Gorenzen. „Ich habe sie gesehen und nicht mehr aus den Augen gelassen“, erzählt lächelnd Gerhard Burkhardt (91), als er seine Anni (90) das erste Mal im Herbst 1953 auf ihrer Arbeitsstelle, dem damaligen Walzwerk, erblickte. „Ich war hin und weg.“ Und so begann die Liebesgeschichte der beiden und dauert bis heute an. Seit ihrer Hochzeit am 4. Mai 1957 waren sie nicht einen Tag getrennt und bis heute schlafen sie mit Küsschen und Hand in Hand ein.
Natürlich gehen die Gedanken an solch einem Tag zurück: „Wie schnell sind diese 67 Jahre vergangen. Ich kann mich noch gut erinnern an Gerhards Antrittsbesuch bei meinen Eltern am 1. Mai 1954“, erzählt Anna Burkhardt schmunzelnd. „Gerhard kam schmuck angezogen mit dem Fahrrad von Gorenzen nach Siersleben und stellte sich erstmal vor, bevor er später um meine Hand anhielt. Ja, das gehörte sich so damals. Und meine Eltern nahmen ihn mit offenen Armen auf.“
Hochzeit gefeiert wurde dann am 4. Mai 1957 in der damaligen Siersleber Gaststätte Dittmar mit über 30 Gästen. „Ja und diese sollten natürlich gut versorgt werden“, sagt die Seniorin. „Also haben wir unsere Lebensmittelkarten, für die wir damals Lebensmittel bekamen, aufgespart für den Hochzeitsbraten. Ja, und so wurde es ein wunderbares Fest, für uns unvergesslich.“
Und in Gorenzen haben sich die Eheleute ihr Leben aufgebaut: ein Haus, eine kleine Viehwirtschaft: Schwein, Kaninchen, Hühner. Auch zwei Gärten bearbeiteten sie. Denn es waren ärmliche Zeiten damals. Aber Anna und Gerhard Burkhardt waren fleißig und gemeinsam schafften sie für sich sowie Sohn Gerd (66) ein gemütliches und schönes Heim. „Ja, die beiden haben immer zusammengehalten“, so der Sohn, der seinen Eltern für eine wunderbare, freie Kindheit dankbar ist und sie heute unterstützt, wo immer er kann.
Heute genießen die Eheleute jeden Tag miteinander und haben immer noch ihre Aufgaben. Dazu gehören acht Hühner und ein kleiner Garten am Haus. Und die drei Enkel und zwei Urenkel sind oft zu Besuch und packen ebenfalls zu, wenn Hilfe notwendig ist. „Es ist schön, dass unsere Familie so zusammenhält und wir die Kinder heranwachsen sehen und noch ein Stück begleiten können. Das ist ein Geschenk“, sagt Anna Burkhardt. „Ja, wir können auf ein erfülltes und schönes Leben zurückblicken, manchmal entbehrungsreich, aber wir konnten uns immer aufeinander verlassen. Liebe, Toleranz und gegenseitiges Vertrauen haben uns in all den Jahren verbunden. So teilten wir Freud und Leid miteinander.“
Dem Ehepaar ist nicht nur die Familie wichtig, sondern auch die Dorfgemeinschaft. Durch ihr Engagement für ihren Heimatort sind Anna und Gerhard Burkhardt bis heute beliebt und anerkannt. Ob Freiwillige Feuerwehr, Kleingartenverein oder Volkssolidarität, die die Seniorin über 60 Jahre leitete, sie waren beide mit Leidenschaft und Herz dabei. Deshalb war es dem Ortsbürgermeister Klaus Kirschner sowie dem Bürgermeister der Stadt Mansfeld Andreas Koch ein Bedürfnis zum Ehrentag der Eheleute zu gratulieren.
Heute ist das Leben zwar ruhiger geworden. Aber sie lieben immer noch die Geselligkeit. So feiern sie fröhliche Feste, zu denen Familie und Freunde gern kommen, denn da wird noch gesungen, getanzt und geschunkelt wie früher mit Blasmusik. Und Sohn Gerd macht richtig Stimmung mit seinem Akkordeon.
Auch die Bank vor dem Haus lädt Nachbarn zum Plaudern ein.
„Unser gemeinsames Leben war schön“, blicken beide zurück und schauen sich liebevoll an. „Nun wünschen wir uns Gesundheit und gebe Gott, dass wir noch einige gemeinsame Jahre haben. Und möge Frieden bleiben.“