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Peitzer LandEcho - Beilage: Amtsblatt für das Amt Peitz mit seinen Gemeinden
Ausgabe 12/2024
Redaktioneller Teil
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Green Areal Lausitz – Der heilige Gral?

(von links) Guido Filipov (Euromovement), Stefan Seum (ENERTRAG), Tassilo Soltkan (Architekt, Gesellschafter Euromovement), Norbert Krüger (Amtsdirektor Peitz), Jochem Schöppler (Gesellschafter Euromovement und Projektentwickler), Chuma Kanis (Hy2Gen), Matthias Kraut (Euromovement)

Gefühlt eine riesige Brache nebst ellenlangen, zerborstenen Betonpisten, alten Flugzeugsheltern und einem ungenutzten Tower. Was einst der Flugplatz Cottbus-Drewitz war, klingt nun eher nach „Lost Place“ – einem verlassenen Ort, welchen sich unsere Natur wiederholt. Doch genau hier liegt das Potenzial, genug Raum für Wirtschaft und neue Arbeitsplätze für unsere Region.

Bereits in der Vergangenheit gab es Interessenten, Zukunftspläne und Ideen zur Nutzung des alten Verkehrslandeplatzes, welche sich jedoch immer in Rauch auflösten. Aufgrund dessen ist der Unmut unserer Einwohner natürlich groß, die Skepsis gegenüber den neuen Vorhabenträgern und deren Vorstellungen immer noch vorhanden. „Das zieht sich ja wie Kaugummi und was soll dort überhaupt entstehen?“

Am Samstag, 05.10.2024 lockte eine Informationsveranstaltung nebst Bürgerfest zum ehemaligen Flugplatz. Hier wurden die Interessenten von der Euromovement GmbH, den Käufern und Entwicklern des Geländes empfangen, von Grund auf über ihr Vorhaben aufgeklärt oder aber auf den neuesten Stand gebracht. Das ungezwungene Flair der Veranstaltung ließ es zu, für Fragen in den direkten Austausch mit anwesenden Investoren, dem Amtsdirektor, Verantwortlichen des Bauamtes Peitz, Bürgermeistern und Gemeindevertretern zu gehen. Um die Gespräche abzurunden nutzten die Besucher die Möglichkeit einer geführten Busfahrt über das Areal, um sich selbst ein Bild vom neu entstehenden „grünen“ Gewerbepark zu machen.

Das Vorhaben

Green Areal Lausitz, kurz GRAL, ist der Name für das neue Industrie- und Gewerbegebiet, welches auf über 206 Hektar entstehen soll. Neben den Flächen für zukünftige Unternehmen, welche nicht nur nachhaltig CO2-frei produzieren, sondern auch dementsprechende Produkte herstellen, werden 30 % des Gesamtareals für die Stromerzeugung erneuerbarer Energien mittels Photovoltaikanlagen und Windräder genutzt. Ein Bahn-Logistikzentrum mit vorerst drei Gleisen mit je 800 Metern Länge nebst Gleisanbindung an das Güterverkehrsnetz der Deutschen Bahn ist ebenfalls vorgesehen. Neben Grün- und Waldflächen wurden weitere Pflanzgebote festgesetzt, wie beispielsweise Gründächer sowie Fassadenbegrünung. Sie haben nicht nur einen optischen Mehrwert, sondern reduzieren nachweislich negative Auswirkungen der Überbauung hinsichtlich des Lebensraumes von Flora und Fauna. Ebenfalls aus dem Energiekonzept hervorzuheben sind die resultierenden Synergien. Der eigens erzeugte Strom dient der Produktion in den Unternehmen vor Ort. Fertige Produktionsgüter oder gar Abfallprodukte wiederum benötigen andere ansässige Betriebe in deren Produktionsketten. Der Transport von Materialien und Gütern wird größtenteils über die neu entstehende Gleisanbindung realisiert. Der ökologische Nutzen von Gründächern, -flächen und -fassaden sind die Sauerstoffproduktion und Feinstaubreduzierung. Außerdem verbessern sie den Energiebedarf von Gebäuden und verbessern das Regenversickerungsmanagement. So spielen Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und Autarkie eine wichtige Rolle.

Was sind unsere Vorteile dieses Großprojekts?

Mit dem bevorstehenden Ausstieg aus der Braunkohle benötigen wir in unserer Region einen Strukturwandel. Heutzutage ist der Bau von riesigen Photovoltaik-Anlagen zur Erzeugung alternativer Energien auf ungenutzten Flugverkehrsflächen durchaus üblich, bietet jedoch, außer für den Betreiber, keine Wirtschaftsvorteile. Mit der Realisierung des GRAL möchte man auf die rückläufige Beschäftigtensituation und Bevölkerungsentwicklung entgegenwirken. Würden mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, gäbe es auch mehr Zu- und weniger Fortzüge aus unserem Umland. Als klimaneutraler Energiepark wird Jänschwalde als Wirtschaftsstandort gestärkt und leistet durch die nachhaltig arbeitenden Unternehmen einen großen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.

Was bisher geschah

Der Flugbetrieb des ehemaligen Verkehrslandeplatzes „Cottbus-Drewitz“ wurde Anfang 2020 eingestellt. Bereits ein Jahr zuvor erkannte die Euromovement GmbH das Potenzial des Geländes und versucht dieses Projekt seither in enger Zusammenarbeit mit dem Bauamt des Amtes Peitz in die Tat umzusetzen. Der Bebauungsplan wurde entwickelt und ist bereits seit zwei Jahren rechtswirksam. Die 1. Änderung liegt in den letzten Zügen und umfasst zukünftige Möglichkeiten der infrastrukturellen Weiterentwicklung des Gebiets. Für die Planung des GRAL-Bahnhofs sind bereits im Jahr 2022 Gelder aus dem Strukturstärkungsgesetz durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) geflossen. Der Bau des Güterbahnhofs nebst Anschluss an das Bahnnetz wird durch das Amt Peitz geplant. Rund 48 Millionen Euro Fördermittel insgesamt sind dafür bei der ILB reserviert. Derzeitig wird das Planfeststellungsverfahren vorbereitet, sodass die Einreichung der Unterlagen Anfang 2025 erfolgt. So könne man 2026 mit dem Bau des Bahnhofs beginnen. Die Euromovement GmbH hingegen befindet sich in der Antragserstellung der Genehmigung nach Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Der Genehmigungsantrag würde im besten Fall zeitgleich eingereicht werden, sodass auch hier der Start des ersten Bauabschnittes Anfang 2026 wäre. Die alte Abfertigungshalle wurde bereits saniert und fungiert nun als moderner Büro- und Veranstaltungskomplex. Auch der ehemalige Tower wird komplett erneuert. Die beiden Gebäude wecken Erinnerungen an den längst vergangenen Flugplatz und stellen das Wahrzeichnen für den neu entstehenden Gewerbe-, Industrie- und Technologiepark dar. Der erste Investor erwarb 2022 sein Grundstück mit einer Größe von 4,5 Hektar. Danach folgten weitere drei Unternehmen, die ebenfalls Jänschwalde als lukrativen Produktionsstandort sehen. Somit sind bis dato 25 % des Areals bereits vergeben worden.

Wer selbst einmal gebaut hat, weiß um die Hürden des bürokratischen Aufwands im Baurecht nebst etwaiger zusätzlicher Auflagen der vielen beteiligten Behörden. Ein Bauvorhaben solch einer Dimension ist dementsprechend ein sehr zeitintensives und kostspieliges Unterfangen. Von der Idee, dem großen Mut, über die Visualisierung und Realisierung, zu den Investoren bis hin zum hoffentlich baldigen Baubeginn - je näher man dem Ziel ist, desto mehr spürt man die Entschlossenheit und Euphorie eines jeden Beteiligten. Hier möchte man etwas Großes schaffen, mit reichlich Mehrwert für unsere Region. Wie der Geschäftsführer der Euromovement GmbH, Jochem Schöppler mehrfach am Sonnabend sagte: „Wir sind gekommen, um zu bleiben!“.

Lor