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Informationsblatt der Gemeinde Neschwitz mit amtlichen Mitteilungen
Ausgabe 2/2023
Öffentliche Bekanntmachungen Zjawne wozjewjenja
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Neujahresgruß des Bürgermeisters anlässlich der Vogelhochzeit am 25. Januar 2023

Nowolĕtny postrow wjesnjanosty k ptačemu kwasej 25. januara 2023

Liebe Bürgerinnen und Bürger, sehr geehrte Seniorinnen und Senioren, liebe Kinder und Jugendliche,

Lube wobydlerki, lubi wobydlerjo, česćene seniorki a seniorojo, lube dźěći a młodostni,

ich begrüße Sie recht herzlich hier im Saal des Herrschaftlichen Gasthofes zum Fest der Vogelhochzeit, welches gerade in unserem sorbischen Siedlungsgebiet ein von Kindern gern gefeierter Brauch ist. Auch ich darf wieder Ihnen meinen Neujahrsgruß überbringen, was uns durch Corona zweimal verwehrt war.

Unsere Vogelhochzeitsgesellschaft wartet bereits ungeduldig auf ihren Auftritt und wir dürfen uns schon jetzt auf das gespielte Fest freuen. Allen, die dafür Verantwortung tragen, die mit den Kindern für diesen Auftritt geprobt und Kostüme gefertigt haben, schon jetzt meinen herzlichen Dank!

Nun ist das neue Jahr fast schon einen Januar alt. Gefühlt gab es zum Jahreswechsel kaum eine Unterbrechung des Tagesgeschäftes. Die Zeit fließt ununterbrochen weiter und unser Leben auch.

George Orwell sagte einmal: Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei!

Und tatsächlich ist es so, dass wir uns mehr und mehr von unserer Umwelt, Arbeit oder eigenen Wünschen antreiben lassen, um immer das beste Angebot zu erhaschen, die täglich gesteckten Ziele zu erreichen oder am Urlaubsbuffet der Erste zu sein. Zu oft getrieben von der Angst, etwas zu verpassen, einem anderen einen Vorteil zu gönnen oder etwas Geld zu sparen. Leider verlieren wir mit solchem Tun das wertvollste, was uns als Menschen zur Verfügung steht: unsere nicht unendliche Lebenszeit! Diese können wir nicht kaufen, weder mit dem eingesparten Geld eines Aktionsangebotes noch mit den etwas günstigeren Kraftstoffpreisen in unseren Nachbarländern. Wäre es nicht viel besser, die Zeit der Angebotsjagd oder die Fahrzeit über Landesgrenzen zu nutzen, um für unsere Kinder oder Enkel da zu sein, jemanden Hilfebedürftigen zur Seite zu stehen, Zeit für die Familie zu haben oder auch einmal Zeit für sich selbst?

Wären wir nicht ausgeglichener, wenn wir nicht nur Zeit zum Reden, sondern auch zum Zuhören hätten? Und wäre es nicht schön, wenn wir Zeit hätten, um nicht nur zu schimpfen und oft Übles zu vermuten, sondern Zeit hätten für Liebe, Vertrauen, Vergebung, Rücksicht, für Respekt und Toleranz und für Würde.

Ich glaube, dann würden wir uns besser fühlen. Wir könnten zufriedener sein und viel öfter feststellen, dass wir eigentlich eine gute Zeit haben.

Natürlich ist nie nur eitel Sonnenschein. Oft beschäftigen uns politische Themen, kriegerische Konflikte und Diskussionen um Klima und Menschheit. Auch darüber muss man reden und sich Gedanken machen. Man sollte aber dabei nicht die persönliche Betroffenheit aus dem Auge verlieren. Ich treffe ab und zu Menschen, die diesen oder jenen Umstand beklagen, meist lautstark und fordernd. Frage ich dann, inwieweit diejenigen negative Auswirkungen wegen des beklagten Umstandes in ihrem Leben verspüren, schaue ich in überraschte Gesichter. Manchmal ist das Schlechtreden unserer Zeit zum Sport geworden. Und wenn wir mal genau hinschauen, sind die lautesten Kritiker gerade die, denen es relativ gut geht.

Albert Einstein meinte: Zeit ist das, was man an der Uhr abliest.

Wenn ich jetzt auf die Uhr schaue, lese ich, dass es Zeit ist, den kleinen Künstlern unserer Vogelhochzeitgesellschaft die Bühne zu überlassen.

Für dieses Jahr wünsche ich Ihnen die Zeit, mit Familie, Freunden und Partnern das Leben zu genießen, Erfolg zu haben und den Lebenslauf nicht als Wettkampf zu sehen. Ich wünsche im Besonderen dazu eine gute Gesundheit und Gottes Segen. Für all das sollte Zeit sein!

Ihr Bürgermeister
Gerd Schuster