2024 ist also Geschichte. Erinnern Sie sich noch an die Euphorie, die genau vor einem Jahr (und bereits auch davor) unter der Überschrift „700 Jahre Mölkau“ aus vieler Munde erklang und von der jeden Monat zwischen den Zeilen des Gemeindeblattes, auf SocialMedia und bekannten Webseiten zu lesen war?
„Neues Jahr, neues Glück!“ hätte es nicht treffender vor einem Jahr – dem wohl aktuell bedeutendsten Jahr unseres Ortes - lauten können. Vieles war da noch nicht endgültig geklärt, organisatorische und finanzielle Kriterien vage oder Inhalte nur grob erdacht. Der Kreis der Verantwortlichen bewies ein glückliches Händchen durch die Wahl der Partner, Teilnehmer, Standorte und am Ende sogar beim Wetter. Als Jubiläumsjahr am 01.01. an den Start gegangen und wahrlich als Marathon geendet – so bleibt das vergangene Jahr für die Organisatoren aufgrund der Fülle an Inhalt und für Ort und Einwohner durch eine Vielzahl an besonderen, erstmaligen oder umfangreichen Angeboten und Events im Gedächtnis. Wenn gleich nicht Alle diese nutzten, so kann ein jeder „700 Jahre Mölkau“ für sich Revue passieren lassen. Ein Platz in den Memoiren unseres Ortes wird das Jahr 2024 indes sicher finden – getreu dem Motto: Geschichte erzählen und Geschichte schreiben.
Nun ist der Jahreswechsel vollzogen und die Prioritäten sind andere. Der neue Ortschaftsrat wird – aufbauend auf den Beschlüssen des vorherigen Gremiums – die aus seiner Sicht für Mölkau wichtigen Maßnahmen weiter gegenüber der Stadt Leipzig verlautbaren. Gespannt darf man sein, ob die von ihr angekündigte Entwicklung einer Ortschafts-Strategie in Abstimmung mit der Einwohnerschaft in diesem Jahr in irgendeiner Form das aufgreift und erste Ergebnisse aus der Auswertung gesammelter Daten und Soll-Zustände präsentiert werden. Berücksichtigung finden sollen in diesem zukünftigen Konzept u.a. die Themenfelder Wohnen, Infrastruktur, Mobilität, Grün- und Freiraum sowie Belange der Ortsteilidentität.
Auf den ersten Blick scheint dies als übergreifend gedacht – so wie es sich der Bürger in der Theorie vorstellt und wie es die Gemeinde Mölkau seinerseits bereits schon 1996 in ihren „Leitlinien der künftigen Entwicklung“ erarbeitet hatte. Interessanterweise haben sich die aufgeführten Themen im Laufe der letzten 30 Jahre nicht groß verändert und die Strategie, die hinter dem Papier steckt, ist deutlich zu erkennen.
An dieser Stelle blättern Sie gern noch einmal zum Titelbild, denn ob solche Ergebnisse beim Verfassen der Leitlinien im Hinterkopf waren, darf wohl eher bezweifelt werden.
An diesem Beispiel zeigt sich nämlich, wie die praktische Umsetzung sinnvoller Prioritäten der Theorie einer richtigen Planung (= Strategie) Folge leistet – oder auch nicht!
Dass im Zuge eines Straßenausbaus das Liegenschaftsamt für die (sicher durch eine entsprechende Norm geregelte) befestigte Haltestelle den notwendigen Flächenerwerb versäumt und nicht priorisiert hat, lässt spätestens den Nutzer Selbiger kopfschüttelnd im wahrsten Sinne auf weiter Flur im Regen stehen. Andererseits beruft sich die Verwaltung bei der stadtauswärtigen Haltestelle „An den Platanen“ auf die Vorschriften zur Barrierefreiheit und will dafür einen Großbaum fällen, nur um der Verlegung des dann insgesamt 18m fassenden (und nur dann mit EU Fördermitteln garnierten) Zustiegs Platz zu gewähren. Und das im Kreuzungsbereich der NORMA-Zufahrt, wo es dann mitunter schnell unübersichtlich werden könnte (wir berichteten). Prioritäten und Strategien sind scheinbar da – fragt sich nur, zu wessen Gunsten!
Stirnrunzeln verursacht ebenso die Fortschreibung der Kitabaustrategie. Hierzu wurde Ende November im gemeinsamen Gremium der Ortschafts- und Stadtbezirksbeiräte ein Strategieupdate vorgestellt, das sich nun nur noch an Sanierungen richtet. Dieses sei aufgrund der Statistik zu den aktuell sinkenden Geburtenzahlen und der damit folglich sinkenden Betreuungplatznachfrage erstellt worden. Bereits im August war der Presse zu entnehmen, dass die Auslastungen der Leipziger Kitas bei nur noch 87% liegen, Tendenz weiter fallend. Pro Jahr würden demnach1000 Plätze weniger benötigt und der Tiefpunkt in den Jahren 2028/29 erreicht. Entgegen der daraus theoretisch resultierenden Schlussfolgerung für Mölkau ist der Abriss des ehemaligen Hortes an der Zweinaundorfer Straße damit leider nicht vom Tisch. Nach wie vor hält die Stadt daran fest, auf dem Gelände im Bereich des einstigen Spielplatzes unter Inkaufnahme zahlreicher Baumfällungen einen zweigeschossigen Neubau entlang der Straße zu errichten. Dieser soll die nächsten Jahre als Interim für sanierungsbedürftige Kitas anderer Stadtteile dienen (vgl. Ausgabe 11/2022). Ein herber Rückschlag für unseren Ort. Unlängst brachte der Ortschaftsrat den Vorschlag ins Rennen, den Bestand so zu belassen und dem Jugendclub in Obhut zu geben. Dieser hatte aufgrund der beengten Raumsituation im ehem. Gemeindeamt Interesse daran bekundet, das barrierefreie Gebäude nebst großzügigem Außengelände nutzen und weitere Angebote für Jugendliche und Senioren entwickeln zu wollen. Zudem spräche die Lage in unmittelbarer Nachbarschaft Schula, neuem Hort und Seniorenresidenz für diese Idee
Die Stadt sieht das – Überraschung – allerdings wie immer anders.
Um die Schulcontainer und deren (Nicht)Nutzung steht es da zum Leidwesen von Oberschule, Anwohnern, Turnhallennutzern u.a. ganz ähnlich. Auch hier hatten wir bereits informiert und bisher gibt es dazu auch keinen neuen Stand.
Die ebenfalls in der letzten OR-Sitzung vorgelegene Fortschreibung der Schulbaustrategie verschiebt den Planungsbeginn für die Sanierungen der Grundschule Mölkau um weitere Jahre auf 2029, den der Oberschule auf 2031. Bei der Fertigstellung sprechen wir demnach dann von den Jahren 2035 bzw. 2037 – nach derzeitigem Stand! Zahlreiche Schülergenerationen werden bis dahin also auch weiterhin die veralteten Gebäude besuchen.
Dass diese Maßnahmen wie die vielen anderen stadtweiten Vorhaben Unmengen an Geld kosten, leuchtet jeden ein. Das manches sich dadurch verzögert, auch. Nicht nachvollziehbar ist indes jedoch an anderer Stelle der Plan der Verwaltung, den Weg für sein neues Hauptquartier durch einen allein 11 Mio Euro teuren Abriss des einst zu gleichen Zwecken genutzten und mittlerweile entkernten Stahlbetonskelettes frei zumachen. Das Hemd sitzt dann manchmal eben doch näher als die Hose. (Der Plan ist aktuell allerdings gekippt worden.)
Hier haben wir sie also wieder, unsere Formel:
richtige Planung x sinnvolle Prioritäten = Strategie zur Entwicklung unserer Stadt.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Stadt bei all den Vorhaben für unseren Ort auch noch einmal etwas konzentrierter die folgenden Passage der Sächsischen Gemeindeordnung zu Gemüte führt:
„Der Ortschaftsrat ist zu wichtigen Angelegenheiten der Gemeinde, die die Ortschaft betreffen oder von unmittelbarer Bedeutung für die Ortschaft sind, zu hören, insbesondere bei der Aufstellung der ortschaftsbezogenen Haushaltsansätze, der Wahrnehmung der gemeindlichen Planungshoheit und der Vermietung, Verpachtung oder Veräußerung der in der Ortschaft gelegenen öffentlichen Grundstücke. Er hat ein Vorschlagsrecht zu allen Angelegenheiten, die die Ortschaft betreffen.“
Danach zu handeln, ist auch 2025 die Strategie des Ortschaftsrates Mölkau, um auf die Planungen seitens der Stadt mit den für uns sinnvollen Prioritäten wenigstens etwas einzuwirken.
In diesem Sinne: auf ein gutes neues Jahr.