Das sagten sich 127 Damen und auch einige Herren des Amtes Peitz und kamen nach Turnow. Deshalb war der Saal der Gaststätte „Zum goldenen Krug“ mit festlich gekleideten Seniorinnen und Senioren gefüllt. Schon am Anfang war die Stimmung freudig und es summte wie in einem Bienenschwarm. Die Bienenkönigin, die Vorsitzende des Seniorenbeirates Sigrid Kärgel, betrat die Bühne und es wurde still. Alle wollten hören, was sie zu sagen hatte. Zuerst begrüßte sie das Publikum im Herbst, wenn die Blätter sich färben und der Wind über die Felder fegt. Sie dankte Maria Altkrüger für die freundliche Absprache und Bewirtung. Der Amtsdirektor Norbert Krüger ließ sich entschuldigen, da er aufgrund wichtigerer Termine nicht kommen konnte. René Sonke, der Bürgermeister der Gemeinde Turnow – Preilack, begrüßte uns freundlich und freute sich mit Sigrid Kärgel, dass alle Plätze besetzt sind. Sie kündigte das Trompetenduo Dietmar & Michael zum Tanzen und Schunkeln an sowie auch etwas für die Lachmuskeln.
Das nächste Event für die Seniorinnen und Senioren steht natürlich auch schon in den Startlöchern. Der Seniorenkarneval findet am Sonnabend, dem 15. November auch hier im Goldenen Krug statt. Karten dafür sind sofort bei Karola Kopf und Carina Müller zu erwerben. Nun duftete es schon nach Kaffee und der Kuchen wurde serviert. Wer angenommen hat, dass der Bienenschwarm nun ruhiger wurde, hatte sich geirrt. Die meisten Anwesenden können trinken, essen und reden. Man hatte einige Bekannte lange Zeit nicht gesehen und musste Informationen über die Familie, die neu dazu gekommenen Krankheiten und die Veränderungen der Einkaufsmöglichkeiten in Peitz austauschen. Der Aufforderung zum Tanz durch Sigrid Kärgel und Partner folgten umgehend einige Paare mit flotten Sohlen. Die Melodien von „La Paloma“ und „Schön ist die Liebe im Hafen“ waren zum Drehen und in den Hüften wiegen geradezu geschaffen. Wir Aktivrentner dachten nicht daran, länger zu arbeiten, sondern hörten mit Caterina Valente so gerne das Lied von dem Wunder und schwebten über die volle Tanzfläche. Bei etwas langsamerer Musik war jedoch die Tanzfläche nicht so voll. Da kann man sehen, wie aktiv die Aktivrentner beim Tanzen sind. Nun wurde es interessant. Wir sahen eine kleine Frau in wendischer Tracht, natürlich mit Haube. Sofort wurde diskutiert, welchen Ort die Haube und die Schürze repräsentieren könnten. Sylvia Buchan aus Leipe erzählte uns, dass die schönen farbigen Trachten zu allen Festen getragen werden. Das schönste Fest ist die Fastnacht. Die Männer tragen einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd mit Schlips und ein Sträußchen am Revers. Bei der Fastnacht wird tüchtig geschwoft. Also getanzt. Die Mädchen sitzen wie die Hühner auf der Stange und warten auf die Kavaliere. Diese stehen an der Theke und müssen ihre Tänzerinnen nach dem Tanz wieder an die richtige Stelle bringen. Da jeder Mann mindestens einmal mit jeder Frau tanzen muss, ist das richtige Zurückbringen für die Männer gar nicht so einfach. Natürlich beobachten die älteren Frauen ganz genau das Geschehen. Guckt vielleicht der Unterrock vor oder tanzt ein Kavalier schon zweimal mit demselben Mädchen. An der Tracht konnte man damals genau erkennen „woher isse“. Auch wurde dem Sohn gesagt „Fritzko, gucke dir erst die Tracht an“. Hat der Rock 3 Meter Umfang, ist die Kante voll bestickt, Besenborte muss auch am Saum sein, dann ist sie reich. Die bis zu 96 Stecknadeln wird der Fritzko noch früh genug zu spüren bekommen. Schwarze Schuhe und weiße Strümpfe sind Pflicht und mehrere Unterröcke. Die wendischen Omas sagten früher immer „was gut ist gegen Kälte, ist auch gut gegen Wärme“. Zuviel Unterröcke dürfen es aber auch nicht sein, denn bis der Fritzko da durch ist, hat er vergessen, was er wollte. Sie klärte uns auf, dass die Bewohner von Leipe früher der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Sie sprachen natürlich ihre Muttersprache wendisch/sorbisch. Das Vieh und das Getreide mussten mit dem Kahn transportiert werden, eine Straße gab es erst im Jahr 1969. Sogar der Lehrer, obwohl ein Zugereister aus Berlin, kam für die Kinder der 1. – 4. Klasse mit dem Kahn. Die älteren Kinder wurden ebenfalls per Kahn in die Schule nach Lübbenau gebracht. Die Einheimischen wissen natürlich, dass der schöne Spreewald nicht durch die Eiszeit entstanden ist. Das ist Quatsch. Der Teufel ist schuld! Er fuhr mit seinem von Ochsen gezogenen Karren durch die Landschaft. Aber die Tiere waren ihm zu langsam und so warf er seine Mütze nach ihnen. Das fanden sie aber nicht so gut und rannten erschrocken kreuz und quer durch den Wald. Und so entstanden die vielen Arme der Spree und der Spreewald. Wieder einmal haben wir bei der Kirmes viel Interessantes erfahren. Vielen Dank dafür! Sigrid Kärgel dankte für die schöne Trachtenkunde und die kurzweiligen Erzählungen wie das Leben früher in Leipe war. Nun konnten wir singen „Hoch auf dem gelben Wagen“ und „Es gibt kein Bier auf Hawaii“. Bei Altkrügers gab es natürlich Bier und einige andere Getränke. Nach dem Abendessen, das gut mundete, wünschte Sigrid Kärgel allen Seniorinnen und Senioren für die nächste Zeit viel Gesundheit und alles Gute. Wir danken für den schönen und interessanten Nachmittag und freuen uns auf das nächste Jahr.