Peter Gruschwitz
Teil III
Polen: zwischen der Aue, dem heutigen Park und Schönbach, schob sich nach 1700 ein neuer Ortsteil, bestehend aus 11 Häusern. Er wurde „Polen“ genannt, nicht etwa deshalb, wie viele meinen, dass dort einst polnische Gutsarbeiter gewohnt haben, sondern in Anspielung an den Doppelstaat Sachsen – Polen unter August dem Starken. Die Entfernung Sachsen – Polen kann freilich nicht mit der von Neumark – Polen verglichen werden. Doch wer setzt der Übertreibung im Volksmund Grenzen.
Querweg: unterhalb Daniels Birken.
Quirlberg: nach Wecks Tagebuch am Abhang der Zwickauer Straße, an der Wegkreuzung mit einem Steig, der beim ehemaligen Kaufhaus- Grundstück zur Werdauer Straße führte.
Radhöhe: südlich vom Schafberg in der Erlmühle.
Ratsholz: an der Kaiserstraße oberhalb Lehnert, gehörte zu Reichenbach, auch Gottesholz.
Rau- oder Radhöhe: südlich vom Schafberg bei der Erlmühle, ähnlich wie Scheibe.
Räuberholz: rechts hinter der Kreuzung von Neumark nach Beiersdorf, auch zwischen Römersgrün und Gospersgrün in einer Karte des Bergamtes dargestellt.
Röhrenholz: auf der Flur von Schönfels, hinter dem Marktsteig und Kuhberg.
Röhrenrang: Er führte vom Maler Trommler zum ehemaligen Rittergut.
Rondeel: Die Ortsskizze aus der Reihe der Städtebilder von J.A. Richter (Landesbücherei Dresden) bringt völlige Aufklärung über diesen Flurnamen. Am Ortsausgang an der Reichenbacher Straße zeichnete Richter 1726 einen Wehrturm, der 1729 abgerissen wurde. Hier entstand an seiner Stelle eine Fronfeste, die als Dienstwohnung des Volksgutes genutzt wurde. Der Eingang vom Rittergutsweg aus führte in einen Vorraum, wo eine verdeckte Treppe zu einem feuchten Verlies hinabging, rechts das düstere Gefängnis, an dessen Wand eine Doppelkette mit Handschellen herabhing. Das Gebäude befindet sich an der Alten Reichenbacher Straße 36, (Rondeel = Rundteil = runder Turm).
Saugasse: alte Landstraße nach Werdau, heute Ernst– Ahnert– Straße. Der Volksmund degradierte die Werdauer Straße zur Saugasse, weil der Dorfschweinehirt hier mit seinen Borstentieren zum Schwemmteich zog, der sich im Grundstück der ehemaligen Villa Roeber (Ahnert-Straße 12) befand, die Ernst – Ahnert – Straße nannte man auch Johannstraße, den Ernst– Ahnert– Platz auch Wilhelmplatz.
Schafgasse: Sie wurde 1639 ausgebessert, es handelt sich um die Alte Reichenbacher Straße.
Scheibe: eine Anhöhe am rechten Ufer des Steinteichbaches in Erlmühlnähe mit Aussicht in das Pleißental. Hier entzündete die Jugend Johannes–oder Walpugisfeuer und rollte brennende Scheiben, derselbe Brauch wurde auch auf der“Radhöhe“ ausgeübt.
Schieferberg: liegt im Neuschönfelser Wald, an der Lohe rechts neben dem Röhrenholz.
Schindanger: unterhalb des Ratsholzes, nur hier durfte das verendete Seuchenvieh begraben werden.
Schulfeld: lag links an der Zwickauer Straße, heute Gärten am Hang zur Talstraße.
Stadtbach: das Stück Bach von der Mündung des Schönbacher Baches bis zur Werdauer Straße.
Staudenmühle: Mühle im Park am Schönbacher Bach, sie wurde um 1645 gebaut. Sie war unterschwellig, das heißt, dass das Wasser nicht über das Wasserrad lief, sondern der Sog des Wassers genutzt wurde. 1869 kaufte die stark verfallene Mühle die Firma Neidhardt & Hascher und errichtete eine Kammgarnspinnerei, dabei wurde das Wasserrad als Energiequelle genutzt. Die Fabrik brannte schon ein Jahr später ab, wurde aber sofort wieder errichtet.
Stockbrunnen: am Galgenberg, das Rittergut bezog von hier das Wasser.
Teufelskanzel: Gern lagern Neumarker Heimatfreunde am Fuße der Teufelskanzel, die mit nur knapp 3 m Höhe imposant emporragt.Teufelskanzeln sind nicht selten, oft als Überreste slawischer Kultstätten, öfter als Namensgebung der Volksphantasie.
Todtenbächlein: Übrigens existierte vor 1600 für das Wässerlein im Steinteich der Name Todtenbächlein (Teilungskarte von Neuschönfels 1588), nicht etwa in Anspielung auf ein trauriges Ereignis, sondern weil die Grundstücke mehr als 150 Jahre der Familie Todt auf dem Pelzengut (Talstraße 30) gehörten, wie auch die Anhöhe vor Neumark am ehemaligen Steinbruch. Die Generalstabskarte weist sie als Todtberg aus, als ein Offizier um 1900 die Manöverbummler nach diesem Berg fragte, wusste keiner Bescheid, denn inzwischen hatte sich der Name mit den Besitzern geändert, erst Jungkenberg, dann Ölschlegelsberg. Als letzteren kennt ihn heute jeder in Verbindung mit dem Gut Robert Ölschlegel, Reichenbacher Str. 9; hatte sich doch Christian Ölschlegel, der Großvater, beim Verkauf des Pelzengutes an seinen Schwiegersohn Kupfer um1859 den Berg mit dem ergiebigen Grünsteinbruch vorbehalten und zum neu erworbenen Gut geschlagen.
Traempel: dichte Ansammlung von Häusern an der Oberneumarker Straße beim Friedhof, Oberneumarker Straße 7, 9, 11, 14. 16, 18, 20 und 22. Heute nennt man einen Traempel auch Haufen. Das Haus Oberneumarker Straße 20 wurde auf dem Abraum der Zeche gebaut.
Ziegelacker: links der Kaiserstraße.
Zwinger: Der Weg von Schönbach zum Schloss führte durch den Zwinger (Weck`s Tagebuch). Urkundlich überliefert ist das Bestehen einer Burg an Stelle des heutigen Schlosses. Der Ortswächter Weck erwähnt in seinem Tagebuch von 1850 den Zwinger beim „Schloß“, den man zunächst als Hundezwinger deutete. Als die Karte des Feuerwerkers Thube vorlag (1802), wurde der Zwinger mit der Burg im 14. Jahrhundert in Verbindung gebracht, unter Zwinger verstand man den Zwischenraum von der inneren zur äußeren Burgmauer. Durch fehlende Grabungen lässt sich nichts über den Verlauf der Ummauerung sagen. Möglicherweise war es auch nur ein starker Palisadenzaun, denn eine uneinnehmbare, imposante Feste lässt sich bei den topografischen Gegebenheiten sowieso nicht vorstellen, weder als Höhen- noch als Wasserburg. Die Nord- und Ostseite waren allenfalls durch den Steilhang und 3 vorgelagerte Teiche einigermaßen geschützt, aber die West- und Südseite entbehrten eines jeden natürlichen Schutzes, sie hätten eines tiefen Wallgrabens bedurft, wovon auch nicht die Spur zu finden ist. Übrigens ist auf der ältesten Lageskizze des Schlosses von 1802 im „Odelteich“ eine Insel eingezeichnet, das ließe auf eine frühdeutsche Wehranlage schließen, wie sie in der Umgebung mehrfach vorhanden war (Wasserburg Reuth, Schönfels im Plexenteich).