Eine ganze Reihe von Veranstaltungen sind anlässlich des 85. Jahrestages der Novemberpogrome von 1938 am 9. November in Merseburg geplant.
16.30 Uhr beginnt der Stolpersteinrundgang des Bündnisses Merseburg für Vielfalt und Zivilcourage. Mehrere Stolpersteine in der Innenstadt werden geputzt. Treffpunkt ist der Gedenkstein für Henriette Pakulla am Neumarkt 72.
Ab 18 Uhr laden die Stadt und der Evangelische Kirchenkreis zu einer gemeinsamen Gedenkandacht in die Stadtkirche St. Maximi am Markt ein. Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr hält das Grußwort.
19.15 Uhr beginnt in der Willi-Sitte-Galerie in der Domstraße 15 die Veranstaltung „Freylekh un Lebedik feat. Eric Piltz“ mit Live Musik und Texten jüdischer Autoren.
Jauchzen und Seufzen, Feiern und Klagen liegen in der osteuropäischen jüdischen Musik dicht beieinander, sind miteinander verwoben wie sonst nirgends - und doch durchzieht sie stets eine lebensbejahende spielerische Heiterkeit, die alles Schwere erträglich und alles Leichte strahlend erscheinen lässt. So mag Klezmer wohl als besondere Lebens-Kunst gelten: Eine Kunst, die das Leben in seinen Schattierungen ausbreitet, es mit aller Demut feiert und - die lebendig macht.
Die beiden Musiker Max Loeb (Gitarre) und Vinzenz Wieg (Klarinette) pflegen einen auf Kommunikation und Spontaneität gerichteten Umgang mit den tradierten Themen der jiddischen Musik, wobei sie deren authentischen Charakter beibehalten.Eric Piltz, Dresdner Wortkünstler, trägt dazu Texte jüdischer und anderer osteuropäischer Autoren vor - liebevoll, ernst, mit sanfter Melancholie und urkomisch.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Hintergrund:
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 begann im nationalsozialistischen Deutschen Reich die offene, systematische Judenverfolgung. In den November-Pogromen zeigte sich der gärende und weit verbreitete Antisemitismus. Unzählige Synagogen und jüdische Einrichtungen wurden in Brand gesetzt und demoliert. Tausende jüdischer Geschäfte wurden zerstört und geplündert, jüdische Menschen wurden ermordet oder durch die Gewaltaktionen in den Suizid getrieben. Während und unmittelbar in Folge der Pogrome kamen weit über 1.300 Jüdinnen und Juden zu Tode.
Die Veranstalter sind das Bündnis Merseburg für Vielfalt und Zivilcourage, der Evangelische Kirchenkreis und die Stadt Merseburg