„Von annodunnemals“ - Geschichten aus unseren Dörfern

Geschichte der Schule Wulfen

Wie versprochen, widme ich mich heute der Geschichte unserer Schule vom Schuljahr 1991/92 bis 2002/03 der Schließung unserer Schule, der Sekundarschule Wulfen. Das bittere Ende nach 347 Jahren. Weiter bestehen bleibt in Trägerschaft der Gemeinde die Grundschule, d.h. die Schüler der Klassenstufen 1 bis 4 werden weiter in Wulfen unterrichtet.

Grundlage für meine heutigen Ausführungen sind die Schulchronik und Artikel in der MZ (09.07.2003) und des Amtsblattes der Gemeinde Osternienburger Land sowie eigene Erinnerungen.

Sekundarschule Wulfen

Wie bereits erwähnt änderte sich mit dem Schuljahr 1991/92 die Schullandschaft grundlegend. Die Sekundarschule gliedert sich in eine Differenzierte Förderstufe (Klasse 5 und 6), einen Hauptschulbildungsgang (Abschluss Klasse 9) und einen Sekundarschulbildungsgang (Abschluss Klasse 10). Die Schüler der Klassen 1 bis 4 werden in der Grundschule unterrichtet. Die Sekundarschule geht in die Trägerschaft des Landkreises und die Grundschule in die Trägerschaft der Gemeindeverwaltung Wulfen über. Die Leitung der Grundschule übernimmt Frau Ernst und Herr Wulkau löst Herrn Wüstenhagen ab.

1992 wird die Klingelanlage erneuert. Mit Ende des Schuljahres 1990/91 gehen einige Lehrerinnen und Lehrer in den Ruhestand bzw. werden in den Vorruhestand versetzt. Dafür werden drei Kolleginnen von Köthener Schulen nach Wulfen versetzt. Im Jahr 1992 werden einige bauliche Veränderungen vorgenommen um weitere Räumlichkeiten zu gewinnen, z.B. Teilung des Physikraumes, dadurch wurde ein Computerraum gewonnen. Teilung des Biologieraumes, dadurch konnte ein größeres Lehrerzimmer eingerichtet werden. Das alte Lehrerzimmer wurde Fachraum für Kunst. 1994 wurde die Heizung auf Öl umgestellt. Im gleichen Jahr erreichten erstmals Schüler der Sekundarschule nach neunjähriger Schulzeit den Hauptschulabschluss. Weitere zwei junge Lehrerinnen wurden an unsere Schule versetzt, so dass wir immer eine 100-prozentige Unterrichtsversorgung vorhalten konnten.

1995 unterstützten wir aktiv die Vorbereitungen zur 1000-Jahrfeier unserer Gemeinde. Leider wurde in dieser Zeit auch mehrmals in unser Schulgebäude eingebrochen, sodass der Einbau einer Alarmanlage nötig wurde. Der Chemieraum wurde gründlich saniert. In den Folgejahren wurden weitere Räume renoviert und neue Fenster eingebaut.

Im Jahr 1999 wurde die Sekundarschule Kleinpaschleben unserer Schule als Außenstelle zugeordnet. Die Schülerzahl wuchs rapide, somit hätte unsere Schule mindestens bis 2010 Bestand – haben wir gedacht.

Unser Kollegium bestand aus 27 Kolleginnen und Kollegen. Im Jahr 2000 wurde die Heizung in der Turnhalle auf Heißluft umgestellt. In der Schulstraße 4 wurde eine Hauswirtschaftsküche eingerichtet. Der Werkraum wurde zum zweiten Computerraum umgebaut und aus dem Mehrzweckraum entstand der Werkraum. Im gleichen Jahr wurde der Einzugsbereich der Außenstelle Kleinpaschleben der Sekundarschule „An der Rüsternbreite“ Köthen zugeordnet. Damit fiel unsere Schule teilweise in die Einzügigkeit, unser Schicksal war besiegelt. Im Oktober 2001 beschloss der Kreistag die Sekundarschule Wulfen wegen zu geringer Schülerzahl zu schließen. Die Schüler der Klasse 7 und 8 besuchten mit Beginn des Schuljahres 2001/02 die Sekundarschule Osternienburg. In Wulfen verblieben nur die Schüler der Abschlussklassen 9 und 10 sowie die Förderstufe (Klasse 5 und 6) zwecks auslaufender Beschulung. Mit Ende des Schuljahres 2001/02 ging Herr Wulkau nach 41 Dienstjahren, davon 38 an der Schule Wulfen, in den Ruhestand. Die Schulleitung bis zur Schließung am Ende des Schuljahres 2002/03 übernahm Frau Pollin. Die letzten Schüler der Abschlussklassen erlangten ihren Real- bzw. Hauptschulabschluss. Die Schüler der Klassen 5 und 6 werden zukünftig das Gymnasium in Köthen bzw. die Sekundarschule Aken besuchen. Damit wird ein zweimaliger Umzug dieser Schüler vermieden, denn die Sekundarschule Osternienburg steht auch vor dem „Aus“. Damit gibt es in unserer Gegend keine Sekundarschule mehr und viele Schüler müssen weite Wege zurück legen. Trotz des traurigen Anlasses am Ende des Schuljahres 2002/03 feierten Lehrer, Schüler und viele Ehemalige ein zünftiges Abschlussfest auf dem Schulgelände unter dem Motto „Wir lassen uns nicht unterkriegen“.

Frau Streuber, langjährige Elternratsvorsitzende, schrieb im Amtsblatt 8/2003: „Wir haben uns entschieden nicht nur zu trauern, sondern uns mit einem großen Schulfest aus der Schullandschaft zu verabschieden. Es sollte ein Schlusspunkt sein, der allen, und vor allem den Schülern noch lange als wunderbarer gemeinsamer Tag in Erinnerung bleibt.“ (Zitatende)

Zum Abschluss des Schulfestes und zum Lied „Neunundneunzig Luftballons“ wurde viele mit Helium gefüllte Luftballons in den Himmel geschickt.

Vom 10. bis 24. Juli 2003 räumten alle Kolleginnen und Kollegen gemeinsam ihre Arbeitsstätte aus. Am 24. Juli 2003 schließt unser Hausmeister Herr Köhler zum letzten Mal das Schulgebäude zu. Einige Jahre stand unser schönes Schulgebäude leer, dann ging es in Trägerschaft der Gemeinde, jetzt Osternienburger Land, über und wurde gründlich saniert und modernisiert. Seit dem Schuljahr 2006/07 lernen die Grundschüler der Klassen 1 bis 4 in der „Grundschule am Park“. Jedes Mal, wenn ich an unserer, an meiner Schule, vorbei komme, freue ich mich, dass es unsere Schule immer noch gibt. Auch wir Lehrerinnen und Lehrer trafen uns seit der Schließung bis zum Jahr 2019 jedes Jahr im März zum Lehrertreffen in unserer Stammgaststätte „Zum Goldenen Engel“ und schwelgten in Erinnerungen. Nun gibt es die Gaststätte nicht mehr und wir sind auch älter geworden. Telefonische Verbindungen gibt es noch zur Genüge. Eine Kollegin, die 1991 an unsere Schule versetzt wurde, sagte vor Kurzem zu mir: „Meine Zeit in Wulfen war die Schönste Zeit meiner Lehrtätigkeit“. Das sagt doch alles.

Liebe Leserinnen und Leser, das war die Geschichte der Schule Wulfen im Bereich der Klassenstufen 5 bis 10. Möge unsere „Grundschule am Park“ noch lange Bestand haben. Sie wissen schon, ein Dorf ohne Kirche und Schule, ist … ach lassen wir das.

Ich wünsche Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest und alle Gute für das Jahr 2024.

Bleiben oder werden Sie gesund.

Frank Wulkau