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Neustädter Anzeiger - Amts- und Heimatblatt der Stadt Neustadt in Sachsen
Ausgabe 14/2023
Kulturelles
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Die „Grenzland-Lichtspiele“, unser Kino in Neustadt in Sachsen

Wir haben uns daran gewöhnt, dass an jedem Wochenende in unserem Kino viele der neuesten Filme laufen. Kaum einer weiß aber, was und wer dahintersteckt.

Um darüber Näheres zu erfahren, habe ich mich mit dem Kino-Betreiber, André Peters, in den Räumen des Kinos getroffen. Zu meiner Überraschung kam mir ein „lockerer“ Typ mit T-Shirt, kurzen Hosen und Flipflops entgegen. Der noch nicht Fünfzigjährige stammt aus Neustadt in Sachsen. Sein Vater arbeitete wie viele bei „Fortschritt“. André ging hier zur Schule, machte sein Abitur am (ehemaligen) Neustädter Götzinger-Gymnasium. Er studierte in Dresden Betriebswirtschaftslehre, blieb anschließend in Dresden „hängen“, wo er als selbständiger Unternehmer tätig ist. Sein Motto: „Denken global, handeln lokal“. Er ist noch stark mit seiner Heimatstadt verbunden. Deshalb nahm er vor Jahren die Gelegenheit wahr, in Neustadt u. a. das Haus Markt 5 zu kaufen.

Dort befand sich ehemals das Hotel „Zur Tanne“ und bis in die 1920er Jahre der „Tannensaal“ genannte Tanzsaal. Wahrscheinlich hat man ihn schon in den 1930ern zum Kino umfunktioniert, denn nach dem Zweiten Weltkrieg begannen bereits im Juli 1945 wieder regelmäßige Kinovorstellungen, in den „Verordnungsblättern der Stadt Neustadt“ angekündigt.

Nach 1990 hatten die Grenzland-Lichtspiele mehrere Betreiber. Aber alle gaben trotz zuletzt auch finanzieller Unterstützung der Stadt Neustadt nach einiger Zeit auf. Deshalb entschied sich André Peters vor ca. zehn Jahren, das Kino in seinem Haus selbst zu übernehmen, trotz Einstellung der damals versprochenen Weiterführung der finanziellen Unterstützung durch die Stadt. Allerdings gelang es ihm mit anderen Mitteln, wie z. B. Förderungen durch die Filmförderanstalt (FFA) und eigenem Geld, die alte analoge Vorführtechnik auf digital umzustellen. Dies war die Voraussetzung, um die neuen, nur digital zur Verfügung stehenden Filme auch hier vorführen zu können.

2014 öffnete das Kino wieder, nachdem es zuvor ein halbes Jahr geschlossen war. Ein Glücksumstand für alle Beteiligten war Stefanie Sommerschuh, eine Dresdnerin, die vom Arbeitsamt an André Peters vermittelt wurde. Sie entwickelte sich zum „guten Geist“ des Kinos. André Peters konnte sich bedingungslos auf sie verlassen. Filmbestellung, Abrechnung, Betrieb der Gastronomie - alles klappte!

In dieser Zeit wurden weitere Instandhaltungsmaßnahmen, wie neues Gestühl, Malerarbeiten und die teilweise Erneuerung der Technik durchgeführt. Obwohl während des Corona-Lockdowns auch das Kino nicht öffnen durfte, blieb Stefanie Sommerschuh bei der Stange und nach Aufhebung der Maßnahmen konnte der Spielbetrieb sofort wieder aufgenommen werden.

Ersatz zur Betreibung des Kinos gesucht

Nun aber will sich Stefanie Sommerschuh arbeitstechnisch verändern, das Pendeln zwischen Dresden und Neustadt in Sachsen und die Arbeit vorwiegend abends sowie am Wochenende sind ein großer Aufwand. Deshalb steht der Weiterbetrieb unseres Kinos auf der Kippe! André Peters sucht intensiv nach Ersatz.

Vielleicht finden sich einer oder mehrere interessierte Neustädter/innen? André Peters ist offen für Gespräche über die Arbeitsbedingungen. Teilzeit oder Aushilfe wären möglich. Auch Rentner oder Schüler können sich gern bewerben. Die Bewerbung können Sie per E-Mail an peters@boderitz.de senden.

Dr. Ingrid Große