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Neustädter Anzeiger - Amts- und Heimatblatt der Stadt Neustadt in Sachsen
Ausgabe 6/2023
Kulturelles
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Neustadts Berge

Mein Enkel ist zu Besuch. Aufmerksam studiert er eine Wanderkarte. Dann sagt er: „Opa, ihr habt jede Menge Berge in und um Neustadt. Aber keine hohen, eigentlich nur große Hügel.“ „Bitte keine Beleidigungen: Wir sind ein Bergland. Die Fachleute sprechen von eng verzahnten Naturräumen der Westlausitzer Vorberge und des Lausitzer Berglandes.“

„Immerhin schafft es euer höchster Berg, der Unger, auf 538 Meter.“

„Der Hausberg der Neustädter, benannt nach einem früheren Besitzer, einem Rugiswalder Bauern, ist ein beliebtes Ausflugsziel. Sogar Kaiser Joseph hat ihn besucht. Ein hölzerner Aussichtsturm brannte 1848 ab, wahrscheinlich aus politischen Motiven angesteckt. Der im Jahre 1885 gebaute steinerne Turm, der später noch einmal aufgestockt wurde, bietet aus 565 Metern Höhe eine gute Fernsicht.“

„Der Gerstenberg ist mit 533 Metern auch nicht viel kleiner.“

„Sein Nordhang ist unser Wintersportzentrum, Rugiswalde hat einen guten Klang bei den einheimischen Skifahrern, aber auch bei alpinen Rennläufern“. „Wenn Schnee liegt.“ „Unsere Sportler fahren auch auf Plastmatten.“ „Woher hat der Gerstenberg seinen Namen? Dort wurde doch keine Gerste angebaut?“ “Sicher nicht, viele Berge erhielten ihren Namen nach den Besitzern, wie Schimmings Höhe, Köhlers Berg, Forkers und Krügers Berg.“ „Und Richters und Dörings Berg.“

„Genau, oder nach den dort wachsenden Bäumen, wie Tannenberg, Birkenberg und Buchberg.“ „Auch Achtlindenberg habe ich gelesen.“ „Das ist heute die Götzinger Höhe, der „Balkon“ von Neustadt, 424 Meter hoch, benannt nach einem Neustädter Pfarrer, der sich große Verdienste erwarb bei der Erschließung der Sächsischen Schweiz. Der Achtlindenberg kam zu seinem Namen, weil man dort nach dem Frieden von Hubertusburg, also nach dem Siebenjährigen Krieg, acht Linden pflanzte. Der Sage nach war der Berg im Mittelalter eine Richtstätte mit einem Galgen.

„Heute mit einem Aussichtsturm.“ „Der steht dort seit 1880, 25 Meter hoch, der damalige Gebirgsverein hat ihn bauen lassen, auch eine Gaststätte. Die Götzinger Höhe begrenzt Neustadt im Süden, auch im Osten und Westen engen Berge die Stadt ein: die Krähenhecke und der Karrenberg, beide knapp 400 Meter hoch.“ „Beim Karrenberg könnte ich mir vorstellen, dass der Name von den Fuhrwerken stammt, die über diesen Berg fahren mussten. Und wo der Weg sehr steinig war, nannte man den Berg Steinberg.“ „Den Steinberg gibt es sogar zweimal, in Berthelsdorf und in Krumhermsdorf. Ja, Berge gibt es reichlich in und um Neustadt. Wie viele schätzt Du? Es sind an die dreißig. Und da habe ich zum Beispiel den „Heedehiebl“ gar nicht als Berg gezählt.“

Manfred Herzog