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Neumarker Wochenblatt
Ausgabe 11/2024
Schulnachrichten
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Interview mit dem Ministerpräsidenten Michael Kretschmer

Nach 7 Monaten Vorbereitungszeit besuchten wir den Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Wir erlebten zwei ereignisreiche Tage (10.09.-11.09.2024) in Dresden. Wir besuchten das Hygienemuseum und beschäftigten uns mit dem Konzept der Nachhaltigkeit des Museums. Leider mussten wir am Morgen unseres Besuchs beim Ministerpräsidenten erfahren, dass die Carolabrücke eingestürzt war. Auf dem Weg zur Staatskanzlei konnten wir das volle Ausmaß der Katastrophe sehen und durch das Verkehrschaos auch erleben. Wir lernten einen sehr netten, bodenständigen Ministerpräsidenten kennen, der sich für das Gespräch mit uns sehr viel Zeit nahm.

Nun das Interview:

Interview Ministerpräsidenten Michael Kretschmer mit den Schülerinnen der AG Journalistik der Oberschule Neumark/Sachsen

Wie wird man Ministerpräsident?

Man muss sich politisch interessieren, engagieren und man braucht sehr viel Zeit.

Hatten Sie schon immer vor Ministerpräsident zu werden?

Mein Lebensplan sah eher Berlin vor. Dort habe ich 15 Jahre in den Themen Bildung und Forschung gearbeitet. 2017 wurde ich nicht mehr in den Bundestag gewählt, da die AfD meinen Wahlkreis gewonnen hatte. Stanislaw Tillich, der damals Ministerpräsident war, hat mich als sein Nachfolger vorgeschlagen und der Landtag hat mich dann zum Ministerpräsidenten gewählt.

Warum ist die CDU für Sie die richtige Partei?

Im Jahr der Friedlichen Revolution hatte ich meine Konfirmation. Mit der Jungen Gemeinde gingen wir zu den Friedensgebeten. Dort waren sehr viele Leute der Christlich Demokratischen Jugend. Darüber bin ich zur CDU gekommen. Ich fand auch solche Persönlichkeiten wie Helmut Kohl oder Kurt Biedenkopf sehr spannend.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft als Ministerpräsident?

Ich hoffe, dass wir eine stabile Regierung finden und diese Regierung die nächsten fünf Jahre funktioniert. Ich wäre froh, wenn wir 2029 wieder eine große Stabilität haben, um eine Regierung zu bilden. Ich würde mich auch sehr freuen, wenn es uns gelingt, Sachsen innerhalb der nächsten fünf Jahre so attraktiv zu gestalten, dass Menschen zu uns kommen.

Können Sie sich vorstellen, mit der AFD zu arbeiten?

Nein, weil ich finde, dass die Führung dieser Partei aus Rechtspopulisten und Rechtsextremen besteht. Es ist nicht gut, wenn solche Leute Macht bekommen.

Was ist Ihre Meinung zu den Wahlergebnissen?

Es zeigt, dass das Land sehr zerrissen ist, dass die Menschen sehr unzufrieden sind und Orientierung suchen. Das heißt, man kann die Probleme, die im Bereich Migration, Wirtschaftspolitik, aber auch die Frage, wie man den Krieg in der Ukraine beenden kann, nicht länger ignorieren. Es muss stärker auf die Meinung und Haltung der Menschen geschaut werden, die hier leben und mit diesem Wahlergebnis etwas ausdrücken.

Ist es schöner im Bundestag oder im Landtag zu arbeiten?

Das ist sehr unterschiedlich, im Landtag ist man näher an den Dingen dran, im Bundestag ist die Themenvielfalt größer.

Haben Sie einen Lieblingskollegen oder eine Lieblingskollegin unter den Ministerpräsidenten?

Wir arbeiten alle sehr gut zusammen und Winfried Kretschmann ist ein väterlicher Freund.

Was ist Ihr liebstes Urlaubsziel?

Am liebsten habe ich das Riesengebirge, Spindlermühle, die Schneekoppe und die Umgebung. Das ist ein Sehnsuchtsort für mich.

Was ist Ihr Lieblingsgericht?

Spaghetti Bolognese.

Was wünschen Sie sich für Ihre persönliche Zukunft?

Ich möchte irgendwann noch einmal etwas ganz anderes machen. Vielleicht Lehrer an einer Oberschule (Mathe und Physik) oder bei einer Studienstiftung tätig sein.

Können Sie Ihr Haus ohne Personenschutz verlassen?

Ja, bei vielen Gelegenheiten. Wir gehen auch alleine wandern im Urlaub. Die Kollegen von der Polizei sind immer nur dann dabei, wenn ein Termin angekündigt ist. Mehrfach ist es zu Vorkommnissen gekommen, auch bei Kollegen. Es sind vor allem psychisch verwirrte Menschen, die in ihrer eigenen Welt leben, bei denen man nie weiß, was sie machen. Dann ist es gut, wenn jemand aufpasst. Ich bin aber auch alleine in der Straßenbahn unterwegs und werde da auch erkannt und angesprochen.

Fürchten Sie die Wiederwahl von Donald Trump und was könnte das für Sachsen bedeuten?

Ich glaube, Donald Trump ist gefährlich, weil er nicht rational handelt und nicht kalkulierbar ist. Ihm fehlen grundsätzliche demokratische Werte, z.B. Toleranz gegenüber anderer Meinungen. Ich hoffe, Kamala Harris gewinnt die Wahl. Wir sollten uns in Deutschland aber nichts vormachen, die USA sind derzeit sehr auf sich bezogen, sie versuchen, die eigene Wirtschaft zu stärken und sich abzuschotten. Die Lösung unserer Probleme liegt nicht in Amerika, sondern hier im eigenen Land.

Wird es mit BSW eine Koalition geben?

Wir arbeiten daran. Ich versuche, das hinzukriegen.

Wir bedanken uns sehr herzlich für das Gespräch und wünschen dem Ministerpräsidenten alles Gute.

Arbeitsgemeinschaft Journalistik