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Auszug aus der Sonntagsbeilage zum Pulsnitzer Wochenblatt vom 22. Juni 1908. Autor des Texts ist Friedrich Bernard Störzner, Kantor, Lehrer und Heimatkundler (1861 - 1933):
Zwischen Großdrebnitz bei Bischofswerda und Neustadt liegt in einem zum Teil von bewaldeten Höhen eingeschlossenen Tale das freundliche Kirchdorf Rückersdorf. Im Süden erhebt sich der 392 m hohe Druhains Berg, im Osten ragen der Mühlberg, der Wachberg, der Fuchsberg und der Kieferberg, im Nordosten der Tannenberg und der Falkenberg, im Südwesten liegt der Haselberg. Unter den genannten sind der Wachberg und der Tannenberg die höchsten: ersterer ist 442 m hoch, letzterer 435 m. Das Dorf liegt an seinem nördlichsten Ende am höchsten. Hier reicht der Wald fast bis zu den Häusern heran. In einer Beschreibung vor 80 Jahren heißt es unter anderem über Rückersdorf:
„Rückersdorf oder Rüdigersdorf, wie es in alten Urkunden auch genannt wird, hat, ohne die Kirche 82 Häuser, darunter 27 Bauerngüter und 5 Gärtnerwohnungen mit ungefähr 400 Einwohnern. Das Dörfchen, welches fast von allen Seiten mit Waldung eingebaut ist und nur nach Langenwolmsdorf zu einem freien Durchgang hat, gewährt von der westlich vom Niederdorfe befindlichen Anhöhe sowie von jener, welche über den Neustädter Weg führt - besonders in der freundlichen Zeit des Jahres - mit seinem grünen Türmchen einen recht ansprechenden, ländlich romantischen Anblick. Das ganze Dorf entlang stehen Bäume, und man kann hier im Frühling und Sommer recht angenehm im Grünen wandeln; besonders zeichnet sich in dieser Hinsicht das Niederdorf aus, welches von der Kirche aus bis zu der in einem mächtigen Grunde liegenden Mühle sich erstreckt, und wo die vereinzelten Häuser mitten im grünen Strauchwerk liegen, und wo wahrhafte Poetengänge sich bilden, neben denen der Dorfbach, ein südwärts zur Polenz gehendes Bächlein, in Urkunden die „Lassa“ genannt, sich hinschlängelt und aus denen man den grünen Kirchturm hervorschimmern sieht.
Neben dem Berg´schen Gute am Dorfwege, der längs der Anhöhe zur Mühle fließt, stehen viele alte und hohe Linden, die ebenfalls eine Zierde des Dorfes sind, indem sie dem Idyllischen das Erhabene zugesellen. Von der Mühle führt ein kleines Waldteil zu dem in einiger Entfernung liegenden Gebäude, welches außer der Wollspinnerei auch eine Mahl- und Ölmaschine enthält. Es gehört dieses Teil unstreitig zu den interessantesten Partien des Dorfes, und auf dem Neustädter Wege, wo man das ganze Dorf übersehen kann, bietet das schimmernde Dach des Maschinengebäudes im Walde einen recht freundlichen Anblick dar.“
Noch heute ist in der Hauptsache diese Schilderung von Rückersdorf zutreffend. Man darf wohl Rückersdorf mit zu den schönst gelegenen Dörfern in der Umgegend Neustadts und Bischofswerdas zählen. Der Ort dürfte zu einer Sommerfrische sich recht wohl eignen.