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Informationsblatt der Gemeinde Neschwitz mit amtlichen Mitteilungen
Ausgabe 6/2023
Vereine Towarstwa
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Eröffnung 50. Sonderausstellung im Heimatmuseum

Am 16. Juli 2023 um 14.00 Uhr wird die 50. Sonderausstellung unter dem Motto „300 Jahre Barockanlage Neschwitz“ im Heimatmuseum eröffnet.

Dieses Jubiläum ist es wert, zu gedenken und einige Informationen dazu hier darzulegen.

Im Jahre 1721 erwarb Friedrich Ludwig Herzog (Prinz) von Württenberg-Winnental die Herrschaft Neschwitz, um hier für sich und seine Gemahlin Ursula Katharina Herzogin von Württenberg-Winnental und Reichsfürstin von Teschen einem ihren Stand gemäßen Sommersitz zu errichten.

Als erstes ließ der Herzog das 1454 erbaute Renaissance-Schloss abreißen und auf dessen Kellergewölbe ein in seiner Zeit entsprechendes neues, lichtes mit hohen Fenstern versehenes Lust- und Jagdschloss im französischen Stil erbauen. Des Weiteren entstanden in dem neu angelegten Park vier Pavillons als Zweckbauten und eine Orangerie. Zwei Torhäuschen flankieren jetzt den neuen Parkeingang und außerhalb der Parkanlage wurde im neu angelegten Wildpark bzw. Tiergarten auf dem jetzigen Gelände der Jugendherberge ein Jagdpavillon gebaut.

Um den neu, ebenfalls im französischen Stil angelegten Park gestalten zu können, mussten die bis dahin im Gelände vorhandenen Gutsgebäude mit Ställen, Scheunen usw. abgerissen werden. Diese Gebäude befanden sich zwischen dem alten Pfarrhaus und der Wassermühle am Schwarzwasser, welche sich im Bereich des jetzigen bzw. ehemaligen Sägewerkes befand. Ein neuer Gutskomplex mit Marstall für 40 Pferde, Brauerei, Wohnungen, Stallungen, Scheunen usw. entstand an der heutigen Kamenzer Straße. Dieser riesige Wirtschaftshof ist uns allen unter dem Begriff „Rittergut“ bekannt. Die rege Bautätigkeit jener Jahre führte dazu, dass bereits im Jahre 1723 das Schloss mit all seinen Nebengebäuden fertig gestellt und glänzend ausgestattet war.

1721 bis 1723 sind jene drei Jahre, die Neschwitz ein völlig neues Ortsbild gaben. Die Anlage und Bauten aus dieser Zeit sind noch heute ortsprägend.

Dies sollte ein kurzer Einblick zum Thema Barockanlage in Neschwitz gewesen sein.

Nun zur 50. Sonderausstellung: Natürlich haben sich Funktion und Aussehen im Laufe von 300 Jahren gegenüber 1723 stark verändert. In der neuen Ausstellung wird das anschaulich dargestellt. Das „Alte Schloss“ z. Bsp. wurde nach dem Bau des „Neuen Schlosses“ nicht mehr zu Wohnzwecken genutzt. Es diente von 1806 an dem Grafengeschlecht derer von Riesch als Kunstmuseum für ererbte und erworbene Kunstschätze, die sie unter anderen von ihren zahlreichen Reisen mitbrachten. Nur ein ganz geringer Teil davon existiert noch. Einige seltene Stücke aus dieser Sammlung werden in dieser Sonderausstellung präsentiert. Dieses Museum im „Alten Schloss“ bestand bis 1945. Seine Bestände sind größtenteils verschollen. Nach dem zweiten Weltkrieg waren Schule und Kindergarten im Schloss untergebracht.

Wer aus dieser Epoche noch Fotos und Belege besitzt, kann sich telefonisch unter 035933 30179 melden und somit zur Vervollständigung dieser Ausstellung beitragen.

Auch andere gerettete Gegenstände und Zeugnisse der Schlossgeschichte würden wir, wenn noch vorhanden, gerne als Leihgaben in der Ausstellung zeigen.

Eine wechselvolle Geschichte hat auch der Jagdpavillon vorzuweisen. Nachdem er seine ursprüngliche Funktion verloren hatte, diente er wohl als Lagerraum und Anfang des 20. Jahrhunderts als Turnhalle. Der Jagdpavillon und sein Umfeld war in der Zeit des Nationalsozialismus Reichsarbeitsdienstlager. Nach 1945 befand sich auf diesem Gelände das „Strafgefangenenlager Neschwitz“, wo auch zeitweise politische Gefangene inhaftiert waren.

Dies sind nur einige Beispiele, wie die barocken Bauten und Anlagen zu verschiedenen Zeiten genutzt wurden. Noch mehr erfahren Sie, verehrte Leserinnen und Leser, wenn Sie unser Heimatmuseum und die 50. Sonderausstellung besuchen.

Diese Ausstellung ist vom 16. Juli bis 29. Oktober 2023 zu sehen und jeder geschichtsinteressierte sowie heimatverbundene Einwohner der Gemeinde Neschwitz sollte sie besichtigen.

Öffnungszeiten des Heimatmuseums: sonn- und feiertags von 13.30 bis 17.00 Uhr. Außerhalb dieser Zeit z. Bsp. für Gruppenführungen sind abzustimmen unter 035933 30179 oder 30547.

Heimatmuseum – Arnd Lehmann