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Gemeinde Osternienburger Land – Amts- und Mitteilungsblatt
Ausgabe 3/2025
Nichtamtlicher Teil
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Grünkohl mit Pinkel!

Das war der unmittelbare Anlass, der Marktfrau Brunnhilde am Sonntag, den 16. Februar, auf einer morgendlichen Winterwanderung durch Osternienburg zu folgen und danach sich zum Mittagessen in der wohlig warmen „Goldenen Mitte“ verwöhnen zu lassen.

Der Dorfrundgang informierte über die Historie der evangelischen Dorfkirche, die auf dem Terrain der alten katholischen Kirche nach gut 1-jähriger Bauzeit am Heiligen Abend 1719 eingeweiht wurde. Marktfrau Brunnhilde berichtete vom Leid der Osternienburger während des 30-jährigen Krieges und zeigte Schnallen und Scherben sowie Bleikugeln aus jener Zeit. Es gäbe ernstzunehmende Bemühungen, das Areal bis zum Herrenhaus des ehemaligen Rittergutes mit Fördergeldern zu kultivieren. Es möge gelingen! An der Gedenktafel am Geburtshaus für den Sohn Osternienburgs, Alfred Wirth, der 90-jährig 1965 in Dessau verstorben war, spürten die Wanderer, wie stolz Marktfrau Brunnhilde ist, dass hier und auch mit dem Namen der Grundschule an den hiesigen Volkskundler erinnert wird. Er hat zu Bräuchen, Sagen und Sonderheiten Anhalts geforscht und publiziert. Am ehemaligen jetzt abgerissenen Wasserturm ging es zurück zum Gedenkort an die fast 80-jährige Bergbau- und Industriegeschichte Osternienburgs. Marktfrau Brunnhilde erzählte vom Zufall, der zum Untertage-Abbau von Braunkohle und damit zur Industrialisierung führte. Osternienburg brauchte Bergleute. So kamen Ende des 19. Jahrhunderts aus der Gegend um das heutige polnische Poznan Bergmänner mit ihren Familien. Sie wurden hier in der „Kolonie“ angesiedelt, wurden integriert und bauten 1907 mit Unterstützung der Solvay-Werke ihre eigene katholische Kirche.

Durchgefroren ging es zurück in die „Goldene Mitte“ zum traditionellen norddeutschen Grünkohl mit Kassler und Pinkel, einer groben Grützwurst. Die Wirtsleute hießen alle (ca. 50 Personen) mit einem Grünkohl-Schnaps willkommen und wünschten „Guten Appetit“.

Prof. Dr. Hilmar Gudziol aus Jena