Unser Jungstorch machte sich bereits am 7. August auf den Weg in den Süden. Ob er ein Ostzieher oder Westzieher wird, bleibt sein Geheimnis. Er wird frühestens in 3 - 4 Jahren zurückkehren. Wo er dann heimisch wird, werden wir nicht erfahren, weil in Sachsen-Anhalt keine Beringung der Störche erfolgt.
An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass wir in den vergangenen Jahren das Glück hatten, stets beringte Altstörche auf dem Punkewitzer Horst zu haben. Anhand der Beringung kennen wir z.T. deren Lebensgeschichte und sind in der Lage, Männchen und Weibchen zu unterscheiden.
Die Storcheneltern sahen wir am 23.08. letztmalig auf unserem Horst.
Da die Störchin ja bereits Mitte März hier war mit reinweißem und glänzend schwarzem Gefieder vermuten wir, dass sie nicht aus Afrika kam, sondern einen kurzen Weg aus Südeuropa hatte (Westzieher). Unser Storchenmännchen kam immer mit schmutzigem Gefieder erst im April. Er kommt vermutlich aus Südafrika über Ägypten und die Türkei zu uns (Ostzieher) und hat die wesentlich längere Flugroute.
Der Abschied von den Störchen ist für uns ein bisschen Trauer und Erleichterung zugleich.
Trauer weil wir nun dauernd und unbewusst auf das leere Nest blicken und hoffen, dass sie gut an ihrem Ziel ankommen mögen. Und Erleichterung weil wir nicht mehr täglich um sie bangen müssen, wenn sie bei Einbruch der Nacht noch nicht von ihrem Ausflug zurück sind.
Es ist wie mit Kindern, die zur Disco gehen und man als Eltern erst ruhig schlafen kann, wenn sie wieder zurück sind...
Beim Stichwort „Kinder“ möchten wir unbedingt erwähnen, dass in unserem Kindergarten Punkewitz die größten Liebhaber der Störche versammelt sind. Es freut uns immer wieder, wenn die Spaziergänge der einzelnen Gruppen in Richtung Storchenhorst führen und die Kinder dort aufgeregt diskutieren. Wir bemühen uns daher, die dortige Infotafel immer auf den aktuellen Stand zu bringen.
Zur Veranschaulichung des Storchenlebens haben wir dem Kindergarten eine DVD mit verschiedenen Videos unserer Punkewitzer Störche übergeben. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, „ihre“ Störche aus nächster Nähe zu sehen, was sonst nicht ohne weiteres möglich ist. Auch der Heimatverein hat 2021 eine Serie von Videos über das Smartphone erhalten.
Es ist bekannt, dass sich die Störche vor ihrem Langstreckenflug in großen Gruppen sammeln. Eine dieser Ansammlungen wurde Anfang September zwischen Mertendorf und Wethau von vielen Menschen beobachtet und war ein beliebtes Fotomotiv. Es waren mehr als 20 Störche, die den Umstand nutzten, dass die Wiese nach vorherigem Regen nass und offensichtlich nahrungsreich war.
Wie in jedem Jahr, begaben wir uns auch 2022 auf die Storchentour durch den Burgenlandkreis. Mit Herrn Mayer aus Weißenfels, der gemeinsam mit uns Kontakt zu ehrenamtlichen Storchenfreunden hält, besuchten wir die Horste. Wir führten mit den Anwohnern Gespräche zur aktuellen Entwicklung der Storchenpopulation und sammelten Daten für die Jahresstatistik, die von uns jeweils im Herbst zum Storchenhof Loburg gemeldet wird.
Dort fließen alle Zahlen von Sachsen-Anhalt zusammen und es wurde letztendlich ersichtlich, dass 2022 kein gutes Jahr für den Storchennachwuchs war. Für mehrere Nestgeschwister erfolgte auch in anderen Regionen ein Abwurf. Die große Trockenheit ist ein Feind der Störche, weil die Nahrung knapp wird.
Jedoch gab es auch Ausnahmen, denn in Memleben wurden 3 Jungstörche von den Storcheneltern erfolgreich großgezogen.
Das dortige Storchennest „feierte“ 2022 seinen 50-jährigen Bestand und ist damit wohl das älteste im Burgenlandkreis.
In Weißenfels begann ein junges Paar auf einem Strommast mit dem Nestbau. Wir sind gespannt, ob es seine Aktivitäten in diesem Jahr fortsetzen wird.
In Prießnitz war das vor 2 Jahren ähnlich. Allerdings wurde hier auf einer großen Linde Nestmaterial verbaut. Daraufhin hat der Tischler Peter Nützmann eine Nestunterlage in die Baumkrone gesetzt. Leider haben sich seitdem noch keine Störche angesiedelt. Man sollte aber die Hoffnung nicht aufgeben.
Im Burgenlandkreis gab es im Jahr 2022 insgesamt 9 Storchenhorste, von denen 7 mit Brutpaaren belegt waren. 13 Jungstörche sind von diesen Brutpaaren aufgezogen worden, wobei die beiden entnommenen Wethauer Jungstörche nicht mitgezählt sind.
Die mit Brutpaaren belegten Storchenhorste befinden sich in Schkortleben (1), Uichteritz (3), Lobitzsch (2), Wethau (1), Punkewitz (1), Memleben (3) und Reinsdorf (2).
Anzahl der aufgezogenen Jungstörche in Klammern.
Inzwischen sind die ersten Störche im Burgenlandkreis eingetroffen. In wenigen Wochen wird hoffentlich auch der Punkewitzer Horst wieder bewohnt sein. Wir wünschen den Störchen, dass 2023 ein gutes Jahr für sie werden möge und bedanken uns bei den Lesern unserer Artikel für die zahlreichen Rückmeldungen.