Wer sich intensiv mit Sprachen beschäftigt, plant nicht einfach einen Ausflug in den Spreewald – er oder sie ist stets auf der Suche nach sprachlichen Kuriositäten. Gibt es unterwegs Inschriften, ist die Region vielleicht mehrsprachig und lassen sich Hinweise auf vergangene Sprachen entdecken? Der Fotoapparat ist griffbereit, das Notizheft liegt bereit. Auf der Reise von Berlin nach Cottbus entwickelt sich ein besonderes Sprachgefühl.
Am 30. Dezember 2023 fiel unsere Wahl zufällig auf drei sorbische Schätze: Drachhausen, Tauer und Dissen. Neben Museen und Heimatstuben lockten uns auch die Sonne und die ortstypischen Schilder zur Erkundung der Umgebung. Vorbei an der Kita „Małe myški“ folgten wir dem Schild „Wejsny źěl na pěskach“ und erreichten schließlich Drachhausen.
Bürgermeister Ronny Henke von Drachhausen zeigte eine bemerkenswerte Gewissenhaftigkeit. Nach einem kurzen Anruf präsentierte er uns innerhalb weniger Minuten die Sammlung der Heimatstube, die zugleich als Museum und Feuerwache dient. Ronny Henke verlieh nicht nur unserem Sprachgefühl, sondern auch unserem Abenteuergeist Flügel. Nach spannenden Geschichten und neugierig auf das Hahnrupfen irgendwann im neuen Jahr in Drachhausen, machten wir uns auf den Weg nach Tauer. Hier erkundeten wir gemeinsam mit Anita Lücke, die ebenso begeistert war und auf sehr persönliche Weise die Fundstücke in der Heimatstube Tauer vorstellte.
Besonders beeindruckt waren wir von einigen alten Schulheften. „Das habe ich noch nie in Ruhe durchgeblättert“, gestand Anita Lücke. Gemeinsames Stöbern und Entdecken macht einfach mehr Spaß. Wir fotografierten Seiten alter Schulhefte in Kurrentschrift, die wir auf einem unserer vorherigen Ausflüge gelernt hatten zu entziffern. Der Besuch in der Heimatstube in Tauer bereicherte unsere Sammlung. Die Begegnung mit Anita Lücke berührte uns – so persönlich erlebt man Erkundungen in Museen selten. Wir tauschten Geschichten über ihre Familie, die Backstube und vieles mehr aus – neben dem Sprachgefühl und dem Abenteuergefühl entstand ein Gefühl des Zuhause seins.
In Dissen wurden wir dann überrascht – ohne vorherige Anmeldung betraten wir das Heimatmuseum Dissen und stießen zufällig auf weitere Besucher. Gemeinsam tauschten wir Geschichten über die Sorben aus und stimmten uns auf das neue Jahr ein. Ein Einheimischer, dessen Namen wir nicht kannten, begleitete uns durch das Museum.
Allen drei Begleiter*innen am 30. Dezember 2023 möchten wir auf diesem Weg herzlich für die persönlichen Geschichten und das gemeinsame Erkunden danken. Gerne empfehlen wir Gästen und Einheimischen den Besuch der drei von uns erkundeten sorbischen Schätze. Die sorbischen Fundstücke regten uns zu spielerischen Rekonstruktionen vergangener Funktionen an – ein Gewinn für unseren Forschergeist.
Die Sonnenstrahlen um uns herum ließen uns schließlich den Augenblick genießen. Wir spazierten durch die Spreewaldgegend und für einen Moment versank alles Sorbische und Geschichtliche im Glanz des Augenblicks. Ein Licht, das die Angst vor dem Unbekannten mildert – das wünschen wir allen Leser*innen für das neue Jahr 2024.