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Heimatspiegel Verbandsgemeinde Wethautal mit Sitz in der Stadt Osterfeld
Ausgabe 16/2023
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Eine Spreewaldfahrt nicht nur ein Ausflug, Kleinhelmsdorfer Senioren auf dem Pfad der eigenen Geschichte

Mit Höhne Touristik ging’s auf Bustour nach Lübbenau in den Spreewald. Ingrid Genze hatte alles organisiert und der Bus war voll besetzt. Mit der „Bimmelbahn“ vom Parkplatz aus erreichte die Gesellschaft das Stadtzentrum und eine Gaststätte mit gut Bürgerlicher Küche. Jeder konnte seinen Essenswunsch äußern und wurde von zwei jungen Ukrainern bedient. Korrekt, mit einem typischen Akzent und freundlich im Service, war man zufrieden und bestellte gleich noch ein Bier oder einen Eisbecher nach.

Die für die Region bekannte Kahnfahrt in den Spreegewässern bot mehr als den gewohnten Seniorennachmittag. Häuser, bedeckt mit Reed Dächern, offene Hauseingangstüren und freundliche Hauseigentümer boten für den Spreewald typische Waren an. Gurkenhäppchen, Schmalzbrot und auch ein Becher Kaffee stand zur Auswahl. Doch man war durch das Mittagessen gesättigt. Das LEHDE Museum war der erste Haltepunkt und alle mussten den Kahn verlassen, was für uns „Alte“ nicht einfach war. Ein Gruppenbild musste sein.

Und dann ging es in das Museum, alles ebenerdig. Über zweihundert Jahre zurück erinnerte eine Museumsangestellte an das damalige Leben der Menschen. Ein großer Raum mit niedrigen Decken, indem die Bewohner gemeinsam gegessen, geschlafen und gelebt haben. Eine Wäscherolle mit Feldsteinen gefüllt stand in einem Nebenraum und erinnerte, dass eine solche auch beim Bäckermeister Max Weber der Öffentlichkeit zur Verfügung stand. Die Tenne nebenan bot schließlich Platz für die täglichen Arbeitsgeräte. Und nun Staunen über die angrenzende Tierbehausung, hier begann die Erinnerung an die eigene Geschichte.

Wohnhaus und Stall unter einem Dach. Ein Rundschreiben der Provinzialverwaltung in Sachsen-Anhalt erließ 1946 eine solche Reglung und sieben Neubauernhäuser in Kleinhelmsdorf wurden so gebaut, ähnlich wie hier. Marlies Pollok erinnerte sich. Ihre Mutter Frieda Dutkowski lebte mit 5 Kindern nach dem Kriege und der Flucht bei einem Bauer in einem großen Raum. Auch Martina Morawe dachte über Erzählungen Ihrer Eltern Rita und Erwin Neumann nach. Aus Ostpreußen geflohen mussten sie wie viele andere auf engen Raum und wie viele übrigens auch mit deren Eltern unter einem Dach leben, bevor sich Vater Erwin 1959 ein eigenes Haus gebaut hat. Es gab viele Erinnerungen an vergangene Zeiten, z. B. Wäsche in einer großen Wanne mit „Rubbelbrett“ und „Wurzelbürste“ waschen oder auch der Toilettengang aufs „Plumpsklo“. Die Spreewaldtour war ihr Geld wert, bis zum nächsten Jahr.

Text u. Foto: W. B.