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Gemeinde Osternienburger Land – Amts- und Mitteilungsblatt
Ausgabe 10/2024
Nichtamtlicher Teil
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Heimatkunde für „Fortgeschrittene“

Gleich am Anfang sei schonmal gesagt, dass unsere 25 Ortsteile der Gemeinde Osternienburger Land, gelegen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, momentan 8259 Einwohner haben. Wir sind Anhalter! Wären wir Eduard, Prinz von Anhalt, würden wir uns als Anhaltiner bezeichnen. Das Osternienburger Land ist eine Landschaft zwischen Saale und Elbe, eingebettet zwischen Wiesen und Wäldern, Auelandschaften und Seen, wie auch dem Wulfener Bruch, in dem wilde Urrinder und Wildpferde angesiedelt sind. Rechtsgeschichte wurde hier auch geschrieben und das Dessau-Wörlitzer-Gartenreich liegt fast vor der Haustür.

Unsere Reiseleiterin an diesem Nachmittag im Juni war Marktfrau Brunnhilde, im echten Leben Kornelia Klaus. Wir kennen sie natürlich alle – ihren Dialekt auch: „Wor, alle zusamm!“. Er gehört einfach dazu und keiner von uns braucht sich der Sprache wegen verbiegen. Wir sind nun mal Wulfener! „Wieses nu mit de feinen Leute macht, is uns eijentlich ejal!“ Zunächst startete unser Bus mit Fahrer Bernd in Richtung Maxdorf. Das ehemalige Rittergut wurde 2009 von Familie Klotsch erworben. Seit diesem Zeitpunkt wurde intensiv daran gebaut, um nach alten Vorlagen das ursprüngliche Bild des Hauses und des dazugehörigen Parkes wieder herzustellen. Im Rittergut kann man fürstlich dinieren. Die Gäste kommen von weit her. Unsere Fahrt führte uns weiter über Köthen nach Großpaschleben, am Wasserschloss vorbei und dem Seniorenheim Im Jutshowwe 3 sowie dem Heinrichshaus, der Sozialeinrichtung für Menschen mit Behinderung. Prägenden Einfluss hatte der Gutsbesitzer Wuthenow, der um 1700 unter anderem das Wasserschloss bauen ließ. Und wer kennt Prof. Dr. phil. Hermann Wäschke nicht?! Damals wie heute bekannt wie ein bunter Hund. Als Mundartdichter schrieb er unter anderem 6 Bände seiner „Paschlewwer Geschichten“. Touristischer Anziehungspunkt ist seit 1999 der Paschlewwer Freizeit & Ferienhof, auch Forellenhof genannt. Er wurde auf dem Gelände der ehemaligen Schraubenfabrik errichtet und ist ein vielseitiges Ausflugsziel für Groß und Klein, mit Liebe und Herzblut von Familie Nickel geführt. Weiter in Thurau hätte man fast den Eindruck haben können, dass die Welt stehengeblieben ist, wären da nicht die neugebauten Häuser, die erkennen lassen, dass junge Leute trotz allem hier glücklich sein wollen. Ob die Kirche, 1974 entweiht, es schaffen wird, mit fleißigen Spendern und Helfern wieder in altem Glanz zu erstrahlen – wer weiß? Schriftsteller, Puppen- und Drehorgelspieler Karl-Heinz Klimt war auch Bürger dieser Ortschaft. Die DDR-Serie „Bereitschaft Dr. Federau“ stammt aus seiner Feder. Der nächstgelegenen Ort Zabitz wird zurzeit durch Umleitungen Köthen – Bernburg ziemlich geplagt. Wer etwas Zeit mitbringt, kann auch mal anhalten, um die Erhebung des Wartenberges mit stolzen 81 Metern zu erkennen. Zur Info: Unser Wulfener Weinberg überragt ihn um einige Meter Höhe! Früher eine Wüstung wo oben gewohnt und darunter beerdigt wurde, hat man heute vom Wartenberg einen schönen Ausblick ins Ziethetal. Ganz Schlaue glaubten immer schon, dort Schätze finden zu können. Auch heute kann jeder, der will, noch graben. Jedes gefundene Stück wäre natürlich ein Schatz für die Archäologen. Also, nichts wie hin! Es ging weiter nach Kleinpaschleben. Hier ist man aktiv, sehr aktiv! Nach der Schließung der Grundschule entstand ein Freizeitzentrum, das von vielen gern angenommen wird. Zu erwähnen sei unter anderem die Heimatstube, die von 3 Damen einer Interessengemeinschaft emsig betreut wird. Studenten der Hochschule Köthen Anhalt sind dabei, mit ihren Ideen dieses Freizeitzentrum in ein Schmuckstück zu verwandeln. Fehlt nur noch der Goldregen von Frau Holle. Unser Weg Richtung Drosa streifte eine weitere Wüstung, die ehemalige Dorfstätte „Scharwegk“. Die Windräder bis Drosa begleiteten uns und drehten sich im Wind. Brunnhilde wollte mit uns aus nächster Nähe die Geräusche und unsere Winzigkeit im Vergleich zu den großen Kolossen testen. Damit tat sie uns aber keinen Gefallen. Und aussteigen wollte schon gar keiner. Sie sind, wenn auch nützlich, einfach für uns ein Fremdfaktor!! Also düsten wir weiter zum Drosaer Großsteingrab, auch „Teufelskeller“ genannt, da der Sage nach einst der Teufel selbst unter diesen Steinen hauste. Es sah sehr gepflegt aus und wir umkreisten interessiert die Hinweistafeln. Auf dem Weg nach Wulfen wurde es fast zur Preisfrage, ob wohl die Höhe unseres Hohlen Tores unseren Bus durchlassen würde. Bernd hatte es natürlich im Gefühl und wir fuhren die Umgehungsstraße, deren große Löcher inzwischen der Vergangenheit angehören und passierten unser endlich fertig gewordenes Schmuckstück, die Kindertagesstätte „Entdeckerland“ zur Freude aller. Am DGZ gab es dann kalte und heiße Getränke und einen süßen Imbiss. Weiter ging es nach Trebbichau, verbunden mit einem Abstecher durch die Bungalowsiedlung am Löbitzsee, einer touristisch supertollen Hinterlassenschaft des früheren Kohletagebaus. Ziel war das ehemalige Gutshaus, zu DDR-Zeit ein Pflegeheim. Mit Stuckdecken und anderen architektonischen Details war es nach der Wende ein begehrtes Objekt, einschließlich dem Park. Die Schlossherren, das Ehepaar de Bie aus den Niederlanden stammend, hat sich seinen Traum mit dem „Chateau du Soleil“ erfüllt. Jahrelange harte Arbeit des Ehepaares hat das Gutshaus zu dem gemacht, was es heute ist und dass wir uns freundlicherweise ansehen durften. Man hatte den Eindruck, gar nicht mehr in Trebbichau zu sein. Auf großen Etageren reichte man uns Kuchen und den dazugehörenden Kaffee. Mit einem Gruppenbild auf der großen Freitreppe, zusammen mit den Schlossherren und einem großen Dankeschön verabschiedeten wir uns von ihnen und Trebbichau. Wir fuhren weiter nach Osternienburg, unserer „Verwaltungsburg“. Eine gute Eisdiele wäre zu empfehlen und die Badeteiche. Schon lange gibt es hier eine sehr erfolgreiche Damen- und Herrenhockeymannschaft. Elsnigk, unser nächstes Ziel, konnte mit touristischen Unternehmungen wie Schachtteich, Tennisplätzen, Bowlingbahn und anderem punkten. In Chörau, unserer letzten Station, erfuhren wir Wissenswertes über Kirche und Gemeinde im Bethaus, einer Kirche ohne Kirchturm. Gern schrieben wir ein paar Zeilen ins Gästebuch. Ja, und das Abendbrot in Form eines warmen Büfetts in Osternienburg in der Gartensparte „Zur goldenen Mitte“ war die Sahne. Man vergaß sofort die guten Vorsätze. Wir kommen gerne wieder! Total geschafft und nudelsatt erklommen wir den Bus Richtung Wulfen. Dass wir aus Zeitmangel nicht alle Orte abfahren konnten, würde natürlich eine weitere Ausfahrt erforderlich machen. Dabei richteten sich alle Blicke in Richtung Marktfrau Brunnhilde und Organisatorin Sigrid Beck. Gern würden wir auch Bernd, unseren Busfahrer von Gotsch-Reisen, als Dritten im Bunde wieder begrüßen. Er versicherte uns, das war heute schwieriger in alle Winkel der kleinen Orte zu fahren als eine Dolomitenrundfahrt. Er hatte ja recht – scharfe Ecken und enge Straßen gab es tatsächlich.

Vielen Dank allen, bleibt gesund und bis zum nächsten Mal.

Jutta Richter
Ortsgruppe der VS Wulfen