Die an der regulierten Spree hinführende neue Umgehungsstraße der Reichsstraße in Neusalza-Spremberg am Kretscham.
Die im Zuge dieser Straße errichtete neue Spreebrücke.
Im Zuge der Spreeregulierung wurde, wie schon berichtet, die Umgehungsstraße gebaut. Speziell dem Straßenbau widmet sich ein Pressebericht in der Oberlausitzer Tageszeitung Nr. 196 vom 23.08.1935 den wir hier in 2 Folgen wiedergeben möchten. – Teil 2
„Die neue Umgehungsstraße mit Spreebrücke in Neusalza-Spremberg.
Außerordentliche Schwierigkeiten beim Brückenbau. – Uebergabe Ende Oktober.“
„Technisch sehr interessant ist der Brückenbau im Zuge dieser Umgehungsstraße. Die im Frühjahr ausgeführten Probebohrungen im Brückenbaugrunde ergaben äußerst ungünstige Bauverhältnisse. … Festgestellt wurde eine Schicht Schwemmsand und teilweise Lettenboden. Unter dieser Schicht kam man auf eine starke Wasserader, wahrscheinlich dieselbe, die weiter Spreeabwärts bei Töpfer Marschner beim Brunnenbau der Textil-AG C. C. Förster erbohrt worden ist und sich als außerordentlich ergiebig herausstellte. Wie stark die Wassermengen sind, zeigt die Tatsache, daß in der einen Baugrube zeitweise zwei Pumpen eingesetzt werden mußten, von denen jede stündlich 150000Liter Wasser leistet! Früh stand dann trotzdem jedesmal das Wasser in der Baugrube 20 Zentimeter höher als im Spreebett! Um eine feste Gründung der Brücke zu ermöglichen, mußten … eiserne Spundwände 3,80 bzw. 3.50 Meter tief eingerammt werden. Benutzt dazu wurde eine Ramme mit Benzolantrieb mit einem Rammgewicht von 20 Zentner. Insgesamt mußten über 200 Quadratmeter Spundwände eingetrieben werden. An einer Stelle war aber erst ein Findling von über 70 Zentner Gewicht zu entfernen. Die Baugruben hat man wegen der starken Wasserhaltung in je fünf Abschnitte, Lamellen genannt, getrennt, von denen jeder einzeln betoniert wurde. Benötigt werden insgesamt 250 Kubikmeter Eisenbeton für die Fahrbahn. Die Brücke wird 10,30 Meter breit, die Fahrbahn selbst 8 Meter. Zu beiden Seiten werden erhöhte Gehsteige angelegt.
Um etwa auftretende Spannungen ausgleichen zu können, wird nur der östliche Pfeiler fest mit der Brücke verbunden; der westliche erhält ein Rollenlager. Bei den Auflagern der Brücke werden auf beiden Seiten je 11 Betonpfähle, jeder 4 ½ Meter lang, eingerammt, die dann die Flügelmauern tragen werden. Gleichzeitig wird dadurch auch ein evtl. Abrutschen der Straßendämme nach der Spree zu verhindert. Die Fahrbahn kommt 4 ½ Meter hoch über dem Spreebett zu liegen. Beim Brückenbau sind zunächst 14 Personen beschäftigt, außer den Facharbeitern ausschließlich hiesige Arbeitslose. Später erhöht sich diese Zahl noch durch Einstellung von Zimmerleuten und Eisenflechtern. Einstweilen hat man einen Holzsteg gebaut, um den Beton transportieren zu können.
Brücke wie Umgehungsstraße sollen Ende Oktober dem Verkehr übergeben werden.
Die Brückenbaufirma ist die Eisenbetonbau-AG. Dresden.
Nach Fertigstellung der Bauarbeiten ist dann wieder ein weiterer Abschnitt in der Befreiung der Reichsstraßen von ernsten Gefahrenquellen erfolgreich beendet, was alle Straßenbenutzer wärmstens begrüßen werden. … -st.“
(Fotokopien und Bildunterschriften aus: Oberlausitzer Tageszeitung Nr. 274 vom 25.12.1935)