Einblicke in den 24-Stunden-Dienst.
Es ist Dienstagmorgen, kurz nach 6:00 Uhr. Beim Eintreffen an der Feuerwache in der Oeltzschnerstraße ist es noch dunkel. Es steht ein ungewöhnliches Tagesprogramm für Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr, den Landtagsabgeordneten Sven Czekalla und Pressesprecherin Julia Bachmann auf dem Plan: 24 Stunden Dienst mit der dritten Wachabteilung der hauptamtlichen Kräfte der Merseburger Feuerwehr.
Mittendrin statt nur dabei
Da man als Oberbürgermeister nicht nur Leiter der Verwaltung, sondern auch oberster Dienstherr der Feuerwehr ist, lässt es sich Sebastian Müller-Bahr nicht nehmen, bereits zum zweiten Mal für 24 Stunden hinter die Kulissen der Feuerwehr zu blicken, um so zum einen die Herausforderungen der Kameraden zu verstehen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden, zum anderen aber auch Abläufe, Geräte und die Kameraden besser kennenzulernen. Denn dieses Wissen ist Grundlage für wichtige Entscheidungen, z. B. im Bereich der Haushaltsplanung. Und auch Sven Czekalla wollte als Landtagsabgeordneter und selbst begeisterter Feuerwehrmann in der Freiwilligen Feuerwehr sich einen Überblick über den Alltag in der einzigen Feuerwehr mit hauptamtlicher Wachbereitschaft im Saalekreis verschaffen.
Ehrenamt & Hauptamt
Die Merseburger Feuerwehr ist eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften, d. h. dass rund um die Uhr eine hauptamtliche Wachabteilung bestehend aus sechs hauptamtlichen Kameraden vor Ort ist, die den Grundschutz der Stadt sicherstellt und von den ehrenamtlichen Kameraden in größeren Schadenslagen oder bei parallel laufenden Einsätzen unterstützt wird. Dabei sind bei der Stadt Merseburg aktuell 28 hauptamtliche Feuerwehrmänner angestellt sowie zwei Brandmeisteranwärter. Die Freiwillige Feuerwehr Merseburg hat insgesamt 208 Mitglieder, davon 113 in der aktiven Einsatzabteilung verteilt auf die vier Ortswehren Merseburg, Beuna, Geusa und Trebnitz.
Alltag auf der Wache
Punkt 6:30 Uhr findet die Wachübergabe in der Fahrzeughalle statt. Die Wachabteilung 2 gibt einen kurzen Überblick über die Geschehnisse in ihrem Dienst, dann werden die Fahrzeuge übernommen und die persönliche Ausrüstung verstaut. Direkt nach Übernahme erfolgt eine grobe Überprüfung der Fahrzeuge und Geräte, zusätzlich wird einmal pro Woche jedes Fahrzeug detailliert überprüft: Am Dienstag werden das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) und die Drehleiter unter die Lupe genommen. Dabei geht es nicht nur um Vollständigkeit – die Geräte werden auf Funktion überprüft, Akkus getestet und notfalls getauscht und im Anschluss werden die Fahrzeuge gewaschen. Während der Überprüfung gab es für die Gäste eine kurze Einweisung: Was ist wo verstaut? Was wird wofür verwendet? Wie funktionieren die Geräte? Zudem wurde gezeigt, wie man Schläuche auswirft, kuppelt und wieder einrollt – damit die Verstärkung nach dem Besuch in der Kleiderkammer nicht nur nach Feuerwehr aussieht, sondern auch schon erste Handgriffe gelernt hat.
Garagenlieferung in Beuna
Im Anschluss ging es nach Beuna: Hier wurde per Schwerlasttransport und Kran eine über 30 Tonnen schwere Fertiggarage als Erweiterung für das Feuerwehrgerätehaus angeliefert. Das Gerätehaus in Beuna wurde komplett umgestaltet, die Arbeiten wurden in diesem Jahr fertiggestellt: Die modernen, hellen Räumlichkeiten wurden mit viel Herzblut gestaltet, Bilder gemeinsamer Erlebnisse zieren die Wände, der Schulungsraum bietet Platz zum Zusammenkommen und Umkleiden und Garagen Platz für Fahrzeuge und Ausrüstung.
Begeisterter Nachwuchs
Im Anschluss an eine theoretische Ausbildungseinheit sowie Mittagessen und Mittagsruhe stand ein Besuch bei den Kindern von Jumpers in Merseburg-Süd an: Im Rahmen des Ferienprogramms wurde ihnen das HLF vorgestellt. Zudem durften sie selbst einmal – natürlich mit Unterstützung – voller Begeisterung mit Schere und Spreizer arbeiten, das Strahlrohr austesten, auf dem Fahrersitz Platz nehmen und das Blaulicht anschalten.
In 30 Metern Höhe
Während OB Müller-Bahr bereits im Vorjahr die Drehleiter erklimmen durfte, stand das Drehleitersteigen in diesem Jahr für die Dienst-“Neulinge“ Sven Czekalla und Julia Bachmann auf dem Programm – eine typische Aufgabe bei Einstellungstests von Feuerwehren, bei der man auf jeden Fall schwindelfrei sein muss. Bei einem Neigungswinkel von 70 Grad ging es 30 Meter in die Höhe – gut gesichert wurde das imaginäre achte Geschoss eines Wohnhauses im Nieselregen erfolgreich erklettert. Die Mühen wurden mit dem herbstlichen Ausblick belohnt, der in diesem Monat die Titelseite des Merseburgers ziert. Im Anschluss hieß es Dienstsport für die Kameraden, um sich für die anfallenden Einsätze und Aufgaben fit zu halten, bevor der Tag mit Abendessen und Film in der Bereitschaftszeit ausklang.
Über 600 Einsätze im Jahr
Einsatzlos ging es ins Bett – einsatzlos wurde die Wachabteilung früh um 6 geweckt. Denn obwohl die Feuerwehr Merseburg zu mehr als 600 Einsätze pro Jahr gerufen wird, ist nicht jeder Tag gefüllt mit Einsätzen. Die Feuerwehr rückt zu Bränden, Verkehrsunfällen, Türöffnungen, Tragehilfen und vielem weiteren aus, ist aber auch froh, wenn es mal keine Alarmierung gibt – denn das bedeutet am Ende, dass es allen Bürgern gut geht und niemand Hilfe benötigt. Und auch ohne Einsatz gilt: Zu tun gibt es jede Menge, damit im Ernstfall alle Fahrzeuge einsatzbereit und die Kameraden fit und geschult sind.