Der Sommer war da und das Schuljahr 1969/70 neigte sich dem Ende entgegen. Für alle meine Schüler bedeutet das bereits Entspannung und Vorfreude auf die großen Ferien. Wer schließlich die Strapazen eines ganzen Schuljahres hinter sich gebracht hatte, der gerät auch in Feierlaune, zumal an einem Sonntag aus sportlichem Anlass, so glaube ich mich zu erinnern, ein Fest auf dem Sportplatz in Baruth gefeiert wurde.
Und wie üblich, so gab es für jedermann genügen zu essen und zu trinken, wobei die Getränke wegen der sommerlichen Temperaturen besonders begehrt waren. Die Erwachsenen erfreute vor allem das Freibier, Schwarzbier aus dem Fass, und die Kinder/Schüler ließen sich alkoholfreies Malzbier und Limonade, ebenfalls aus dem Fass, munden.
Am Montagmorgen darauf stellte die Klassenleiterin meiner 9. Klasse die Anwesenheit ihrer Schützlinge fest. Ich hörte sie fragen: „Wo ist der ...?“ Ein unterdrücktes, vielsagendes Kichern war die Antwort. Dann wurde sie aufgeklärt: „Der ... kann heute nicht zur Schule kommen, er ist noch besoffen von gestern!“ Darauf vernahm ich die perplexe Stimme der Lehrerin: „Was, betrunken? Nein, das kann ich nicht glauben, weiß ich doch genau, er trinkt kein Alkohol!“ Und wieder wussten ihre Schüler mehr als sie. Am Vortag hatte man irrtümlicherweise anstatt des zweiten Fasses Malzbier für die Kinder ein Fass Eibauer Schwarzbier „angestochen“. Als die Verantwortlichen das bemerkten, hatte unser durstiger Schüler bereits davon gekostet und weil das kühle Nass ihm so schmeckte, gleich ein - zwei - oder auch drei Glas ausgetrunken. Eine Teilnahme am Unterricht ließ der Kater nicht zu.
Etwa eine Woche danach war der letzte Schultag gekommen. Bereits am Nachmittag „wuselte“ die 9. Klasse durch einige meiner Räume, denn es galt, ihr Schuljahresabschlussfest vorzubereiten. Die Tafel überdeckte bereits am Plakat mit dem Motto „Die sauren Wochen sind vorbei. Jetzt wird gefeiert. - Seid dabei!“
Schnell waren die Girlanden gespannt und Stühle und Tische zur Tafel zusammengestellt. Vor der Wandtafel wurde das Buffet aufgebaut, welches einige Schülerinnen gemeinsam mit den Elternaktiv „gezaubert“ hatten.
Als Gäste waren Frau Steinert vom Elternaktiv und Frau Schneider von der Patenbrigade Gröditz geladen. Ich, eure ehemalige Schule, hatte viel zu schmunzeln wegen der lustigen Beiträge, die mir „zu Ohren kamen“, sah, wie es allen schmeckte und hätte am liebsten auch, „das Tanzbein geschwungen“ nach der Musik vom Plattenspieler.
Ach, wie viel Frohsinn hab‘ ich in meinem Gemäuer mit all den Klassen im Laufe meines Daseins erleben dürfen! Jeder von euch kann natürlich eigene Geschichten erzählen. Eure Kinder und Kindes-Kinder hören auch gerne zu.
Davon bin ich überzeugt eure alte Schule in Baruther Park.