Liebe Dürrhennersdorfer und Freunde unserer Geschichte. Oft wurde ich gebeten schreib doch wieder etwas über unsere Ortsgeschichte. Von 1991 bis 2003 habe ich zahlreiche Geschichten unserer Ortsgeschichte verfasst. Das sind nun 32 bzw. 20 Jahre her. Man kann ja keine neue Geschichte erfinden, wie es manchmal versucht wird. So werde ich auch viele alte Geschichten neu wiedergeben, aber auch versuchen einiges „Neues“ über unseren Ort zu schreiben.
Wie entstand unser Dorf Dürrhennersdorf?
Um Genaueres darüber zu erzählen, muss man die Geschichte und die Entstehung der Oberlausitz betrachte. Im Jahre 1076 wurde der Gau Milsca, später Land Budissin, noch später Oberlausitz genannt, vom deutschen Kaiser Heinrich IV. dem Böhmenherzog Vratislaw zu Lehen gegeben. Heinrichs Schwiegersohn, Wiprecht von Groitzsch (gest. 1124), leitete eine Kolonisation ein, die sich etwa 200 Jahre hindurch fortsetzte. Sie wurde auch durch die böhmischen Könige, die 1158 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Lehnsherren des Burgwardes Sitzen (Seitschen) bestätigt wurden, wohlwollend gefördert. Der ersten Periode werden Siedlungen zugewiesen, die deutlich spätslawische und frühkolonisatorische Merkmale tragen. Ursprüngliche slawische Weiler wurden zu gassen- oder platzartigen Dörfern (Straßen- und Angerdörfern) ausgebaut. Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts drangen von Westen und Nordwesten Siedelbauern (Thüringer, Franken, Sachsen) in die waldbedeckten Mittelgebirge vor. An der Spitze dieser Kolonistenzüge standen Lokatoren, deren Namen noch sehr oft in den heutigen Ortsnamen anklingen. Vor 1200 gab es keine deutschen Ortsnahmen. Die Dörfer wurden in lockerer Form als langgestreckte Reihendörfer entlang der Wasserläufe angelegt, die Flur in sogenannte Waldhufen aufgeteilt. Erst im späten Mittelalter wurde in der Talsohle der Raum zwischen den Bauernhöfen mit Häuschen der Handwerker, Weber und Tagelöhner bebaut, so dass heute die alten Waldhufendörfer mehr oder weniger dichtbesetzten Straßendörfern gleichen.
Die Dorfformen sind nicht nationale, sondern wirtschaftliche Merkmale, abhängig vom Stand der Technik und von der Arbeitsweise. Aus der Kolonisationsepoche stammen sehr viele Steinburgen, meist in wichtiger Verkehrslage, die in ihrer ursprünglichen Form nirgends erhalten blieben. Ostkolonisation und feudale Machtentfaltung förderten eine schnelle und großzügige Stadtentwicklung. In den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts entstanden Kamenz (1213), Görlitz (1220), Löbau (1221), Weißenberg (1228) und Zittau (1230) als planmäßige, klar gegliederte Stadtanlagen. Auch Bautzen erhielt eine planmäßige Anlage und 1213 vom böhmischen König das Stadtrecht. Durch die Oberlausitz führten schon in dieser Zeit wichtige Straßen (Hohe- oder Königsstraße, Böhmische Straße). Wo sie die Flüsse querten, entstanden die Brückenstädte Königsbrück, Kamenz, Bautzen, Weißenberg, Görlitz, Lauban oder Löbau und Zittau, die sich bald zu wichtigen Handwerks- und Handelszentren entwickelten. Der König von Böhmen förderte diese Entwicklung, zumal er durch Verleihung wichtiger Privilegien, wie Markt- und Meilenrecht, städtische Gerichtsbarkeit, Münzrecht u.a., beachtliche Geldabgaben erhielt. Zu Klostergründungen kam es zwischen 1230 und 1248 in Kamenz, Panschwitz-Kuckau, Bautzen, Löbau, Görlitz, Ostritz-Marienthal und Zittau. Aus der Zeit der Spätromanik stammen die ersten steinernen Kirchenbauten, von denen heute nur noch wenige oder Bauteile erhalten sind.
In der Lausitzer Grenzurkunde von 1241 wurden die Grenzen der nebeneinander liegenden königlich böhmischen und bischöflich meißnischen Burgwarde festgelegt. 1253 wurde die nördliche Oberlausitz mit Bautzen, Görlitz und Lauban an den Markgrafen von Brandenburg verpfändet. Ab 1268 bildete das Löbauer Wasser die Grenze zwischen dem Lande „Budissin“ und „Görlitz“. Das Land „Zittau“ war unter Heinrich von Leipa fast reichsunmittelbar und bildete einen Pufferstaat zwischen Brandenburg und Böhmen. 1319 schloß sich das Land Budissin wieder an Böhmen an. Unter Karl IV. wurde die ganze Lausitz böhmisch. Unter diesem Herrscher, der von 1346 - 1378 als deutscher Kaiser regierte, gelangten die Oberlausitzer Städte zu Ansehen und Macht. Am 21.08.1346 verbündeten sich in Löbau die Oberlausitzer Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz,Löbau, Lauban und Zittau zum Oberlausitzer Sechsstädtebund, der diese Städten zu einer bedeutenden Stellung während des ganzen Mittelalters verhalf. Aus dieser Zeit ist uns eine Urkunde (Löbauer Stadtarchiv) mit der ersten Erwähnung (01. Mai 1306) unseres Ortes Dürrhennersdorf überliefert.
Diese wertvolle Handschrift gehört zu den Schätzen des Archivs der Stadt Löbau. Auf einem verhältnismäßig schmalen Pergamentstreifen sind zwölf Zeilen, aus äußerst winzigen lateinischen Kleinbuchstaben bestehend, niedergeschrieben. Mit feinem Gefühl für den rhythmischen Ablauf einer Handschrift hat sie der Schreiber auf das feste Pergament gebracht. Leider haben sich im Laufe der Jahrhunderte einige dunkle Flecken ergeben, so dass nun der Text nicht mehr vollständig erkennbar ist. An dem unteren Rand des Schriftstückes hängen die Reste von zwei braunen Wachssiegeln der brandenburgischen Markgrafen Otto und Woldemar. Sie war deshalb 1988 zur Restaurierung im Dresdner Staatsarchiv.
Die Urkunde besagt, das die genannten Markgrafen dem Stadtgericht zu Löbau 20 Dörfer zusprechen, deren Einwohner von nun an verpflichtet seien, ihre Rechte bei der Stadt Löbau zu suchen.
Fortsetzung folgt!