerhalb der Unterrichtszeiten und an den Wochenenden, und selbstverständlich unentgeltlich, die Fachkabinette, durch Frau Richter und Frau Pietsch, Deutsch durch Herrn Gärtner und Geografie und Geschichte durch Frau Müller gestaltet wurden. Anregungen dazu holten sie sich aus Fachliteratur, aus ihrer Arbeit in den entsprechenden Fachkommissionen des Kreises Bautzen und natürlich aus eigenen Erfahrungen und Vorstellungen. Von der Einrichtung des Kabinetts für Geo und Geschichte kann ich euch erzählen, dass die Lehrerin in 2 andere Schulen des Oberlands fuhr und sich bereits fertige Kabinette ansah. Am besten gefiel ihr in Kirschau das Anbringen der Landkarten, welche hintereinander und herausziehbar an der Decke hingen. Dies ließ sich auch bei mir in Baruth verwirklichen. Mein Hausmeister führte die Arbeiten nach gründlicher Absprache aus und sicher erinnert ihr euch noch an die viele Karten. Nun war es möglich, dass während des Unterrichts, ohne großen Zeitverzug, mehrere Karten genutzt werden konnten. Hinter den Karten stand ein rollbarer Sandkasten, der vor allem in den 5. Klassen genutzt wurde um Landschaftsprofile zu formen. Könnt ihr euch noch an die glaziale Serie, die Flach- und Steilküsten der Ostsee, das Profil des Herzens des Harzes mit Oberharz und Unterharz usw. erinnern? Sogar der Limes wurde in Geschichte gebaut. Die wenigsten werden sich vielleicht erinnern, aber die Karten verdeckten einen Schaukasten. In diesem stapelten sich passende Dia-Serien, selbstgefertigte Symbole für Bodenschätze, Industriezweige und vieles mehr. Die Symbole konnten zügig das entstehende Tafelbild ergänzen, denn sie waren auf Magnete geklebt. Links neben den Karten führte ein Tür in ein kleines Lehrmittelzimmer. Dort lagerten weitere Karten und Anschauungsbilder. Alle waren nummeriert und schnell zu finden. In einem alten Schrank, der noch aus meiner Vorgängerschule (heutiges Wohnhaus am Friedhof) stammte, lagerten in Schubfächern wahre Schätze in Form einer Gesteinssammlung. Oben auf dem Schrank lagerten gelieferte Klassensätze für die Klassen 5 - 10 mit weiteren Gesteinen. Damit war eine echte Anschauung möglich, denn die Steine wurden den Schülern ausgehändigt und auf den Schulbänken daran z.B. um beim Granit auf die 3 Hauptbestandsteile „Feldspat, Quarz und Glimmer, die 3 vergess‘ ich nimmer“ aufmerksam zu machen. Ja, diesen Spruch habe ich so oft aus dem Zimmer Nummer 13 gehört und ich bin mir sicher, dass du lieber Leser ihn auch in den Erinnerungen hören kannst. Witzbolde machten daraus allerdings folgendes Ende…“die 3 vergess‘ ich immer!“ Doch zurück zum Fachkabinett. Könnt ihr euch erinnern, dass eine Tafel der Erdzeitalter mit ergänzbaren Maniperm-Beschriftungen die nicht mehr benutzte Tür zum Schulpark verdeckte? Ja sogar ein Stapel Atlanten lag in einer Ecke. Wie oft sah ich Schüler, die sich schnell einen nahmen, weil sie ihren wieder einmal zu Hause vergessen hatten oder er einfach wegen „Überfüllung“ nicht mehr in die Schultasche gepasst hatte. Der Dia-Projektor war übrigens eine tolle Erfindung, die den Unterricht interessanter machte. Viele Folien wurden durch meine Lehrkräfte erstellt.

Vielleicht wisst ihr noch etwas über die Entstehung der anderen Fachkabinette - lasst es mich gern wissen. Meine Erinnerungen sind nun mal nicht vollständig, den Anspruch habe ich auch gar nicht. Denkt immer dran, ich bin schon etwas älter und habe so viele Geschichten erleben dürfen. Ich habe so viele Freiwillige hier werkeln sehen, egal ob Lehrer, Eltern, Patenbrigaden oder Dorfbewohner - es war damals so üblich. Eine helfende Hand wurde gebraucht und es kamen viele. Dafür bin ich dankbar - wurde ich doch so auch immer ein stiller Zuhörer und konnte dem bunten Treiben zuschauen. Nächten Monat erzähle ich euch dann einmal, wie Frau Kosk so einfach über Nacht auch Lehrerin für die Oberstufe wurde. Bis dahin, bleibt schön neugierig und seid gegrüßt von eurer Schule