Auf dem Markt treffe ich Günter. „Hab euch ewig nicht gesehen“, sagt er, „wart ihr auf einer Weltreise?“ „Da müssen wir noch sparen. Zu einem Abstecher bis zum Nordkap hat es gereicht.“
„Abstecher sagst Du? Das Nordkap ist die Nordspitze Europas. Wart ihr mit Reisebüro oder privat?
Ein Bekannter hat diese Tour im vergangenen Jahr mit dem Wohnmobil gemacht, über Norwegen hoch, über Finnland zurück, der war begeistert. Und wie seid ihr gefahren?“
„Mit dem Skoda von Neustadt bis zur Hohwald-Klinik und dann zu Fuß. Unser Nordkap ist der nördlichste Punkt der Tschechei. Kennst Du nicht? Dort verläuft die Staatsgrenze zu Sachsen seit Jahr hunderten, bei uns ist Steinigtwolmsdorf, auf der anderen Seite liegt der Ortsteil Severin der Gemeinde Lobendava. An einem Granitblock sind sogar die Koordinaten angegeben, 51 °Nord, 14° Ost und paar Zerquetschte. Dorthin zu kommen, war beschwerlich, es gibt nur einen Wanderweg, und der geht über Stock und Stein. Ist mühsamer, als auf den Straßen zu Norwegens Nordkap zu kommen.“ „Und dort ist auch die Aussicht besser.“ „Wenn kein Nebel ist, aber der ist häufig, durch den Golfstrom.“
Blicke dich noch einmal um,
damit du nichts vergisst.
Wenn du wieder hier stehen wirst,
blüht vielleicht zum zehnten Mal
das Heidekraut.
Lauf zu! Nicht jeder stirbt, wo er geboren wird.
Wenn du einkehrst,
verschweige nicht,
wo du herkommst.
Frage den Wirt nach den Leuten,
was sie tags und abends tun.
Lass dich zum Bleiben nicht
vom Glanz der Theke verführen.
Verweile aber ohne Zögern,
wenn das Holz im Ofen brennt,
und der Stuhl schnell warm wird
die Kohlsuppe dampft und
dir der Wirt die Tauben im
Nussbaum vor dem Fenster zeigt.
In wessen Häuser du auch gehst,
betrachte stets die Dächer.
Das Dach ist der Stolz des Hauses.
Die Worte der Mutter,
wollte ich behalten.