August Herold
Charlotte Herold geb. Wünschmann
Teil 5
Angestellte im Büro waren damals Herr Kurt Wagner als Prokurist, Herr Walter Seidel und Herr Zimmer als Buchhalter und eine Schreibkraft. Anfang des Jahres 1939 hatte Kurt Herold seine Ausbildung beendet und wurde als Weberei-Leiter in der August Herold GmbH eingesetzt. Anfang des selben Jahres war das 25jährige Betriebsjubiläum. Am 29. Juli 1939 heiratete Herr Kurt Herold Frl. Mariechen Hirschofer aus Neugersdorf. Die Hochzeit fand im Kurort Oybin statt. Eine Hochzeitsreise führte das Paar ca. 4 Wochen durch Deutschland und Österreich. Nach der Heimkehr lag bereits der Einberufungsbefehl zur Wehrmacht vor und Kurt Herold wurde als Unteroffizier nach Bautzen beordert. Schon nach ca. 14 Tagen ging es dann von dort aus nach Polen, auch nach Frankreich zur Besetzung. Während dieser Zeit wurde Kurt Herold zum Leutnant befördert. Nach einem Genesungsurlaub in der Heimat, verursacht durch einen Armbruch beim Reiten, fuhr er nach Frankreich zurück. Kurze Zeit darauf ging es in den Krieg an die Ostfront. Am 07. Oktober 1941 ist Kurt Herold als Oberleutnant eines Infanterie - Regiments in Saborje Jarzewo, zwischen Moskau und Smolensk, an der Ostfront gefallen.
Frau Charlotte Herold führte den Betrieb weiter. Sie wurde unterstützt von ihrer Schwiegertochter, Mariechen Herold, welche als Kaufmann in den Vereinigten Textilwerken Wagner & Moras AG in Zittau und später in der Spinnerei und Weberei AG Ebersbach ausgebildet worden war. Bis zu ihrer Heirat war sie Sekretärin bei Herrn Direktor Erhard Herzog. Am 02. August 1943 hat Frau Mariechen Herold wieder geheiratet und zwar den Bankkaufmann Herbert Kunert aus Warnsdorf ( Sudetenland). Aus dieser Ehe wurde im Jahre 1944 eine Tochter, Monika, geboren. Dadurch hörte erst mal ihre Mitarbeit im Betrieb August Herold GmbH auf. Am 07. Mai 1945 wurden unsere Einwohner von Dürrhennersdorf aufgefordert, den Ort zu verlassen und sich einem Treck in Richtung Tetschen – Bodenbach anzuschließen, weil die Front schon in unmittelbarer Nähe war. Schon am 16. April 1945 überschritten Einheiten der 1. Ukrainischen Front nördlich von Görlitz, zwischen Rothenburg und Krauscha, die Neiße. Der Sowjetarmee standen Elitetruppen der Heeresgruppe Mitte entgegen, die in drei zwischen Neiße und Spree gestaffelten Verteidigungslinien sich noch erbitterte Kämpfe lieferten und sogar Gegenstöße unternahmen. Hier kam es bis Ende April zu schweren Kämpfen, in denen noch einmal viele Soldaten beider Seiten ihr Leben einbüßten. In unserem Gebiet standen sich damals vor der Ukrainischen Front die 28. Armee und die 52. Armee sowie die 2. Polnische Armee, dagegen die 10. SS Panzerdivision, 1.Fallschirm Panzerdivision Hermann Göring, 4. Panzerarmee und die 29. Panzergrenadierdivision gegenüber.
Frau Charlotte Herold mit Mutter und Frau Mariechen Kunert mit Tochter Monika verließen am 07. Mai 1945 unseren Ort mit zwei verschiedenen Fahrzeugen und verloren sich später aus den Augen.
Ende Mai 1945 waren dann die Kriegshandlungen vorbei. Frau Mariechen Kunert mit Kind kehrten wohlbehalten zurück, aber Frau Charlotte Herold wurde seit dieser Zeit vermisst. Durch Nachforschungen wurde nach Jahren bekannt, dass eine Frau dieser Beschreibung in einem Krankenhaus im Sudetenland verstorben sei. Ihr Name war dort nicht bekannt!
Nun war der Betrieb August Herold wieder ohne Führung und es wurde noch im Jahre 1945 ein Betriebsleiter, ein Herr Holzegel, eingesetzt. Frau Kunert war dazu nicht in der Lage. Sie musste ihre einjährige Tochter betreuen, auch befand sich ihr Mann noch in amerikanischer Gefangenschaft. Am 17.Oktober 1947 brach nachts ein Brand in der Firma aus. Er erfasste den gesamten Lagerraum. Die darunter liegende Rauherei wurde nicht erfasst und auch die Weberei blieb verschont. Der Anlass des Brandes wurde nie geklärt. Betriebsleiter, Herr Holzegel, wurde sofort verhaftet. Da ein Nachtwächter fehlte, hatte Herr Holzegel selbst die Nachtwache übernommen. Die Wächteruhr im Betrieb war jedoch nicht gestochen. In der Annahme, es werde schon nichts passieren, ist wahrscheinlich der Kontrollgang ausgeblieben. Die Schuld an dem Brand wurde ihm zugesprochen.
Fortsetzung folgt!