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Gemeinde Osternienburger Land – Amts- und Mitteilungsblatt
Ausgabe 10/2025
Nichtamtlicher Teil
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OT Dornbock und Bobbe

Was in den ersten 25 Jahren des 20. Jahrhunderts in Dornbock und Bobbe geschah Verfügung des Amtsvorstehers zum Ladenschluss in Dornbock im Jahr 1900

Die Gemeinde Dornbock hatte zu Beginn im Jahre 1900 462 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Gemeindevertretung von Dornbock gehörten zu dieser Zeit an: als Gemeindevorsteher Ferdinand Kerting, Schöppe Christian Knopf und Schöppe August Westphal. Gemeindevertreter waren: Franz Peters, Gustav Linde, August Greye, Hermann Peters, Emil Böhler, Gottfried Häniche, Christoph Bringezu, Louis Pietschker und August Koppius. Amtsvorsteher war Franz Peters. Sie waren alle zum „Wohle der Gemeinde“ tätig und beschäftigten sich u.a. mit der oben genannten Ladenschluss für deren Gewerbetreibende. So gab dann am 07. Oktober 1900 der Gemeindevorsteher Ferdinand Kerting bekannt, dass der Amtsvorsteher Franz Peters verfügt hat, „… dass von einer Zulassung von Ausnahmen von den gesetzlichen Bestimmungen bzgl. des 9 Uhr-Ladenschlusses für die hiesige Gemeinde Abstand zu nehmen ist.“ Davon in Kenntnis gesetzt wurden: „Ludwig Ziem, die Gebrüder Luckau und der Bäckermeister Hermann Grey.“

Das Dorf Dornbock wird an das Stromnetz angeschlossen

Der Kreisausschuss des Kreises Calbe a. S. teilte am 24. März 1910 dem Gemeindevorsteher der Gemeinde Dornbock mit, dass ein entsprechender Vertrag mit der Thüringer Gasgesellschaft zu Leipzig unterzeichnet wurde, um die Versorgung ländlicher Gemeinden mit Gas bzw. Elektrizität zu sichern. Im Punkt 1 dieses Vertrages vom 21. Februar 1910 ist angeführt, dass auch in Dornbock die Versorgung mit Elektrizität erfolgt. In den Unterlagen ist auch die Zeichnung zum Bau eines Transformatorenhauses (siehe beistehendes Foto) ersichtlich, wann aber das genaue Datum für dessen Bau war, ist daraus nicht zu entnehmen. Der Dornbocker Ortschronist Gerhard Bringezu (1927-2002) geht davon aus, dass dies „...aber 1910 erfolgt sei.“ Er beruft sich dabei auf einen Kostenvorschlag vom 24. November 1910, „...durch das Gas- und Elektrizitätwerk Schönebeck für das Gemeindehaus.“ Die Stromversorgung erfolgte mittels eines Erdkabels von Sachsendorf. Ab wann dann im Ort Dornbock alle der 80 bewohnten Gehöfte und die vier unbewohnten Gehöfte mit den 102 Haushalten an das Stromnetz angeschlossen waren, ist nicht bekannt.

Auskünfte über die Domäne und deren Einwohner in Bobbe

In dem „Auskunftsbuch und Einwohnernachweis“ der Amtsbezirke Wulfen i. Anh., Micheln b. W.-U. und Nachbarorte aus dem Jahre 1919 erschienen im Verlag der „Fortschritt – Adreß-Bücher“, Thilo Ludw. Moeller + Cöthen - U. ist im Oktober diesen Jahres über die Domäne und den Ort Bobbe bei Wulfen in Anhalt folgende Angaben zu lesen: „An der Straße Wulfen - Drosa - Dornbock; 12,3 km nordw. der Kreisstadt, 2,3 km westl. von Drosa und 3,3 km von Wulfen. Gutsbezirk, 60 Einwohner, Freistaat Anhalt, Kreis und Amtsgericht Köthen, Landgericht Dessau; Amtsbezirk Wulfen, Standesamt, Kirche und Schule in Drosa, Bahnhof und Post: Wulfen in Anhalt; Posthilfs- und öffentliche Sprechstellen in Drosa und Dornbock“. Weiter wird darüber informiert, dass der Gutsvorsteher, Amtsrat Robert Heß u.a. zugleich als Amtsvorsteher fungiert. Insgesamt hatte die Domäne Bobbe eine Flurgröße von 1041 Morgen.

Ein Hauch des Windes der deutschen Nachkriegszeit nach dem 1. Weltkrieg wehte über die Domäne in Bobbe

Vor 105 Jahre im März des Jahres 1920 fand unter Führung von Wolfgang Kapp, der zu dieser Zeit Vorsitzender einer ostpreußischen Kreditanstalt für Großgrundbesitzer war, ein Putsch zur Errichtung einer Militärdiktatur in Deutschland statt. Er begann in der Nacht vom 12. auf den 13. März und führte dazu, dass sich Kapp zum Reichskanzler selbst ernannte. Dieses Ereignis aus der „großen Politik“ machte selbst vor den Domänen in Bobbe und Borgesdorf nicht halt. Der Amtsrat Heß, als deren Pächter, bekannte sich nicht nur inhaltlich zum Vorhaben der Putschisten. Er wollte auch tatkräftig mithelfen, dass die in den Jahren 1918 bis 1920 gebildete Republik, wieder beseitigt wird. Aber ein ganz anderer Anlass trug dazu bei, dass dies alles ans Tageslicht kam: So schlug er – aus welchen Gründen auch immer - eine Arbeiterin auf der Domäne in Borgesdorf. Dies heizte die schon bestehenden Spannungen zwischen dem Amtsrat und den dort tätigen Landarbeiterinnen und Landarbeitern erst richtig an, denn das Ereignis sprach sich gleich- auch ohne die heutigen „sozialen Medien“, schnell wie ein Lauffeuer, in den Nachbargemeinden herum und der Landarbeiterverband organisierte für den nächsten Tag einen Marsch zur Domäne Borgesdorf. Aber Heß war dort nicht mehr anzutreffen, denn er hatte schon die Flucht ergriffen und ist zur Domäne nach Bobbe geritten. Dort fanden die aufgebrachten Protestierenden - die ihn bis dort verfolgt hatten - dann nicht nur den Amtsrat, sondern auch Kisten mit Eiern von der Domäne Borgesdorf vor. Bei näherem hinsehen wurde dann aber festgestellt, dass das gar keine „Eier“ waren, sondern Munition. Auch bei der sich anschließenden Durchsuchung auf der Domäne in Borgesdorf wurden, „...im Park Kisten mit Schlössern von Maschinengewehren gefunden.“ Diese „Episode“ zeigte, wie weit der Amtsrat Heß in diesen Putschversuch von Kapp involviert war. Das dieser am 17. März 1920 scheiterte, war aber vor allem „...dem Generalstreik in ganz Deutschland, an dem sich mehr als 12 Millionen Menschen beteiligten“, zu verdanken.

Das erste und letzte Grundstück in Bobbe

Im Jahr 1925 erwirbt Ferdinand Böhme aus Dornbock den Gasthof „Zum Eichenkranz“ in Bobbe. Er übernimmt diesen von Otto Sonnenschein, der seit 1909 den Gasthof vor „Dornbock“ betrieb. Nachfolger von Ferdinand Böhme wird dann dessen Sohn Richard. Er betrieb diese Gaststätte bis zum Jahr 1968 und war damit dort der letzte Gastwirt seit dem Jahre 1789 (!), als den ehemaligen Soldaten Heinrich Boettger aus Dornbock von der Fürstlichen Kammer in Cöthen – Anhalt die Erlaubnis erteilt wurde, einen „Gasthof vor dem Vorwerk“ Dornbock anzulegen. Es bleibt aber die Tatsache, dass das betreffende Grundstück in der heutigen Zuchaucherstraße Nr. 43, dass „Erste und Letzte“ in Bobbe bleibt.

Norbert Krieg

Verwendete Literatur:

U. a. Gerhard Bringezu, Chronik der Gemeinde Dorfbock – Auszüge – Heft 1, S. 22 und Heft 2, S. 15-16