Dorfansicht 1932 bei Bäckerei Heidorn. Der Junge im Leiterwagen ist Gottfried Linke (19.11.1928 – 01.12.2017)
Seine Jugend verlebte er teils am lothringischen Hofe, teils bei seinem Schwager, dem Minister Grafen Bothmer in Hannover. Im Gefolge des kursächsischen Prinzipalgesandten nahm er an der Krönung Kaiser Karls VI. In Frankfurt teil. Dann begab er sich ins Ausland. Paris war die Stadt, wo der bildschöne, kunstsinnige und literaturverständige junge Mann sich glücklich fühlte. Paris wurde seine zweite Heimat. Daher konnte man keinen geeigneteren für die Stelle des verstorbenen kursächsischen Gesandten in Frankreich finden als Karl Heinrich Grafen von Hoym. Mit sechsundzwanzig Jahren schon wurde er dazu ernannt. Er musste, wie seine Gesandtschaftsberichte verraten, für alle Finanzfragen ein besonderes Verständnis entwickelt haben. Kein Wunder beim Sohne des Kammerdirektors und des Obersteuerdirektors! Und kein Wunder auch bei der Spekulationswut, die damals unter dem Finanzminister Jean Law in Paris um sich griff! Es gab unbegrenzte Möglichkeiten für Leute mit Vermögen, da die Aktien der Indischen Kompanie, die zur Ausbeutung des Mississippi-Gebiets gegründet worden war, auf das Vierzigfache stiegen! Karl Heinrich Graf von Hoym aber hatte von Anfang an große Mittel und scheint sie gut angewendet zu haben. Als er im Frühjahre 1727 nach Sachsen zurückkehrte, da war das phantastische Spekulationsunternehmen bereits zusammengebrochen und viele Reich gewordene an den Bettelstab gebracht. Er jedoch muss ein bedeutendes Vermögen besessen haben. Er tat, was sein Vater schon getan hatte. Zu den Gütern Ober- und Niederspremberg, Ober- und Niederdürrhennersdorf, Ober und Niederschönbach, Niederlauba und dem Städtchen Neusalza, die er geerbt hatte, erwarb er noch Schlamnitz und Althammer bei Oppeln, Oberlauba, das Flemingsche Palais in Dresden, die Güter Putzkau, Skaska mit Liebegast, Lieska, Döbra und Milstrich! Das musste den Neid und auch Misstrauen wecken.
Karl Heinrich Graf von Hoym, Geheimer Rat, Kabinettsminister, fiel in Ungnade. Er wurde wegen begangener Unterschlagung verhaftet. Seine auffallenden französischen Gewohnheiten und seine geselligen Beziehungen hatten ihn schon vorher unbeliebt gemacht. Dazu wurde er vom kaiserlichen und vom Berliner Kabinett befeindet, denn er hatte das Ziel verfolgt, Kursachsen in der Vereinigung mit Polen zu einer Macht neben Preußen und dem Kaiserstaate zu machen. Um das zu erreichen hatte er zu einem engeren Verhältnis mit Frankreich geraten.
Noch schien sich das Unheil abwenden zu lassen. Gegen Zahlung einer hohen Summe erfolgte von Hoyms Begnadigung. Doch schon im Jahre 1733 wurde er wieder verhaftet und in Pirna auf den Sonnenstein gebracht. Diesmal war er eines Ehebruchs beschuldigt worden. Nach vier Wochen ließ man ihn frei. Erneut wurde er verhaftet und wegen Vergehen am Staatsgut auf der Festung Königstein in Haft gesetzt. Hier erhängte er sich am 22. April 1736.
Der Nachfolger des Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke; 1670-1733; reg. 1694-1733) sein Sohn Kurfürst Friedrich August II., ließ Karl Heinrichs Grafen von Hoym Vermögen und Lehn einziehen. Lehn ist Grundbesitz, der von einem Fürsten o. Ä. an einen Untergebenen mit der Verpflichtung verliehen wird, dass er dem Lehnsherrn mit persönlichen Leistungen zur Verfügung steht. Er bestimmte „das Alles, was dem Grafen von Hoym erb- und eigentümlich zugestanden und zwar vom 15. Juni 1731 an, als der Zeit der ersten Agnition seiner Verbrechen, Unserem Königlichen Fisco gehöre!“
So auch das Obere- und Niedere Gut Dürrhennersdorf. Auf Anordnung vom Kurfürsten, wurden die Güter von 1736 – 1741 unter Verwaltung des Grafen von Rödern erklärt. Diese Beschlagnahme wurde 1741 aufgehoben.
Die drei Vettern Julius Gebhard, Karl Gotthelf und Gotthelf Adolf von Hoym teilten sich nach dem Gnadenerlasse auch in den Besitz von Dürrhennersdorf, des Oberen und Niederen Gutes.
Karl Gotthelfs Tochter Charlotte Dorothea von Hoym, 1743 im Hause Guteborn geboren, wurde 1764 die Frau des kursächsischen Hausmarschalls Peter August von Schönberg. Ihre älteste Tochter Auguste Charlotte war später als Gräfin von Kielmannsegge bekannt.
Als der Kgl. Sächsische Hausmarschall Peter August von Schönberg auf Schmochtitz 1768 die Güter Dürrhennersdorf, Schönbach, Lauba und Spremberg mit der Stadt Neusalza erwarb, beschloss er sofort, das Gut Oberdürrhennersdorf aufzulösen. Er hatte 90 000 Taler für die Güter ausgegeben! Da mochte ihm das Geld knapp geworden sein, und er musste an Landverkauf denken. Es war auch die Zeit des Umbruches auf dem Land. Das Wirtschaften auf den Herrenhöfen wurde immer schwieriger. Die Untertanen kamen unlustig zu den Frondiensten, sie verlangten Erleichterungen. Die Entwicklung ließ sich nicht mehr aufhalten. Schon gab es Dörfer in der Gegend mit fast lauter freien Bauern. Bei uns in Dürrhennersdorf aber galt immer noch das alte Urbarium von 1687, das den Bauern wöchentlich vier ganze und zwei halbe Tage Hofedienst vorschrieb. Wenn die Leute sich weigerten, diesen alten Verpflichtungen nachzukommen, konnte man sie nicht mehr wie vor hundert Jahren in den Turm Stecken oder gar mit dem Tode bestrafen. Es blieb nichts übrig, als die Schuldigkeiten der Untertanen herabzusetzen, damit diese nicht eines Tages ganz wegblieben.