Die Wasserwerke Zwickau sind für die sichere Versorgung der Menschen in unserer Region mit Trinkwasser und für die verlässliche Entsorgung des Abwassers zuständig. Wichtige Kennzahlen, interessante Fakten sowie einen Ausblick auf kommende Herausforderungen stellt Ihnen unsere Artikelserie vor. In diesem vierten und letzten Teil schauen wir auf aktuelle und kommende Herausforderungen.
Herausforderungen durch Veränderungen und Gesetze
Zu den wichtigsten Themen, die uns derzeit beschäftigen, zählen klimatische Veränderungen, der demografische Wandel in unserer Region, aber ebenso gesetzliche Vorgaben, für die neue Konzepte erarbeitet und umgesetzt werden müssen. Allesamt sind sehr komplexe Bereiche, die wir neben der eigentlichen Kernaufgabe als Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger bewältigen müssen.
Konzepte für die Klimaresilienz
Für die zukünftige Trinkwasserversorgung ist es unumgänglich, den Klimawandel zu beachten. Denn derzeit stehen höhere Trinkwassergebräuche in heißen Sommermonaten einem sonst eher sparsamen Gebrauch gegenüber. Optimal hingegen wäre eine gleichmäßige Auslastung unserer Trinkwassernetze.
Elementar für die Klimaresilienz der Trinkwasserversorgung ist unsere Hochbehälterkonzeption. Denn Trinkwasserbehälter gleichen Bedarfsspitzen durch gespeichertes Trinkwasser aus und sichern den Versorgungsdruck. Darüber hinaus sind die Behälter in der Lage, Kundinnen und Kunden auch bei Störungen in der Trinkwasserversorgung – z. B. aufgrund eines Stromausfalls – mit der vorhandenen Füllmenge im freien Gefälle zu versorgen. Die Wasserwerke Zwickau betreiben über 50 Hochbehälter, die flächendeckend im Versorgungsgebiet verteilt sind. Um auch eine langfristige Nutzung zu sichern, sind diese Bauwerke bautechnisch instand zu halten. Daher arbeiten wir bereits seit vielen Jahren mit einem strategischen Konzept zur systematischen Instandhaltung. Es sieht vor, wann welche Behälter zu sanieren oder zu erneuern sind, und betrachtet die finanzielle Untersetzung dieser Projekte. Die Errichtung neuer großer Trinkwasserspeicher ist an die klimatische Situation angepasst und verbessert die Versorgungssicherheit unserer Region.
Da die mehr als 50 Hochbehälter der Wasserwerke Zwickau elementar für die Trinkwasserversorgung der Region sind, gibt es eine Hochbehälterkonzeption. Es sieht vor, wann welche Behälter zu sanieren oder zu erneuern sind.
Quelle: Wasserwerke Zwickau GmbH – Foto-Atelier Lorenz
Die Erneuerung alter Trinkwasserleitungen gehört seit jeher zu unseren permanenten Aufgaben. Durch die Auswechslung von bestehenden Leitungen konnten wir in den vergangenen Jahren die Anzahl unserer Wasserrohrbrüche und unsere Wasserverluste kontinuierlich senken (vgl. Teil 2 unserer Artikelserie), was ebenfalls zur Resilienz beiträgt.
Ein weiteres großes Vorhaben, das Trinkwasserleitungen und Hochbehälter einschließt, ist unser sogenannter „Werdauer Ast“. Darunter betrachten wir die Versorgungssituation im ländlich geprägten Raum westlich von Zwickau bis in den Süden von Werdau. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Ablösung der vielen kleinen und sanierungsbedürftigen Hochbehälter mit Fassungvermögen zwischen 125 m³ und 500 m³ sowie Pumpwerke.
Das dazugehörige Versorgungsgebiet umfasst Stenn, Schönfels, Lichtentanne, Thanhof, Gospersgrün, Altrottmannsdorf, Beiersdorf, Römersgrün, Ruppertsgrün und Fraureuth. Um die Trinkwasserversorgung zukünftig zu sichern, erfolgt der Neubau bzw. die Erneuerung von insgesamt ca. 10 km Rohrleitung in mehreren Bauabschnitten. In der Ortslage Beiersdorf ist zudem der Neubau eines Hochbehälters vorgesehen. Dieser hat ein Speichervolumen von 600 m³ mit späterer Erweiterungsmöglichkeit auf 1.500 m³
Beim Projekt „Werdauer Ast“ werden ca. 10 km Trinkwasserleitung gebaut bzw. erneuert (rote Markierung) sowie ein großer Hochbehälter in Beiersdorf errichtet.
Quelle: ALKIS,TK10 – GeoSN, dl-de/by-2-0; Bestandsdaten – Wasserwerke Zwickau GmbH
Moderne Zähler
Nicht nur unsere Netze, sondern auch die Messgeräte für den Trinkwassergebrauch bringen wir auf den aktuellen Stand: Seit 2024 werden moderne Ultraschallwasserzähler bei allen eichpflichtigen Wechseln eingebaut. Das bietet einige Vorteile für unsere Kundinnen und Kunden: Die neuen Messgeräte sind fernauslesbar, sodass die Ablesung durch die Wasserwerke Zwickau erfolgt. Die Zählerstandsmeldung durch die Kunden und Kundinnen selbst ist dadurch nicht mehr notwendig. Die Messemethode per Ultraschall arbeitet verschleißfrei und bietet Messgenauigkeiten schon ab 1 l/h. Darüber hinaus verlängert sich die Eichfrist dieser Geräte auf bis zu 12 Jahre, und sie bieten eine Alarmfunktion für die automatische Erkennung von Leckagen.
Besonderheiten für die kritische Infrastruktur
Als Unternehmen der kritischen Infrastruktur sind wir verpflichtet, die IT-Sicherheit zu gewährleisten sowie die Energieeffizienz kontinuierlich zu verbessern. Nachhaltigkeitsberichterstattung und stabile Energiemanagementsysteme sind weitere Schwerpunkte, die auf europäischer Ebene gefordert sind und umgesetzt werden müssen.
Energieneutralität in Kläranlagen
Die Abwasserreinigung und -behandlung ist sehr energieintensiv. Die Kommunale Abwasserrichtlinie der Europäischen Union fordert die Mitgliedsstaaten auf, für Kläranlagen ab einer Größe von 10.000 Einwohnerwerten bis 2045 schrittweise eine Energieneutralität als Beitrag zur Energiewende sicherzustellen. Auf unseren größten Kläranlagen gewinnen wir bereits einen wesentlichen Teil der benötigten Energie aus unserer Faulgasverstromung. Dennoch wird es aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen perspektivisch erforderlich, auf vielen Kläranlagen noch mehr erneuerbare Energie selbst zu erzeugen und die dafür benötigen technischen Voraussetzungen zu schaffen. Zudem wird der Energiebedarf für größere Anlagen aufgrund neuer Reinigungsanforderungen weiter steigen. In einem ersten Schritt muss die kommunale Abwasserrichtlinie aber zuerst bis 2027 in deutsches Recht umgesetzt werden.
Vierte Reinigungsstufe
In Abhängigkeit von der Gewässergüte und von der Kläranlagengröße wird perspektivisch die Einführung einer vierten Reinigungsstufe gefordert werden, um weitere Mikroschadstoffe wie beispielsweise Arzneimittelstückstände aus dem Abwasser zu eliminieren. Hierfür kommen verschiedene Verfahren infrage, z. B. Aktivkohlefilter, Ozonierung oder Verfahrenskombinationen. Zwar sollen auf Basis der im November 2024 auf EU-Ebene verabschiedeten Neufassung der Kommunalabwasserrichtlinie auch die Hersteller von Kosmetik und Arzneimitteln an den Kosten für Ausbau und Betrieb vierter Reinigungsstufen auf Kläranlagen beteiligt werden, dennoch wird diese letztendlich die Abwasserentgelte belasten. Eine Umsetzung der europäischen Richtlinie in nationales Recht steht noch aus.
Phosphorrückgewinnung auf Kläranlagen
Im Oktober 2017 ist die novellierte Klärschlammverordnung (AbfKlärV) in Kraft getreten. Sie regelt den Umgang mit Klärschlamm komplett neu: Betreiber größerer Kläranlagen sind künftig verpflichtet, den im kommunalen Abwasser bzw. Klärschlamm enthaltenen Phosphor zurückzugewinnen. Das gilt schrittweise ab 2029 für größere Kläranlagen. Zudem endet für viele Kläranlagen die bodenbezogene Verwertung.
Seit 2023 müssen die Kläranlagenbetreiber darlegen, wie sie der Phosphor-Rückgewinnungspflicht nachkommen wollen. Denn Phosphor ist ein begrenzt vorkommender, gleichzeitig aber unersetzbarer und dringend benötigter Rohstoff. Bei der Abwasserbehandlung in den Kläranlagen wird der im Abwasser vorhandene Phosphor biologisch oder chemisch abgebaut und in den Klärschlamm eingelagert. Bei der Verbrennung des Klärschlamms (thermische Verwertung) bleibt der Phosphor in der Asche zurück und kann mithilfe eines chemischen Verfahrens herausgelöst werden.
Aufgrund der gesetzlichen Anforderungen kooperieren die Wasserwerke Zwickau mit drei weiteren westsächsischen Abwasserentsorgern, um rechtzeitig eine gesetzeskonforme Lösung zu schaffen.
Umsetzung wasserrechtlicher Konzeptionen
Als Wasserver- und Abwasserentsorger müssen wir wasserrechtliche Konzeptionen erstellen und umsetzen. Beispiele hierfür sind unser Handlungskonzept für Regenwasser sowie unser Mischwasserkonzept. Diese konzentrieren sich auf die zukünftige Entwicklung unserer Abwasserableitung und -behandlung. Unser Ziel ist es, das Niederschlagswasser in unseren Kanalnetzen zu reduzieren. Stattdessen sollen neue Versickerungsflächen geschaffen werden.
Der überwiegende Teil der Abwasserkanalisation der Wasserwerke Zwickau GmbH ist ein Mischsystem, das heißt Schmutz- und Niederschlagswasser werden gemeinsam in einem Sammler abgeführt. Bei größeren Regenereignissen ist es erforderlich, dass an bestimmten Punkten im Kanal stark verdünntes Mischwasser in die Gewässer abgeschlagen wird, um das Kanalsystem nicht zu überlasten. Hierfür werden Regenüberlaufbecken und Regenüberläufe als Bauwerke benötigt, die technische Anforderungen erfüllen müssen. Zurzeit betreiben wir 193 Mischwasser-Bauwerke, also Regenüberläufe, Regenüberlaufbecken, Abwasserpumpwerke und Stauraumkanäle.
Die Wasserwerke Zwickau haben für die einzelnen Entsorgungsgebiete mehrere Mischwasserwasserkonzepte erstellt, die an verschiedenen Stellen im Kanalsystem weiteren Handlungsbedarf ausweisen. Dieser geht mit hohen baulichen und finanziellen Aufwendungen einher.
Zusätzlich werden weitergehende Anstrengungen erforderlich, um auch reine Regenwassereinleitungen in Gewässer zu minimieren. So sollen einerseits die Bäche und Flüsse entlastet und andererseits das Niederschlagswasser wieder dem Grundwasser zugeführt werden. Hierfür ist die Errichtung von neuen Regenrückhaltebecken und Behandlungsanlagen erforderlich.
In Regenüberlaufbecken wie diesem an der Werdauer Straße in Zwickau kann Mischwasser bei starken Regenfällen gespeichert und gezielt ins Kanalsystem abgeleitet werden. So wird vermieden, dass Kanalisation und Kläranlagen überlastet werden.
Quelle: Wasserwerke Zwickau GmbH – Foto-Atelier Lorenz
Herausforderungen gemeinsam meistern
Wie aus den vorangegangenen Erläuterungen deutlich wird, sind sowohl für die zukünftige Trinkwasserversorgung als auch für die Abwasserentsorgung viel Engagement und hohe Aufwendungen notwendig. Das Ziel der Wasserwerke Zwickau ist es, weiterhin die Stabilität unseres Unternehmens zu sichern, um den genannten Herausforderungen mit einer soliden Basis begegnen zu können. Hierzu werden Preisanpassungen zukünftig unumgänglich sein. Darüber hinaus ist ein bewusster Umgang mit dem Lebensmittel Trinkwasser und dem Abwasser durch die gesamte Bevölkerung unserer Region wichtig, um beispielsweise Versickerungsflächen auf dem eigenen Grundstück zu schaffen oder die Abwässer nicht unnötig mit Chemikalien oder Arzneimitteln zu verunreinigen und so einen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten.
Zwickau, 23. Mai 2025