Wenn ihrer gedacht wird, dann sind sie auch nicht vergessen. Jeder gedenkt der Opfer anders und jeder auch für sich. Am 28. Oktober 1923 haben die Bürger aus Meineweh das Denkmal für die Gefallenen des Weltkrieges 1914 – 1918 der Bestimmung übergeben. In der heutigen Hauptstraße wurde, umsäumt von großen Bäumen des Gutsparkes, das Monument errichtet und mit einer Namensplatte versehen. Die Inschrift lautet:
„Den Heldentod starben im Weltkrieg 1914 – 1918.
Dann folgen die Namen der 17 jungen Männer.
In Dankbarkeit u. Treue
Gemeinde Meineweh“,
Die Kameradinnen und Kameraden des Feuerwehrvereins Meineweh e.V. haben in ihrer Satzung Kultur- und Heimatpflege verankert und deshalb gemeinsam mit Kameradinnen und Kameraden der Ortsfeuerwehr und einigen Einwohnern diesen Datums und der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Kamerad und Bürgermeister a.D. Frank Müller fand in seiner Laudatio die entsprechenden Worte der Erinnerung, des Gedenkens und der Mahnung. Wir können heute darüber philosophieren, ob das Verrecken auf den Weltmeeren oder in den Schützengräben Europas, im Kugel- und Granathagel, in den Gaswolken, oder aufgeschlitzt von Bajonettstichen in den Feldlazaretten, mit Ruhr, Fleckfieber und Typhus, wirklich ein Heldentod gewesen ist. „Gott mit uns“ stand auf den Koppelschlössern und „für Gott, Kaiser und Vaterland“ zogen viele junge Männer mit Begeisterung in diesen Krieg. Am 1. August hatte das Deutsche Kaiserreich Russland den Krieg erklärt und am 3. August 1914 Frankreich, dem so genannten „Erbfeind“. Es wehten Fahnen, es wurden Gottesdienste gefeiert und Gottes Beistand für diesen Waffengang erbeten. Sicherlich gab es einen Unterschied zwischen Stadt und Land, denn auf dem Lande waren die Menschen mitten in der Ernte, doch wer gegen den Krieg sprach, wurde verunglimpft, beschimpft, sogar tätlich angegriffen und hatte auch anderweitige Repressalien zu ertragen. An die Eisenbahnwaggons wurden mit Kreide markige Sprüche geschrieben: „Auf zum Preisschießen nach Paris!“ und die jungen Soldaten skandalierten „Jeder Tritt; ein Brit, jeder Schuss; ein Russ, jeder Stoß; ein Franzos.“ Obwohl Deutschland nicht angegriffen worden war, sahen die meisten Menschen den Krieg als gerecht an, als einen Verteidigungskrieg. Die militärische und politische Führung ging von einem schnellen Sieg binnen weniger Monate aus und beflügelte mit dieser Meinung die Euphorie. Die Begeisterung sollte schnell vergehen und in den riesigen Materialschlachten waren Hunger, Krankheiten, Siechtum und Tot ein ständiger Begleiter. Mein Großvater Karl war damals dabei. Er musste seine schwangere junge Frau und seine zweijährige Tochter zu Hause in Leipzig – Lindenau lassen. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen und er sollte die nächsten vier Jahre im Elend des Krieges an der Westfront verbringen. Er konnte die Geburt seiner zweiten Tochter, meiner Mutter, am 23. Oktober 1914 nicht in Leipzig erleben und als er nach vier Jahren nach Hause kam, kannte ihn seine Tochter nicht und wollte von ihrer Mutter wissen, wer der fremde Mann ist und ob der jetzt für immer dableibt. Mein Großvater hat wenigstens überlebt und war kein „Kriegskrüppel“. Die Bilanz des Krieges ist erschreckend. Über neun Millionen tote Soldaten, davon mehr als zwei Millionen deutsche Soldaten. Bei Kriegsende 1918 gab es in Deutschland rund 2,7 Millionen physisch und psychisch versehrte Kriegsteilnehmer und der schreckliche Anblick von Entstellten und Verstümmelten gehörte zum Alltag der Nachkriegszeit. Der Kaiser lebte in sehr guten Verhältnissen in den Niederlanden im Exil und die Opfer waren ihm egal. Zehn Jahre nach der Denkmaleinweihung in Meineweh begann das dunkelste Kapitel Deutschlands und weitere sechs Jahre später begann der schlimmste aller Kriege. Nach sechs Jahren Vernichtungskrieg endete diese Schreckensbilanz mit über 50 Mio. Toten und aber Millionen Krüppeln, Vertriebenen und Geschändeten. In allen Kriegen und kriegerischen Auseinandersetzungen haben bis in die heutige Zeit tausende Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren und Sanitätern, in allen Ländern, im Granat-, Geschoss- und Bombenhagel ihr Bestes gegeben und ihren Einsatz oft genug mit ihrem Leben bezahlt. All dieser Opfer sollte wirklich gedacht werden, denn diese Toten und das Elend des Krieges mahnen und sollten uns darin erinnern, wie schnell aus Beistandsbekundungen die Verpflichtungen und somit blutiger Ernst werden können. In einer Zeit, wo in unserem Parlament die wenigsten jemals bereit waren, ihren Dienst am Staate und am Volke, in der Armee oder anderen Einheiten zu leisten, wo wieder deutsche Soldaten in bewaffneten Konflikten verheizt werden, ist die Erinnerung und Mahnung wichtiger denn je. Heute, wo eine junge Frau als Außenministerin anderen Völkern ihr Verständnis von Demokratie und Weltsicht aufzwingen will und sich wie ein Tauchsieder in alles hineinhängt, wo eine ältere Dame als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses die Kriegstrommel rührt, muss ich ganz deutlich sagen, meine Freiheit wurde nicht am Hindukusch und wird heute nicht in Kiew verteidigt. Meine Freiheit wird dort verteidigt, wo Menschen und Völker auf Augenhöhe miteinander reden, verhandeln und Lösungen finden. Deshalb die Mahnung besonders an die junge Generation, aber auch an uns als Eltern und Großeltern, lasst es nicht zu, dass das Damoklesschwert des Krieges über den Köpfen der Völker hängt, dass Humanität und menschliche Werte nur dem Geld und der Gier nach Macht untergeordnet werden. Kämpfen wir für eine Welt der ausgeglichenen Interessen, der Gemeinsamkeit, der Achtung und des Schutzes unserer Erde. In der „Deutschen Nationalhymne“, welche dann nur für die DDR galt, stand diesbezüglich ein Satz: „Das nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint.“ Nehmen wir diesen Satz sehr ernst. Nach diesen Worten legten Anna-Lena Bachmann und Marvin Grüner; von der Jugendfeuerwehr, gemeinsam mit Frank Müller und Manfred Steidel; von der Alters- und Ehrenabteilung, das Gebinde zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt nieder. Musikalisch wurde der feierliche Moment der gesamten Ehrung von Dr. Jürgen Winkler auf der Trompete mit getragener Musik begleitet. Mit abschließenden Worten hat sich Frank Müller bei allen anwesenden Kameradinnen und Kameraden, den Einwohnern und Mitwirkenden bedankt. Das Denkmal steht nun 100 Jahre und soll auch weiterhin bestehen bleiben, als Erinnerung und Mahnung, ganz ohne Heldenepos.