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Heimatspiegel Verbandsgemeinde Wethautal mit Sitz in der Stadt Osterfeld
Ausgabe 2/2023
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Rückblicke auf das Storchenjahr 2022

Das Storchenjahr 2022 begann aufregend und verlief ebenso.

Wie in jedem Jahr zwischen März und April wurde der Storchenhorst in Punkewitz von vielen gefiederten Interessenten angeflogen, die auf der Suche nach einer neuen Bleibe waren. Diese Störche machten hier entweder kurze Rast, um sich umzuschauen, oder blieben ein oder zwei Nächte, um sich von ihren anstrengenden Langstreckenflügen auszuruhen und neue Kräfte zum Weiterfliegen zu sammeln.

Die Hoffnung, dass sich „unser Brutpaar“ von 2020 und 2021 wieder bei uns einfindet, blieb leider unerfüllt.

Es kam anders.

Bereits am 21. März flog ein Storch ein, der wild entschlossen war, um den Horst zu kämpfen und alle weiteren Wohnungsinteressenten in die Flucht zu schlagen.

Glücklicherweise war er beringt, so dass wir an der Ringnummer erkennen konnten, dass es sich weder um unsere Störchin aus den Vorjahren, noch um den männlichen Storch handelte, der bereits seit 3 Jahren dem Horst die Treue hält.

Am 6. April zur Mittagszeit kam zu unserer großen Freude „unser“ Storchenmännchen an und eroberte in kurzem Kampf sein besetztes Nest zurück. Nun fehlte nur noch seine Partnerin und alles wäre in Ordnung.

Doch wir hatten uns zu früh gefreut.

Den Langzeit- Nestbesetzer schien nämlich die Vertreibung nicht zu beeindrucken.

Er spazierte in Sichtweite des Horstes sehr selbstbewusst auf der Wiese hin und her.

Derweil lag unser männlicher Storch erschöpft von der langen Reise im Nest und besah sich die Vorführung aus der Entfernung, ohne einzugreifen. Normalerweise wird bei so viel Nähe eines Fremdstorches nochmal eine Attacke zur Vertreibung geflogen. Aber er ließ zu, dass das fremde Wesen, reinweiß mit glänzendem Schwarz im Gefieder, seelenruhig mit weitausgreifenden, eleganten Schritten in seinem Revier herumspazierte.

Wir vermuteten, dass der Storch, der hier so auffällig auf sich aufmerksam machte, eine um ihn werbende Störchin sein könnte und der seit 2 Jahren hier brütenden Störchin den Platz wegnimmt.

Leider hatten wir mit dieser Vermutung Recht. Die Neue flog noch mehrfach das Nest an, wurde zunächst vertrieben, blieb aber freundlich abwartend auf der Wiese bis sich ihre Ausdauer auszahlte.

Er wurde schwach und erlag ihrem charmanten Werben. Bereits wenige Stunden nach seiner erschöpften Landung in seinem Zuhause erfolgte die Paarung…

Wir registrierten es mit Sorge. Was, wenn „unsere“ Kreinitzer Störchin noch kommt?

Und sie kam…

Am 14. April auch um die Mittagszeit schwebte sie ein und versuchte, ihren Mann und ihr Nest zurückzuerobern und die Neue zu vertreiben.

Auch am Folgetag blieben ihre Versuche erfolglos. Sie saß auf den umliegenden Dächern im Dorf und verstand offensichtlich die Welt nicht mehr. Da kommt sie so weit von Afrika zurück, hat alle Wetterunbilden und sonstigen Gefahren überstanden und ihr Zuhause wird ihr vehement verwehrt.

Wir waren traurig, dass unsere 10 Jahre alte Störchin, die uns in den 2 Jahren vertraut geworden war, einer 6 Jahre jüngeren das Feld räumen musste.

Und wenn Sie, liebe Leser, jetzt denken:“ Das ist wie im wahren Leben“. Stimmt, das haben wir auch gedacht.

Nach unseren Recherchen hat sich unsere Kreinitzerin vermutlich im Thüringischen Oßmannstedt ein neues Zuhause gesucht. Ihr Ring wurde am 18.04. 2022 dort abgelesen.

Trotz der Trennung des Paares bleiben wir aber mit den Storchenfreunden aus Kreinitz weiterhin in Verbindung.

Die Ringnummer der Neuen, die wir an die Beringungszentrale nach Hiddensee gemeldet haben ergab, dass sie 2018 in Thräna bei Leipzig als Jungstorch beringt worden ist.

Hochinteressant war die Auskunft, dass diese Ringnummer bereits im Juli 2021 hier in unserer Region abgelesen und an die Beringungszentrale gemeldet worden war.

Offensichtlich hat diese, damals noch nicht geschlechtsreife Störchin, bereits im Vorjahr den Standort des Punkewitzer Horstes ausgekundschaftet und für gut befunden.

Sie ist daher 2022 frühzeitig zurückgekehrt, um ihn samt Storchenmann, in Besitz zu nehmen.

Wir wissen leider nicht, wer den Ring der Störchin (DEH-BS47) am 15.07.2021 abgelesen und gemeldet hat.

Es wäre interessant, das in Erfahrung zu bringen. Vielleicht meldet sich ja jemand bei uns, der etwas darüber weiß …

Fortsetzung folgt
R. & K. Kantzke