Diese Aktion gab Anlass dazu, die Geschichte des Brunnens in Kurzform wiederzugeben. Die Fakten dazu stellte Horst Wagner für das ersten Brunnenfestes am 8. Juni 1996 zusammen.
Ostern ist vorbei. Das ist aber kein Grund im Nachblick den schön gestalteten Osterbrunnen auf dem Obermarkt zu würdigen. Frau Schulze und Frau Ganske initiierten dieses Arrangement. Vielen Dank dafür!
erarbeitet von Horst Wagner am 22. März 1996
1673
Am 12. Juni wurde im Rezeß zur Gründung der Stadt Neusalza für die Wasserversorgung der Stadt folgendes zugesichert: „Lezlich verbleibet dem Städtlein der ietzige ihnen verliebene Wasserlauff in denen Rühren wie solche Anno 1671 geleget worden.“
Seither schöpfte man das Wasser aus offenen Rohrbütten. Diese offenen Röhren und die spätere erste Wasserleitung waren aus Holz gefertigt.
1707
Der Chronist Hohlfeld berichtet, daß ein Schwedischer Dragoner – Capitän, welcher mit seinen Leuten in Neusalza Quartier genommen „zu ettlichenmalen einen Tisch in das Wasser der hölzernen Rohrbütte auf dem Markte habe setzen lassen und mit anderen Offizieren tüchtig darin getrunken und zuletzt dieselbe ruiniert habe“ (Geschehnis im Zusammenhang mit Auswirkungen des Nordischen Krieges 1700 – 1721, in den auch Sachsen involviert war).
Im Laufe der Zeit wurden weitere Quellen erworben und in die Stadt geleitet. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand das unterirdische Wasserbassin mit Pumpenhäusel.
1859
In diesem Jahr erhielt die Pumpe eine Laterne, die mit Petroleum betrieben wurde.
Langsam verschwanden die offenen Wasserstellen, nicht nur die Rohrbütten, sondern auch die für Löschwasserzwecke angespannten Teiche.
1885
Auf dem Obermarkt wird ein gußeiserner Lauf-Brunnen mit Beleuchtung errichtet. Sein Kandelaber hatte 3 Laternen. Dieser Brunnen war ein Geschenk der Fa. Leberecht Hünlich (Garnhandel). Der Anlaß für diese Spende war das 50-jährige Bestehen der Firma. Die Einzelteile für den Brunnen wurden im Eisenwerk Lauchhammer angefertigt.
Auch auf dem Niedermarkt wurde 1896 ein ähnlicher Brunnen errichtet. Dieser war eine Schenkung von Pauline und Otto Gellert als Englers Erben (Seifen und Lichtfabrik)
1912
Es war notwendig geworden, den Brunnen auf dem Obermarkt zu erneuern, da der Zahn der Zeit heftig daran genagt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war es noch möglich bestimmte Einzelteile im Eisenwerk Lauchhammer nachfertigen zu lassen. Der damalige Stadtrat beschloß die Instandsetzung bzw. Veränderung der Brunnenanlage. Der Kandelaber wurde auf ca. 7 m erhöht und erhielt vier hängende Leuchten. Die Umstellung der Beleuchtung auf Elektrizität erfolgte sicherlich kurz nachdem das Elektrizitätswerk Neusalza 1898 in Betrieb genommen wurde.
Am 3. Dezember 1912 erhellte das völlig erneuerte und veränderte Bauwerk zum ersten Mal den Obermarkt. Ein Blumenkorb wurde im Frühjahr 1913 am Kandelaber angebracht.
1938
Der Stadtrat von Neusalza-Spremberg ließ ein Konzept zur Neugestaltung des Obermarktes erarbeiten. In dem Gutachten des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz kam zum Ausdruck, daß der baufällige gußeiserne Kandelaber sowie das Kriegerdenkmal von 1879/71 störend wirken.
1939
Die bisherige Brunnenanlage wird abgetragen. Das Kriegerdenkmal erhielt seinen neuen Standort an der Neusalzaer Kirche. Auf dem Obermarkt wurde, dem Gutachten entsprechend, ein schlichter Beleuchtungsmast aus Beton mit vier hängenden Leuchten aufgestellt.
Damit endete vorerst die Geschichte zu Röhrwasser und Brunnen auf dem Obermarkt.
Quellen:
• Tuchatsch, „Geschichtliche Nachrichten …“
• Unterlagen Stadtarchiv
Nachtrag:
nach 1990
Im Zuge der umfangreichen Erneuerung und grundhaften Sanierung des innerstädtischen Bereiches bei Medien und Straßen, wird die Aufrichtung eines Brunnens am Obermarkt beschlossen. Dieser sechseckig gefasste Brunnen aus Granit ist nicht an das öffentliche Wassernetz angeschlossen sondern wird durch extra Befüllung und Umlaufpumpe betrieben.
Zur Einweihung des neuen Schmuckstückes wurde am 8. Juni 1996 ein Brunnenfest veranstaltet (GH).