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Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft für die Stadt Neusalza-Spremberg
Ausgabe 2/2024
Stadt Neusalza-Spremberg
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IGO Spreeregulierung

Firma Peuthert im Einsatz.

Die beiden Häuser im Vordergrund, auf einem Gemälde von Klaus Herzog, wurden abgerissen.

2. Fortsetzung zur Spreeregulierung:

1933 begannen endlich die Arbeiten zur Spreeregulierung. In der „1. Beilage zu Nummer 266 der Zittauer Nachrichten und Anzeiger Mittwoch, 14. November 1934“ findet sich ein Beitrag über diese Arbeiten, in dem der Gesamtumfang des Vorhabens zusammenfassend dargestellt wird. Diesen Beitrag wollen wir in zwei Teilen mit beigefügten Fotos aus den Archiven von F. Wittwer; W. Schäfer u. IGO hier wiedergeben: Teil 1:

„Landschaft wird umgewühlt!

Großzügige Flußregulierungen und Straßenbauten in der Südlausitz. …

Die Spree wurde verlegt!

Tatort: Neusalza-Spremberg. Eine schöne, ruhige Kleinstadt mit engen und zum Teil steilen Straßen, kleinen, romantischen Häusern und einem herrlichen Marktplatz mit holprigen Kopfsteinpflaster. Wer zur Kirmes Gelegenheit hatte, den Umzug der großen Männer mit der riesigen Bärenmützen zu sehen, der wird diese gemütvolle Stadt lieb gewonnen haben. In den niedriggelegenen östlichen Ortsteilen aber war es oft weniger gemütlich. Dort floß (normalerweise) ein unscheinbares Flüßchen in einem windungsreichen Lauf: die Spree. Sie, die auch den Reichshauptstädter später mit ihren Wassern beehrt, hat gewaltige Wunden. Schon im ersten Teil ihres Laufes bringt sie immer und immer wieder zum Ausdruck, daß ihr dieses etwas mitleidige Betrachten ihrer Unbedeutendheit nicht recht paßt. Sie spielt im Hinblick auf ihre Berliner Wasserversorgung sehr oft den Geschwollenen, eine üble Angewohnheit, die allen Anliegern bis hinunter nach Ebersbach immer höchst schlecht bekommen ist. Das städtische Ebersbach hat sie jedoch bereits gebändigt; sie kann dort nicht mehr viel Schaden anrichten. Auch das freundlich an waldigen Hängen träumende Niederfriedersdorf – allzuoft stand es unter Wasser – hat wohl schon seit einem Dutzend Jahren der Spree ein ihr würdiges Bett geschenkt. Seitdem ist sie brav und friedlich. Blieb noch Neusalza-Spremberg. Noch bis zum Vorjahr konnten hier die Fluten ihr böses Spiel treiben, es gab Wochen, in denen die Häuser und Häuschen in den Niederungen zweimal metertief im Wasser standen. Ein haltloser Zustand, der ungesunde Zustände schuf und für die Anwohner niemals rechte Freude aufkommen ließ. Eine vorhandene provisorische Flutrinne konnte nicht viel helfen. Da trat im Herbst 1933 ein Ereignis ein, das langes Hoffen endlich belohnte:

Die Zittauer Tiefbaufirma Emil Peuthert rückte mit ihrem gesamten Materialpark an: 4 Dampf- bzw Rohöllokomotiven, 4 Bauzügen, 4 ½ Kilometer Gleisen, Motorrammen, Pumpen und sonstigen technischen Hilfsmitteln, mit Hacken, Schaufeln und Spaten. Weit über 100 fleißige Arbeitsleute rückten der Spree zu Leibe. Auf einer Strecke von 2000 Meter (hauptsächlich entlang der Ullrichstraße) wurde ihr das Wasser abgegraben, und was schließlich übrig blieb, das waren 1600 Meter Neulauf, die in diesen Tagen fertiggestellt sein werden. Zuerst leistete die Spree wenig Widerstand, lediglich Ausschachtungsarbeiten waren es, die der Schaufel und dem Spaten ein reiches Betätigungsfeld schufen.

Die Bauzüge mit den dampfenden Lokomotiven waren ständig unterwegs und die alte Kirchbergbrücke erstand bald neu in einer Betonbalkenbrücke. Später aber traten die vorberechneten Schwierigkeiten ein.

Zwei Häuser und ein Schlachthaus standen im Wege. Spitzhacke und schwere Hämmer beseitigten schnell diese Hindernisse. Seine einstigen Bewohner werden in absehbarer Zeit ein neues, schöneres Heim beziehen. Auch zwei Wehre mußten weggerissen werden und einige weitere Brücken.

F. Wittwer / G. Hensel (IGO) - Fortsetzung folgt