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Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft für die Stadt Neusalza-Spremberg
Ausgabe 10/2025
Gemeinde Dürrhennersdorf
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In der Geschichte unseres Dorfes geblättert

Die Geschichte der Weberei in Dürrhennersdorf

Teil 4

So hatte Jähne die Grundlage geschaffen, dass der Betrieb in ein noch größeres Unternehmen ausgebaut werden konnte. Aber plötzlich wendete sich das Blatt. Obwohl Herr Jähne und seine Frau das Geschäft sehr gut betreuten und rastlos tätig waren, konnten sie das Unheil nicht abwenden. Als verschiedene Firmen zusammenbrachen, wurde durch geschäftliche Verbindungen bedingt, auch die Firma Jähne in Mitleidenschaft gezogen. 1914 musste man in Konkurs gehen. Das Werk bestand weiter. Noch im selben Jahr, 1914 übernahm August Herold,der aus Sohland stammte, den Betrieb. Er wurde von ihm durch die schweren Zeiten des I. Weltkrieges und der ihm folgenden wirtschaftlichen Krise geführt. 1918 war der I. Weltkrieg zu Ende, die Weltwirtschaftskrise begann. Inflation und Arbeitslosigkeit breiteten sich aus. Für Dürrhennersdorf glücklicherweiße, wusste August Herold seinen Betrieb aufrecht zu erhalten, obwohl er auch nur einen Teil der Webstühle laufen lassen konnte. Im Frühjahr 1922 kostete das Stück Butter 39 Mark. Ende August musste man schon125 Mark dafür bezahlen. Für das Pfund Brot zahlte man 8 Mark. Die Inflation stieg weiter, rasch sank der Wert der Deutschen Mark. Januar 1923 kostete der Liter Milch bereits150 Mark und das Stück Butter 1.000 Mark. Noch nie wurde bei uns mit so hohen Summen gerechnet. Einige Monate später waren das lächerlich geringe Summen. Man rechnete bereits mit Millionen und Billionen. Im Oktober gab es bereits Gehälter in Milliarden. Diese Summe ist jedoch nicht hoch, wenn man bedenkt, dass eine Semmel 1,5 Millionen Mark und 120 Millionen ein Stück Butter kosteten. Im November stand der Dollar auf 4.218.000.000.000 Mark. August Herold hatte die Fabrik um einige Scheds und die Färberei erweitert. Er verstand, sich Aufträge und Material zu verschaffen. So konnte er wieder ca. siebzig Leuten Verdienst geben und diese Zahl stieg noch. Als am 01. Mai 1925 unsere Kirche ein neues Geläut bekam stiftete August Herold die mittlere Glocke. „Der Gemeinde Dürrhennersdorf gewidmet von August Herold“ stand auf der Rückseite der Glocke. Der Betrieb erholte sich im Laufe der Jahre wieder und stellte in der Hauptsache Handtücher, Wischtücher, Bettlaken und Inletts her, später auch Seihtücher und Tischdecken. 1928 hatte es August Herold geschafft, dass schließlich 200 Webstühle in Betrieb waren. 1929 wurde ein neuer Dampfkessel aufgestellt. Darüber konnte man im Görlitzer Anzeiger am Sonntag dem 20. Januar 1929 folgendes lesen: „Ein Riesenkessel – Zu einem sehr schwierigen Transport gestaltete sich die Einholung des neuen Kessels vom Bahnhof Dürrhennersdorf, der für die Mechanische Weberei von A.Herold bestimmt ist.

Der Kessel, ein Zweiflammenwellrohr-Dampfkessel von der Firma J.E. Christoph AG in Niesky/Ol, hat das ansehnliche Gewicht von 430 Zentnern (43 t), ist 10,30 Meter lang und hat einen Durchmesser von 2,60 Metern. Die Heizfläche beträgt 103 Quadratmeter, der Betriebsdruck ist 12 Atmosphären. Der Kessel wurde auf einen sogenannten Kesselwagen montiert und von einem Lastkraftwagen, dem später ein zweiter vorgespannt wurde, gezogen. Obwohl dem Transport die hartgefrorenen Wege sehr zustatten kamen, wurde die Lage doch manchmal sehr ernst, da die Kraftwagen bei der Glätte leicht ins Rutschen kamen.“

August Herold war verheiratet mit Frl. Berta Herberg aus Sohland und aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor – Helene Herold und Kurt Herold. Seine Tochter Helene war in der betriebseigenen Näherei beschäftigt und sein Sohn Kurt kam zu einem Jura-Studium nach Leipzig. Die Ehe mit Frau Berta Herold wurde nach einigen Jahren geschieden. Nach einiger Zeit darauf schloss er eine neue Ehe mit Frl. Charlotte Wünschmann aus Dresden. Anfang 1932 musste die Fabrik als Folge der Weltwirtschaftskrise kurz stillgelegt werden. Im August 1932 starb August Herold und somit musste sein Sohn Kurt das Jurastudium unterbrechen. Um später den Betrieb selbst zu leiten, ging er an die Ingenieurschule für Textiltechnik Reichenbach im Vogtland, welche er mit guten Ergebnissen absolvierte. Anschließend hat er dann in den verschiedensten Textilbetrieben volontiert, um sich praktische Eigenschaften zu erwerben. Er sollte ja den Betrieb seines Vaters weiterführen.

Durch Aufträge für den Heeresbedarf war ab 1934 wieder Vollbeschäftigung mit etwa 100 Webstühlen erreicht.

In der Zwischenzeit,bis zum Abschluss der Ausbildung von Kurt Herold (1939), führte seine Stiefmutter Charlotte Herold den Betrieb weiter. Sie wurde von dem befreundeten Notar, Herrn Dr. May aus Dresden als vorläufige Geschäftsführerin eingesetzt. Ihr zur Seite standen tüchtige Mitarbeiter, wie Meister in der Weberei und Angestellte im Büro.

Hartmut Klinger

Fortsetzung folgt!