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Gemeinde Osternienburger Land – Amts- und Mitteilungsblatt
Ausgabe 5/2025
Nichtamtlicher Teil
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OT Dornbock und Bobbe

Die Nachkriegsjahre in beiden Orten

In der Zeit vom 1. bis 3. Juli 1945 zogen Einheiten der sowjetischen Armee, in das ihnen zuerkannte Territorium ein, zu dem nun auch Dornbock und Bobbe gehörte und lösten damit die amerikanischen Truppen ab, die vorher hier stationiert waren. Wie genau sich dies vor Ort vollzog, ist den vorhandenen Aufzeichnungen nicht zu entnehmen. Bekannt ist nur, wie im letzten Amtsblatt schon dargelegt, dass der bisherige Bürgermeister von Dornbock, Fritz Lampe abgelöst wurde. Sein Nachfolger wurde Fritz Bense, der aus Magdeburg zugezogen war. Er wohnte damals in einem „Anbau“ an der Grenze zwischen dem Lampeschen Gutshof (ehemalige LPG-Technik) und dem Grundstück Nr. 8, (Villa Dr. Schulze), in der jetzigen Langen Straße. Heute erinnert nun schon seit Jahrzehnten nur noch eine baufällige Ruine an dieses Haus. Über das Ende der Amtszeit von Bense als Bürgermeister in Dornbock wird an späterer Stelle hier noch berichtet.

Neue Verwaltung auf dem Gebiet des späteren Landes Sachsen-Anhalt

In der sowjetischen Besatzungszone - die das Staatsgebiet der späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) umfasste, wurden die hoheitliche Rechte von der „Sowjetische Militäradministration in Deutschland“ (SMAD) ausgeübt. Die zentrale politische Verwaltung in deren Landesteilen wurden in „deutsche Hand“ gelegt. So auch im Gebiet des späteren Landes Sachsen-Anhalt. Dabei kam es zu vielfältigen Veränderungen. So u. a. am 23. 7. 1945, als das bisherige Land Anhalt zu dem damals Bobbe gehörte, aufgelöst wurde. Die amtliche Bezeichnung für das nun entstandene staatliche Gebilde lautete: „Provinz Sachsen“. Es erfolgte danach die Bestätigung deren zentralen Verwaltung durch die SMAD. Zu ihrem Präsidenten wurde Erhard Hübener berufen. Er gehörte der späteren Liberaldemokratischen Partei Deutschland (LDPD) an. Mit ihrem Befehl 110 übertrug am 22. Oktober des gleichen Jahres die SMAD den Landes- und Provinzialverwaltungen das Recht, Gesetze und Verordnungen mit Gesetzeskraft zu erlassen. Das bisherige Land Preußen in Deutschland wurde durch den Alliierten Kontrollrat, „...dem die Oberbefehlshaber der vier Besatzungsarmeen angehörten und die Zentralbehörde zur Ausübung der Gewalt in Deutschland (…)“, war - erst am 21. Juli 1947 aufgelöst. Dies war auch die Grundlage dafür, dass die Provinz „Sachsen“ in Provinz „Sachsen-Anhalt“ umbenannt werden konnte. Ministerpräsident blieb Erhard Hübener bis zum Jahr 1949. Werner Bruschke, von der am 21. /22. 4. 1946 entstandenen Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) ersetzte ihn dann.

Änderungen im Schulsystem

Am 22. Mai 1945 wurde eine „Verordnung zur Demokratisierung der Schule“ erlassen. Der Unterricht in Dornbock wurde am 1. Oktober 1945 wieder aufgenommen. Mit der Beendigung des Krieges endete auch die körperliche Züchtigung der Kinder an den Schulen. Alle Lehrer, die Mitglieder der Nazipartei waren, wurden aus dem Schuldienst entlassen. In Dornbock und Bobbe war dies nicht notwendig. Durch den Zuzug der vielen Umsiedlern stieg die Schülerzahl ständig an. So musste in Dornbock der Unterricht für die nun über 100 Schüler in zwei Klassenräume durchgeführt werden.

Anfangs war die aus Magdeburg evakuierte Lehrerin Grimm noch an der Schule im Dorf tätig. Nach ihrem Weggang in ihre Heimatstadt musste der Lehrer Krehmke, der schon seit Jahrzehnten in Dornbock, Lehrer war, den Unterricht für alle Schüler übernehmen.

Am 2. September 1946 nahmen die ersten drei neuen Lehrkräfte der „Volkslehrer“ (Neulehrer) ihre Arbeit auf. Sie hatten sich in Staßfurt ihr Grundwissen für ihre neue Tätigkeit angeeignet. Somit waren seit September 1946 neben Krehmke noch Heinz Jakobitz, Karl Schneider und Karl Kuhley als Lehrer beschäftigt. Dies war natürlich eine wesentliche Verbesserung für die Schüler und die sie unterrichteten Lehrer. Aus der ehemaligen zweiklassigen Volksschule war nun eine vierklassige Grundschule geworden. Da aber nur zwei Klassenräume vorhanden waren, wurde am Vormittag und am Nachmittag unterrichtet.

Bildung von Ortsgruppen politischer Parteien und Vereinigungen in Dornbock und Bobbe

Mit ihrem Befehl Nr. 2 hatte die SMAD am 14. Juni 1945 die Bildung von antifaschistischer - demokratischer Parteien, Verbindungen und Gewerkschaften erlaubt. Im August desselben Jahres erfolgte in Dornbock und Bobbe die Gründung von Ortsgruppen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zu deren Mitbegründern u.a. auch der spätere Lehrer und Ortschronist Gerhard Bringezu sowie Gerhard Kürbis gehörten, der Christdemokratischen Partei Deutschland (CDU) und die Liberaldemokratischen Partei Deutschland LDP (D), die spätere (LDPD) in Dornbock. Die Gründung der Ortsgruppe der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) erfolgte dann im Herbst des gleichen Jahres erst mal nur in Bobbe und später auch in Dornbock. Der Ausschuss für die gegenseitige Bauernhilfe - die später als Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) bezeichnet wurde, bildete sich dann am 1. Oktober 1945 im Ergebnis einer Bauernversammlung in Dornbock. Nach dem sich im Frühjahr 1948 mit der „Demokratischen Bauernpartei (DBD) und „National-Demokratische Partei Deutschland (NDPD) zwei weitere Parteien in der sowjetischen Besatzungszone bildeten, erfolgte dies auch in Dornbock und Bobbe. Im Laufe der Zeit spielten diese beiden und ihre Mitglieder in beiden Orten eine bedeutende Rolle im dörflichen Leben. Die Ortsgruppen der CDU und der LDPD dagegen, verloren an Einfluss in beiden Dörfern und lösten sich schließlich auf.

Am 23. 12. 1945 wurde der schon oben erwähnte Bense dann - auf Initiative der örtlichen Gruppe der kommunistischen Partei (KPD) seines Amtes enthoben, weil er einen „...fragwürdigen Ruf bei den Dornbocker Einwohnern hatte…“, wie es der Ortschronist Gerhard Bringezu (1927-2002) formulierte. Dafür wurde dann Karl Bringezu als Bürgermeister eingesetzt. Auch seine Amtszeit war von kurzer Dauer und lief nur bis zum 27. Mai 1946. Als sein Nachfolger fungierte danach Gustav Braun.

Wahl der Gemeindevertretung und des Landtages

Die erste freie und geheime Wahl zur Gemeindevertretung von Dornbock nach dem Ende des 2. Weltkrieges wird am 8. September 1946 durchgeführt. Die in Dornbock wirkenden Ortsgruppen der CDU, SED, LDPD und die VdGB stellten zu dieser Wahl ihre Kandidaten auf. Der Gemeindevertretung gehörten danach an: Paul Häniche, Erhard Buscheck, Willi Rzadkowski, Heinz Leonhard, Gertrud Ruprecht, Gustav Braun, Albert Behrenbeck, Ernst Becker, Walther Knopf, Helene Bringezu, Albert Grey und Karl Schäfer. Am 22. Oktober des gleichen Jahres findet durch sie, die Wahl des Gemeinderates sowie die Verpflichtung von dessen Mitgliedern statt. Die Landtags- und Kreistagswahlen in der Provinz Sachsen und somit auch im Kreis Calbe/Saale wurden am 20. Oktober 1946 durchgeführt. Am 3. 12. dieses Jahres beschließt der Landtag die Umbenennung der bisherigen „Provinz Sachsen“ zur „Provinz Sachsen-Anhalt“.

Eine „Volks- und Berufszählung“ vom 29. Oktober 1946 in den vier Besatzungszonen und Groß-Berlin stellte für die Gemeinde Dornbock fest, dass zu diesem Zeitpunkt in ihr 577 Einwohnerinnen und Einwohner gezählt wurden. In Bobbe waren es 184. Diese Zählung fand auf Anordnung und unter Verantwortung der vier Besatzungsmächte in ganz Deutschland statt.

Die Provinzialregierung Sachsen-Anhalt beschloss, dass mit Wirkung vom 1. Januar 1947 eine Änderung der Behördenbezeichnung vorgenommen wird. Die Gemeindevertretung wird von nun an als Gemeindevertreterversammlung bezeichnet. Der bisherige Gemeinderat erhält jetzt die Bezeichnung, „Rat der Gemeinde“. Die Verfassung von Sachsen-Anhalt wird am 10. Januar 1947 angenommen. Mit dem Befehl Nr. 180 der (SMAD) vom 21.07.1947- erfolgte die Umbenennung der Provinz Sachsen-Anhalt in „Land „Sachsen - Anhalt“. Landeshauptstadt wurde die Stadt Halle/Saale.

Am 20. Juni 1949 führten die Westmächte in ihren Besatzungszonen eine Währungsreform durch, die kurz darauf auch in den Westsektoren Berlins vollzogen wurde. In der Zeit vom 24. bis 28. Juli 1949 fand dann in der sowjetischen Besatzungszone ebenfalls eine Währungsreform statt. So konnten u. a. auch die Bürgerinnen und Bürger von Dornbock und Bobbe, 70 Reichsmark (RM) im Verhältnis von 1:1 umtauschen, alle anderen Beträge im Verhältnis, 10 RM:1 Deutsche Mark (DM). Beträge über 5000 RM unterlagen besonderen Umtauschbedingungen: Spareinlagen bis 100 RM wurden im Verhältnis 1:1 umgetauscht. Spareinlagen über 1000 RM wurden 10:1 abgewertet. In der späteren DDR wurde danach die Bezeichnung für die Währung mehrfach gewechselt. Dies sah dann wie folgt aus: DM = Deutsche Mark (der Deutschen Notenbank) vom 1948 bis 1964; MDN = Mark der Deutschen Notenbank von 1964 bis 1968; M = Mark (der DDR) von 1968 bis 1990. Diese Änderung in der Namensbezeichnung hatte aber keine Auswirkungen auf deren Wert und damit die Kaufkraft der Währung. Dies änderte sich erst ab dem 1. Juli 1990 als die „West-Mark“, dass alles „entscheidende Zahlungsmittel“ auch für die Bürgerinnen und Bürger von Dornbock und Bobbe wurde.

Norbert Krieg

Verwendete Literatur: Gerhard Bringezu, Chronik der Gemeinde Dornbock, Heft 2, S. 30, Heft 3, S. 10-20