Zufriedenheit - ein Beitrag der katholischen Pfarrei Heiliger Wenzel in Görlitz
Hat dieses Wort in den Tagen unserer Zeit überhaupt noch eine Berechtigung? Meine Antwort steckt in den Worten von Sören Kierkegaard: Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. Für mich bedeutet das, die Grundvoraussetzung meines Daseins ist gegeben. Ich bin gesund, habe eine Wohnung, werde jeden Tag satt, besitze ein Portemonnaie und sogar ein Konto. Ich kann zufrieden sein und dankbar. Und doch macht sich immer wieder Unzufriedenheit breit. Da fällt der Blick auf das großzügig gebaute Nachbarhaus, auf den gutbezahlten Job eines Bekannten oder die Amerikareise der Freunde, vielleicht auch auf die viel bessere Vergangenheit.
Als Gegensatz stellt sich die Frage: Wo nimmt der schwerkranke Kollege die Kraft und die innere Ruhe für sein Leid her? Wie kommt es, dass ich wirklich frohe Gesichter von Menschen auf Bildern sehe, die nur in einfachen Hütten in armen Regionen der Welt, aber doch in großer Gemeinschaft und Verbundenheit eines Dorfes leben? Wie kommt es, dass ein Vater mit seinen beiden Kindern in den Armen überglücklich ist, obwohl er durch die Naturkatastrophe alles verloren hat? All diese Gedanken haben etwas mit mir persönlich zu tun. Sie zeigen, aufkommende Unzufriedenheit ist meistens selbst verschuldet. Es geht um den inneren Seelenfrieden und um die Unterscheidung des Wesentlichen und Unwesentlichen. Dieser Seelenfrieden, diese Zufriedenheit, die nicht JA und AMEN meint, wirkt auch auf meine Mitmenschen. Und genau das brauchen wir in schwierigen Zeiten, statt Angst Zuversicht, vermitteln, statt übereinander, miteinander reden, statt Mauern und Zäune bauen, Schranken überwinden, statt Menschen vergleichen, menschlich sein. Versuchen wir es gemeinsam.