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Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft für die Stadt Neusalza-Spremberg
Ausgabe 9/2024
Stadt Neusalza-Spremberg
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IG Ortsgeschichte

Apotheker E.G. Brückner

Badefreuden

Das herrliche Sommerwetter hat dem Wald- und Erlebnisbad in unserer Stadt, trotz im Bau befindlicher Sanierungen und Erneuerungen im Schwimm- und Sprungturmbereich, einen guten Besucherzustrom beschert. Das gibt an dieser Stelle eine gute Gelegenheit an die Ursprünge des Badebetriebes zu erinnern. Wir wollen dies in einer 2-teiligen historischen Rückschau tun, unter Verwendung diverser Quellen und Presseberichte: (Teil 1 von 2)

Erinnerung an den Ursprung des Badeteich-Betriebes in Neusalza-Spremberg.

In seinem Buch „Marien-Apotheke – von den Anfängen bis heute“ erfahren wir von Herrn Hans-Christian Scheibner, dass am Ursprunge der heutigen Badegeschichte eigentlich ein Apotheker stand. Apotheker Emil Gotthold Brückner und dessen Familie führten die Apotheke in Neusalza von 1852 bis 1903. Nach diversen Startschwierigkeiten bei der Apothekenübernahme (E.G. Brückner galt als „Ausländer“, weil er aus Preußen nach Sachsen kam), konnte er sich mit Rückhalt und Unterstützung der Stadt schließlich hier niederlassen. „Er war Mitglied des Stadtrates und stiftete seiner (nunmehrigen) Heimatstadt eine Badeanlage, die seinen Namen trug.“ (Dies war der alte Badeteich unterhalb des Hänscheberges). „Das Brückner-Stadtbad wurde bis 1935 benutzt, dann war der neue Badeteich (Gelände des heutigen Bades) fertiggestellt und das alte Stadtbad von der Stadt an Apotheker Erdmann Scheibner verpachtet.“ 1(Lange hielt sich dann dort der Name „Scheibners Teich“)

„Die beigefügte Postkarte vom „alten“ Badeteich erschien im Verlag Ernst Martin, Papier- und Schreibwarenhandlung, Neusalza-Spremberg. Das Ehepaar Martin hatte ein Geschäft in der heutigen Bautzener Straße 6. „Martin Ernst“ war lange Zeit Bademeister im neuen Badeteich.“ 2

Die hygienischen und wassertechnischen Ansprüche waren, der Zeit geschuldet, im „Brückner-Bad“ nicht immer optimal. Vor allem bei großem Besucheransturm.

In der Oberlausitzer Dorfzeitung Nr. 170, vom 23.07.1928 kritisierte schließlich „ein Badefreund“ die teils betrüblichen Zustände:

Eingesandt.

Kritisches vom Stadtbad Neusalza-Spremberg.

Die Tropenhitze der letzten Woche brachte naturgemäß einen Massenbesuch der Bäder. Wer irgendwie konnte, suchte das kühle Naß auf, um sich etwas zu erfrischen. Auch das Stadtbad Neusalza-Spremberg hatte Massenbetrieb aufzuweisen. Es nimmt auch nicht wunder, daß gerade dieses Bad sowohl von Badenden als auch von Besuchern gern aufgesucht wird. Liegt es doch so idyllisch, abseits vom Lärm, rings vom Wald umsäumt, fast mittendrin. Eine solche günstige Lage seines Bades hat kaum ein Ort in der Umgegend aufzuweisen. Doch ist in der Anlage noch so manches recht besserungsbedürftig. Zunächst genügen die vorhandenen Zellen nicht. Denn es geht nicht an, daß für die Dauer 8 bis 10 Personen sich in einer Zelle auskleiden sollen. Hier muß unbedingt Wandel geschaffen werden. Da Raummangel nicht vorhanden ist und der Anschaffungspreis einiger Zellen, sagen wir vorläufig mal fünf, nicht allzuhoch sein würde, könnte also diesem Uebel abgeholfen werden. Die andere Angelegenheit aber läßt sich nun allerdings nicht mit ein paar hundert Mark beseitigen. Es betrifft dies das Ausschlemmen des ganzen Teiches und das nach dieser Arbeit sich nötig machende Hineinfahren von Sand, vielen Sand. Wer selbst gebadet hat, wird zugeben, daß das Wasser nicht mehr als rein angesprochen werden kann.

Obwohl es sehr gelblich-lehmig aussieht und man annehmen könnte, daß es nur von Lehmgehalt durchsetzt und trotzdem rein sei, ist es nicht an dem. Schmutzig ist das Wasser; es ist auch nicht anders denkbar, wenn man beim Laufen weit über die Knöchel im Lehm versinkt. Bei Massenbetriebe wird logischerweise der Schlamm aufgewirbelt. Dieser Schlamm muß verschwinden. Dafür muß Sand hineingeschafft werden. Und bei dieser Arbeit könnte allenfalls eine Strecke für Schwimmer etwas tiefergelegt werden; beim Sprungbrett ist es nämlich geradezu gefährlich, den Hechtsprung zu wagen. Die Tiefe mißt dort nicht mehr wie 1,80 Meter. Es wird nun allerdings der Einwand erhoben werden, daß alle diese Arbeiten sehr viel Geld verschlingen. Dem sei im Voraus erwidert, daß ein Bad, das wirklich den Namen verdient, noch viel mehr besucht wird, als bisher. In einigen Jahren müßte doch die Einnahme höher sein als die Ausgabe, und die jetzigen Aufwendungen machten sich bezahlt. Die Stadtverwaltung sollte sich die Angelegenheit mal zu Herzen nahmen. Während der Badesaison läßt sich zwar nichts am Bade selbst tun, aber nach der Saison wohl.

Ein Badefreund.“ (Fortsetzung folgt)

1und 2: Zitate aus dem o.g. Buch „Marien-Apotheke“

G. Hensel (IGO)