Wulfener Geschichte und Geschichten

In letzter Zeit wurde ich öfter, speziell von Leserinnen mittleren Alters, gefragt, wer war eigentlich Herr Hellmuth. Deshalb heute die Antwort, gegeben von Herrn Hellmuth persönlich. Er schreibt in seinem Buch, wie er seine private Chronik nennt, auf einer der ersten Seiten. (Zitat)

Nun wird mancher fragen, wer ich wohl bin…

Ich bin einfacher Arbeiter und lebe mit meiner Frau in sehr bescheidenen Verhältnissen. Sie war mir bei diesem Buch auch eine große Hilfe. Ich bin in Wulfen geboren, am 29.03.1897. Mein Vater war Ober-Bahnwärter. Schon als Kind hatte ich viel Interesse am Zeichnen. Leider gab mir die damalige Volksschule zu wenig. Ich suchte mehr auf diesem Gebiet und ging eigene Wege. Nach dem Krieg 1914 bis 1918 ging ich ernsthaft daran, um schon positives zu leisten. Die Perspektive lernte ich gründlich im Selbststudium. Gemäldeausstellungen besuchte ich sehr viel. Dabei hatte ich immer schöne Erlebnisse. Ich kann sie leider nicht hier anführen, es würde noch ein Buch. In dieser Zeit malte ich viele Ölbilder. Es waren Kopien. Nun kam der Krieg 1939 bis 1945. In dieser Zeit bildete ich mich weiter. Nach dem Kriege kam ein akademisch gebildeter Maler nach Wulfen, ein Herr von Scheibenhof, gebürtiger Tiroler. Er wohnte bei der Familie Burkel und dann bei Müller Thiele. Wir waren sehr gute Freunde geworden. Durch seine Bilder bekam ich sehr viele Anregungen. Das war für mich eine große Freude, einen Kunstfreund gefunden zu haben. Ich hatte mal besonderes Glück und malte das Saaletal bei Latdorf. Ich zeigte es ihm und er sagte, Herr Hellmuth ich hätte es nicht anders gemacht. Das gab mir großen Auftrieb. Er verzog dann nach Wittenberg und später nach Fürth in Bayern. Nun ging ich in der Freizeit viel in die Natur und malte Ölbilder, Aquarelle und fertigte Zeichnungen und Karikaturen, Linol- und Scherenschnitte an. Vor zwei Jahren fertigte ich einen Pinguin und eine Giraffe aus Gips an. Dann eine Schlange und einen Boxer (Hund) aus Zement. Dann malte ich Blumen, ca. 40 Arten aus den Gärten. Meine Originalsammlung umfasst an 400 Stück, eine schöne Privatsammlung für die Familie, da liegt viel Heimat drin.

Liebe Leserinnen und Leser, sie können sehen, mit viel Liebe und Ausdauer lässt sich vieles erreichen. - Ende des Zitats.

Von mir dazu einige Ergänzungen. Ich lernte Herrn Hellmuth 1965 kennen Als Klassenlehrer einer sechsten Klasse bekam ich mit meinen Schülerinnen und Schülern den Pionierauftrag, die Geschichte des Wulfener Kinder- und Heimatfestes zu erforschen. Große Frage, wo gibt es dazu Unterlagen. Da bekam ich den Hinweis, mich mit Herrn Hellmuth in Verbindung zu setzen. Er empfing mich freundlich, aber seine Aufzeichnungen lieh er mir nicht aus. Ich durfte diese in seiner Wohnung, Michelner Straße 17, einsehen und mir Notizen machen. Wenn wir uns trafen unterhielt ich mich oft mit ihm. Er war allseitig interessiert und hielt Augen und Ohren offen. Einen Notizblock hatte er immer dabei, dass beweisen ja auch seine Geschichten aus dem Dorf und der Zuckerfabrik, seiner langjährigen Arbeitsstelle. Er war sehr naturverbunden, dass beweisen ja seine Bilder. Er verstarb am 10.05.1980 im Alter von 83 Jahren. Aus seinem Nachlass konnte die Gemeinde Wulfen vom Sohn der Eheleute Hellmuth ca. 200 Aquarelle erwerben. Ein Großteil dieser Bilder war zur 1000-Jahr-Feier unserer Gemeinde in der Sporthalle ausgestellt. Bis heute stehen die Bilderständer noch in der Heimatstube, Schulstraße 4, die nun aufgelöst werden musste. Leider gibt es in unserer Ortschaft keine Räumlichkeit zum Weiterbetreiben der Heimatstube. Alle wichtigen Ausstellungsstücke, besser wertvollen, werden vorerst sicher aufbewahrt. (Stand August)

Liebe Leserinnen und Leser, soweit für heute. Wenn dieser Artikel erscheint schreiben wir schon September. Wo ist die Zeit geblieben. Ich wünsche Ihnen alles Gute, werden oder bleiben Sie gesund.

Frank Wulkau