An der „Scharfen Ecke“ – Gemälde von C.G. Golbs – hier noch mit Pferdegespannen.
Situationszeichnung bei Künel (heute Fabian) – Einmündung Zittauer- und Talstraße.
Im Zuge der Spreeregulierung wurde, wie schon berichtet, die Umgehungsstraße gebaut. Speziell dem Straßenbau widmet sich ein Pressebericht in der Oberlausitzer Tageszeitung Nr. 196 vom 23.08.1935 den wir hier in 2 Folgen wiedergeben möchten. – Teil 1
Die neue Umgehungsstraße mit Spreebrücke in Neusalza-Spremberg.
Außerordentliche Schwierigkeiten beim Brückenbau. – Uebergabe Ende Oktober.
Bei allen Kraftfahrern gefürchtet ist das Straßenstück durch den Stadtteil Neusalza wegen seiner zahlreichen Kurven und Enge. Die eine führt im Volksmunde sogar die Bezeichnung „Scharfe Ecke“, da hier die Bautzner Straße direkt rechtwinklig auf den Obermarkt einmündet.
Ebenso unübersichtlich ist die Straßenkurve beim „Ratskeller“. Wiederholt ereigneten sich hier Verkehrsunfälle. Zahlreich waren die Vorschläge, wie diesem Uebel abgeholfen werden könnte. Da sie sich wohl alle nur durch Abbruch einiger Geschäfts- und Wohnhäuser hätten verwirklichen lassen, blieben sie wegen der hohen Kosten unausgeführt. Da brachte die im Vorjahre großzügig durchgeführte Spreeregulierung die Möglichkeit zu einer umfassenden Neugestaltung der Verkehrsverhältnisse im hiesigen Stadtgebiete. Das Straßen- und Wasserbauamt in Zittau hatte mit der Planung für die Spreeregulierung zugleich auch den Bau einer Umgehungsstraße als großzügigste Lösung der Verkehrsnöte vorgesehen. Im Vorjahre wurde bereits der Unterbau dieser Umgehungsstraße mit aufgeschüttet, im vergangenen Winter konnten sich die Bodenmassen setzen, und nunmehr ist mit den weiteren Bauarbeiten begonnen worden.
Die Umgehungsstraße verläßt die bisherige Reichsstraße direkt in Verlängerung des Straßenstückes von Niederfriedersdorf her bei der Autoreparatur von Künel und verläuft am rechten Ufer des geradegelegten Spreebettes, biegt dann etwas nach Südwesten um, überschreitet westlich vom Fabrikgrundstück des Sägewerks und der Holzschuhfabrik von E. H. Schäfer die Spree und mündet im niederen Spremberger Stadtteil westlich vom Geschäft von F. Sonntag wieder auf die bisherige Straße ein. Mindestens fünf ernste Gefahrenstellen werden nach Vollendung dieser Umgehungsstraße durch den Fernverkehr umgangen.
Die Neubaustrecke ist etwa 1000 Meter lang; benötigt werden für den Bau rund 2000 Kubikmeter Packlager und 1000 Kubikmeter Klarschlag. Die im Vorjahre geschütteten Bodenmassen sind streckenweise blanker Lehm. Um hier einen etwa möglichen Frostauftrieb zu vermeiden, wird an diesen Strecken zunächst der Lehm etwas abgetrieben und dann Sand aufgeschüttet und erst dann das Packlager geschichtet. Es ist dies eine Neuerung im Straßenbau, die erst seit kurzem durchgeführt wird. Wie überall bei den modernen Straßenbauten wird auch hier aller 10 Meter ein sogen. Sickerschlitz in den Straßenkörper quer zur Straßenrichtung unter das Packlager eingebaut, um das Regenwasser schneller abzuleiten. Die Bauarbeiten werden von der Firma Türpe, Zittau, ausgeführt.
Das bisherige Reichsstraßenstück durch den Stadtteil Neusalza kommt in städtische Verwaltung und scheidet aus dem Reichsstraßennetz aus. Da wiederholt die Meinung aufgetaucht ist, die neue Straße sei zu schmal angelegt, so sei auch hier noch einmal festgestellt, daß die Umgehungsstraße in neun Meter Breite gebaut wird bei einer Versteinungsbreite von acht Meter. Beschäftigt werden bei dem Bau ungefähr 30 hiesige Erwerbslose.“ (Fortsetzung folgt)