meine heute an Sie gerichteten Worte haben einmal mehr einen sehr persönlichen Hintergrund. Die Spatzen pfeifen es hier und da schon von den Dächern und der Buschfunk weiß zu berichten.
Ich habe den Landrat unseres Landkreises gebeten, mich zum 1. September 2025 in den Ruhestand zu entlassen. Diese Entscheidung ist weder spontan noch unüberlegt. Schon einige Monate hinterfrage ich die politischen Entwicklungen in unserem Sachsen und in der Bundesrepublik. Letztendlich hat ein Bürgermeister unmittelbar gesetzliche Vorgaben umzusetzen und finanzielle Auswirkungen zu beachten. Prinzipiell gibt es für meine Entscheidung nicht „den einen Grund“ oder den „Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“. Vielmehr ist es die Summe der Ereignisse und Auswirkungen durch vorgeschriebene bzw. eingeschränkte Handlungsspielräume, denen ich mich nicht mehr verpflichtet fühlen kann. Ich habe in 24 Jahren versucht, mit einer engagierten Verwaltung und verschiedenen Gemeinderatskonstellationen alles zum Wohle unserer Gemeinde zu tun. Das ist in vielen Bereichen gelungen, einiges gibt es weiterhin zu erledigen. Unsere finanzielle Situation ist nicht das Ergebnis misslungener Finanzwirtschaft, sondern gestiegener Aufgaben, veränderten Normen und Standards und immer neuer sozialer und anderer Leistungen, welche nicht durch Land und Bund ausgeglichen werden, so wie es das Gesetz eigentlich vorsieht. Dazu kommen durch die wirtschaftliche Schieflage in Deutschland stark rückläufige Gewerbesteuereinnahmen. Im Saldo ist das für eine kleine Gemeinde wie Neschwitz nicht leistbar. Dass nun im Rahmen eines Haushaltssicherungskonzeptes Dinge unseres dörflichen Lebens, die eh schon geringe Unterstützung des Ehrenamtes in Vereinen und Feuerwehr sowie Schloss und Park Neschwitz „herhalten“ müssen, so, als wären diese Dinge die Auslöser des finanziellen Engpasses, ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Aber es gilt eben neue Wege zu gehen oder wie in der heutigen Zeit so gern formuliert: Kein Weiter so...
Auch um diesen notwendigen Veränderungen nicht im Wege zu stehen, habe ich mich zum Rücktritt entschlossen. Ich hoffe sehr, dass jüngere und motivierte Kräfte alles zum Guten für Neschwitz und seine Dörfer wenden können.
Meine Kritiker bemängeln schon meine verspätete Nachricht an Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, aber ich möchte bei einem so sensiblen Thema keine Informationen streuen, welche keinen Bestand haben. Deswegen habe ich den amtlichen Bescheid unseres Landrates abgewartet. Dieser kam nun mal nach Redaktionsschluss des letzten Infoblattes. Also keine Heimlichtuerei, sondern gesichertes Vorgehen.
Momentan gilt es, das Haushaltssicherungskonzept auf den Weg zu bringen und die damit verbundenen Aufgaben anzugehen. Dieser Prozess wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht auch ein guter Zeitpunkt für meine Nachfolgerin oder dem Nachfolger, eigene Strukturen aufzubauen. Bis dahin bleibe ich natürlich komplett im Amt, ansprechbar und verantwortlich für die Geschicke in unserer Gemeinde, der ich mich als Bürgermeister und Einwohner verpflichtet fühle.
Herzliche Grüße für einen sonnigen Frühling!