Lebensretter aus der Luft

Im Frühjahr bekommen Rehe ihren Nachwuchs. Zum Schutz vor Fraßfeinden werden die Kitze sicher im hohen Gras abgelegt. Dicht an den Boden gedrückt warten sie, bis die Ricke von der Futtersuche zurückkommt. Aber vor den Mähbalken der Landmaschinen sind sie hier nicht sicher. Auch wenn das Gelände vorher durch Personen gründlich abgesucht wird, werden nicht alle gefunden und viele Tiere bei der Mahd lebensgefährlich verletzt oder getötet.

Jens Balkow aus Drieschnitz ist Jäger und setzt sich persönlich für den Schutz der Kitze ein. Aus eigenen Mitteln hat er sich für die Suche aus der Luft eine Drohne angeschafft.

Landwirte können ihn informieren, wenn sie mit der Grasmahd beginnen wollen. Dann startet er am frühen Morgen seine Drohne über dem Gelände. Die Wiese ist noch kühl und die Wärmebildkamera erfasst wärmere Objekte, wie z.B. die etwa 20 Grad warmen Kitze. Mit Hilfe der übermittelten GPS-Daten finden dann die freiwilligen Helfer die Tiere, nehmen sie vorsichtig auf und verwahren sie in Transportbehältern an einem sicheren Ort.

Nach dem Ende der Mahd werden sie an den Fundort zurückgebracht und von den besorgten Ricken wieder angenommen. So konnten im Frühjahr 2024 im Gebiet der Gemeinde Neuhausen/Spree rund 60 Kitze gerettet werden.

Jens Balkow bekam in der diesjährigen Versammlung der Jagdgenossenschaft Drieschnitz-Kahsel/Bagenz Anfang April die Gelegenheit, über seine ehrenamtliche Arbeit zu berichten. Mit leidenschaftlichen Worten schilderte er die Funktionsweise der Drohne, die aufregende Suche und die Freude aller beteiligten Jagdpächter und Helfer über die erfolgreiche Rückführung der Kitze. Belohnt werden die Mühen dann im Herbst, wenn man die Ricken mit ihrem Nachwuchs auf den Feldern und im Wald beobachten kann.

Jens Balkow möchte noch mehr für den Schutz der Rehkitze tun. Aber leistungsstarke Drohnen haben ihren Preis. Daher will er sich an die bürokratischen Hürden zur Beantragung von Fördermitteln wagen. Durch die Gründung eines gemeinnützigen Vereins sollen Möglichkeiten gefunden werden, Mittel aus den Förderprogrammen von Bund und Land für die Anschaffung von Drohnen für die Kitzrettung zu erhalten.

Die Mitglieder und Gäste der Jagdgenossenschaftsversammlung im Dorfkrug Bagenz verfolgten den Vortrag aufmerksam und interessiert. Alle Jagdgenossen genehmigten mit einem Beschluss das Überfliegen ihrer bejagbaren Flächen in den Monaten Mai und Juni zur Kitzrettung mit einer Drohne.

Zum Schluss erhielt Jens Balkow viel Beifall für sein erfolgreiches ehrenamtliches Engagement.