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Gemeinde Osternienburger Land – Amts- und Mitteilungsblatt
Ausgabe 5/2023
Nichtamtlicher Teil
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Kleinpaschleben

Gustav Nagel in Kleinpaschleben

Gustav Nagel (1872 - 1952) war ein Naturmensch, Wanderprediger und Lebensreformer. Er versuchte sich auch als Schreibreformer. In Arendsee, wo er seine Tempel und Kuranlagen errichtete, wird bis heute sein Andenken gepflegt.

Seine Lebensphilosophie hat heute größte Aktualität. Dazu gehören sein Leben im Einklang mit der Natur, seine reduzierte Lebensweise und seine friedliche Lebensauffassung - sie treffen in Zeiten des Klimawandels, zunehmenden Umweltbewusstseins, von Nachhaltigkeit und dem Wunsch vieler Menschen nach Entschleunigung, auf den heutigen Zeitgeist. Seine Wanderungen führten ihn auch nach Kleinpaschleben. Kantor Kranz beschreibt den Besuch im Ort in Mundart wie folgt.

„Justav“

So um 1900 huß es bei uns uff ehmah uffn Dorfe: Justav Nagel kimmet! Keener wußte, wer das war, awwer alles loff nah de Ziethenbricke. Uff eemah huß es: Durt hingene kimmt was! Mir gukten, un richtig: ahn de zweete Bricke kam was. Es war an Zweerädrijer Hunnewahn mit anne jebogene jraue Plane, den an jroßer Barnhardienerhund treckte. Dornähmn junk an schlanker Mann, Enne zwanzich, un der war bahle nacktich! Er hodde nurt anne Badehose aus Leinewand ahne un an de Barweßbeene Sandaln. De Haare warn janz lank, bis uffn Buckel rechten se. Un ins Jesichte hodde so an richtijen Christusbart. Ahne Bricke war awwer oh nu unser Amtsdiener (Polizei). Der luß Justaven hahln, un der mußte sich nu an Kittel drewwertrecken, weil das Nacktije vorr de annern damals schenierlich war. In an jroßen Himpel ( Haufen ) jungs weiter bis ahn Piepersch Jasthoff. Der Wahn un der Hund kamn uffen Hoff und Justav junk inne Jaststuwwe. Obs nu anne Jaststuwwe war oder niche. Justav kehrte sich nich drahne. Er drunk nur Wasser un wedder Wasser! Der Jastwirt musste en Jlas nahs annerte brengen, dasse ummer frisch von de Plumpe holte. Un zus Essen holte der Wirt Mohriemn un Kollerawie aus sein Jarten. Weile a Naturmensch war, wollte kee Fleesch un keene Worscht. Dadrewwer schparrten de Kleenepaschlewwer Maul un Nase uff. Das kunnten se nich vorstehn, nur sonn Zeik zu essen, wies liebe Vieh, un kee Flesch niche, was doch de Hauptsache is!

Un als Justav jejessen hodde, de darzehlte und klärte de Paschlewwer uff. Awwer keener wollte seinem Beispiel foljen. Er verkoofte oh Postkarten mit seinem Koppbild. Dadruf stand an Varsch: „got is mein zil dafon ich niemals las! justav nagel. Villeicht kreiertersch richtig raus! Der komische Justav war damals schonne vor anne Rechtschreibreform. Jrundsätzlich schrebbe alles kleen, un so, wie e schprach. Er war ähmnd an „Naturmensche“!

(leicht gekürzt)

Heimatstube Kleinpaschleben
Christine Marschall