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Neustädter Anzeiger - Amts- und Heimatblatt der Stadt Neustadt in Sachsen
Ausgabe 8/2023
Kulturelles
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Neues aus dem Kino

In den Neustädter Grenzland-Lichtspielen laufen derzeit bzw. demnächst zwei Filme mit mehr oder weniger Bezug zu Dresden: Das Psychodrama „Tár“ des amerikanischen Regisseurs Todd und die „Mockumentary“ „Olaf Jagger“ des derzeit wohl bekanntesten Dresdner Comedians Olaf Schubert. Eine Mockumentary, das habe ich auch erst gelernt, ist eine fiktive Doku, bei der der Anschein erweckt wird, sie wäre wahr - also eine Doku mit Augenzwinkern. Über Olaf Schubert und seinen ganz speziellen Humor muss man hierzulande nichts schreiben. Bei seiner Suche nach Indizien, dass er der illegitime Sohn des Rolling Stones-Frontmanns Mick Jagger sein könnte, habe ich nur eines vermisst, nämlich, dass er Sir Mick, der im Juli 80 Jahre alt wird, selbst gefragt hätte - aber das hat er sich wohl doch nicht getraut!

Der Film „Tár“ hat nur indirekt etwas mit Dresden zu tun, weil die Dresdner Philharmonie dabei eine nicht unwichtige Rolle spielt. Die Hauptperson Lydia Tár ist eine fiktive Spitzendirigentin für klassische Musik, die ihr Lebenswerk mit der Aufnahme des vollständigen Zyklus aller Sinfonien des deutschen Komponisten Gustav Mahler (1860 - 1911) krönen will. Es fehlt noch die 5. Sinfonie von 1901, die im Film von der Dresdner Philharmonie gespielt wird. Es dirigiert Lydia Tár, dargestellt von der Australierin Cate Blanchett. Die vielen Wirrungen, z. B. die lesbische Beziehung der Tár zur Ersten Geigerin und die Intrigen unter den Musikern, die zum Sturz der Dirigentin führen, sollen hier nicht erzählt werden. Lydia Tár muss am Ende erkennen, dass ihre Art zu leben, nicht den Erfolg hatte, den sie sich wünschte. Es werden Kälte, Ehrgeiz, Machtmissbrauch gezeigt, die Menschen in ihrer Umgebung unglücklich machen, sogar in den Selbstmord treiben. Der Film erhielt 2022 den „Golden Globe“ für die beste Hauptdarstellerin. Cate Blanchett gehört zu den zwölf „women of the year 2023“. Einen Oscar bekam der Film jedoch nicht.

Ein Besuch des einen oder anderen Filme lohnt sich für diejenigen, die den hintersinnigen Humor von Olaf Schubert mögen oder die sich für die Psychologie einer machtbesessenen Frau bzw. auch das Spiel der Dresdner Philharmonie interessieren.

Dr. I. Große