Stammhaus der Leinwandhändler Israel. Ab 1892 die erste Postagentur, die Oskar Israel, ein Sohn Karl Israels, übernahm.
Teil 2
Bis 1838 hatten die Grundherren das Recht sämtliche Flächen ihrer Untertanen von Michaelis (29. September) bis Walpurgis (30.April) zu beweiden (Abschluss des Dienstablösungsvergleichs bei uns in Dürrhennersdorf, Gesetz vom 17. März 1832 – Ablösungsgesetz für die Diensturbarien). Nach dem nun dieses Recht weggefallen war, ging die Schafhaltung des Rittergutes schlagartig zurück.
In dem Hauptanschlag für den Niederhof unseres Ortes aus dem Jahre 1830 wird unter anderem auch die Einnahme von Stuhlgeld von insgesamt 60 Webstühlen verzeichnet. Einige Bauern hatten mehrere Webstühle in Betrieb. Bei uns in Dürrhennersdorf war der an die Grundherrschaft zu entrichtende Stuhlzins günstiger als in anderen Orten. Es musste nur Stuhlgeld für jeden zweiten und weiteren Webstuhl entrichtet werden. Als 1813 die Russen unser Land verließen, nahm ein russischer Soldat eine Dürrhennersdorferin als sein Weib mit. Es war die Tochter von „Drückersch“. Sie soll während der Aufstände in Polen 1847 den Tod gefunden haben. Drückersch (Drucker) und Färbersch (Färber) hatten die beiden Häuser am Niederdorfer Mühlgraben, die später Adolf Israel und der „Alten Heidrichen“ gehörten. Hier war also schon Färben und Drucken als Ergänzung der heimischen Weberei betrieben worden. Als erste Leinwandfaktoren werden Zschornick, Israel und Profft genannt. Der erste Leinwandhändler Zschornick scheint noch keinen großen Erfolg gehabt zu haben. Dann aber traten die Familie Israel und Profft auf den Plan. Das Haus Nr. 37 unterhalb der oberen Schmiede, das später die Postagentur erhielt, ist das Stammhaus. Jetzt steht dort das neu erbaute Haus der Familie Vogt, Hauptstraße 43. Karl, Ernst und Adolf Israel und deren Schwester Christiane hatten den richtigen Unternehmergeist. Christiane wurde später die Frau des Landmessers Profft. Karl Israel war Makler, Vermittler. Fuderweise holte er das Garn von dem Eibauer Ausfuhrgeschäft Neumann, scherte es, gab es an die Hausweber aus und lieferte die Leinwand an Neumann wieder ab. Karl Israel fungierte somit als Unterfaktor, auch Sammler genannt, des Großhändlers (Verlegers, Oberfaktors) Neumann aus Eibau. Sein Bruder Ernst, der ein Haus im Oberdorf erwarb, zog selbst auf die Märkte in Bautzen, Dresden und auf die Leipziger Messen. Das Edikt von Nantes aus dem Jahre 1648 unterband den Handel zwischen Frankreich und England, wodurch in der Folgezeit der Handel zwischen der südlichen Oberlausitz und England über Hamburg einen starken Aufschwung nahm. Über Hamburg und Leipzig erfolgte der Handel mit England und Spanien. Die kleine Stadt Herrnhut zum Beispiel mit dem Handelshaus Dürninger lieferte sogar nach Südamerika.
Bei Ernst Israel wurde die Ware zunächst auf vier eigenen Stühlen gewirkt. Sie muss den Namen „ Feines Lausitzer Leinen“ verdient und die Kunden befriedigt haben. Ernst Israel sah sich genötigt, Gesellen anzunehmen und gab dann auch noch an acht andere Weber zu wirken aus.
Auch Adolf Israel ließ Leinwand herstellen und bezog Märkte und Messen. Viel später verlegte er sich auf den Handel mit Arbeitskleidung. Im Volksmund hießen sie bei uns „Leimd Janz Ernst“, „Leimd Janz Karl“, „Leimd Janz Adolf“, und dieser Zunahme war nicht nur zutreffend, er war in diesem Fall sogar ein Ehrennahme. Er brachte die Bedeutung, die seine Träger für das heimische Gewerbe hatten, zum Ausdruck. Auch die Kinder der drei führten diese Namen noch. Der Sohn Ernst Israel, Theobald Israel, hat als einziger die Tradition der Familie fortgesetzt und in Beiersdorf die Weberei von Max Meier übernommen. Sie war, von einem aus Cunewalde stammenden, Friedrich Wilhelm Kloss gegründet worden.
Bei uns im Dorf hatte die Schwester der Leimd Janze, Christiane Profft, mit ihrem Sohn Robert das Leinewandgeschäft weiter ausgebaut. Als sie nach dem plötzlichen Tode ihres Mannes damit begann, hatte sie Mühe, einheimische Hausweber zu bekommen. Bisher hatten die Dürrhennersdorfer für Engler und Bombach in Obercunnersdorf, für Rößler in Ebersbach und für einige andere auswärtige Fabrikanten gearbeitet. Nach Neugersdorf hatten sie einen schmalen gestreiften Stoff, „Matrosel“ genannt, geliefert. Nun konnten sie es bequemer haben, dennoch gaben sie nur nach und nach die alten Verbindungen auf. Proffts mussten daher Weber in den umliegenden Dörfern beschäftigen. Mit Fuhrwerken wurde die Ware nach den Marktstädten gefahren. Es holten sich immer mehr Dürrhennersdorfer die Werften bei Proffts. Die nicht wirkten, trieben für sie. Bettzeug, Handtücher und andere Wäschestoffe, Reinleinen, Halbleinen und Baumwolle fanden in immer größeren Mengen den Weg in die Welt hinaus. Das kleine Weberhaus, in dem der Landmesser gewohnt hatte, war mit dem Umfang des Geschäfts gewachsen. Viele kennen noch das Haus neben der Bäckerei Heidorn in dem früher der Konsum war mit der Hausnummer 135, später Hauptstraße 39. Bis 1945 befand sich auch ein Laden vom Dürrhennersdorfer Musik- und Buchverlag Alwin Hempel darin. Im Jahre 2010 wurde es abgerissen. Proffts waren zu einem Mittelpunkt im gewerblichen Leben unseres Dorfes geworden. Aufgrund der schlechter gewordenen Marktlage gab die Familie Profft im Jahre 1916 den Leinwandhandel auf und betrieb nur noch Landwirtschaft. Sie hatten gegenüber dem Stammhaus ein neues Bauerngut errichtet. Früher trug das Gut die Hausnummer 34, heute Hauptstraße 50 der Familie Stiller Horst.
Fortsetzung folgt!