Dem einen oder anderen aufmerksamen Einwohner mag es aufgefallen sein. Am Vormittag des 16. Oktober trafen sich die Mitglieder der Beratungskommission der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne Brandenburgs in Peitz und wurde durch Frau Donath, Sachbearbeiterin Hochbau/Planung des Bauamts, durch die Peitzer Altstadt geführt. Hierbei steuerten die Mitglieder ca. 20 Stationen an, um über Bau- und Sanierungsfortschritte, Pläne, oder gar Probleme zu informieren. Aber was ist das für eine Arbeitsgemeinschaft und wofür brauchen wir solche Treffen?
Nach langer Zeit der Nichtbeachtung vieler Innenstädte lenkte man nach der Wende das Hauptaugenmerk wieder auf die sanierungsbedürftigen Stadtkerne. Im Jahre 1992 gründete sich somit die Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg. Das Ziel ist es Altstädte zu bewahren, zu pflegen und unter Erhalt der historischen Bausubstanz behutsam zu erneuern. Neben beispielsweise Beeskow und Lübbenau/Spreewald zählt Peitz seit 1994 zur Arbeitsgemeinschaft in der Regionalgruppe Südost. Seit nunmehr 30 Jahren ermöglicht uns die partnerschaftliche Zusammenarbeit sowie der regelmäßige Erfahrungsaustausch mit den derzeit 31 Mitgliedsstädten großflächige und vor allem qualitätsvolle Sanierungen und Erneuerungen innerhalb unserer Altstadt.
Der historische Stadtkern Peitz umfasst 27 Hektar Fläche, mit knapp über 600 Einwohnern, 173 Gebäuden, davon 20 Denkmälern. Durch die bisherig geflossenen Zuwendungen aus Bund-Länder-Förderprogrammen und Mitteln der Kommune selbst wurden in den Peitzer Altstadtkern bereits über 18 Mio. Euro investiert. Mit Stand 2023 konnten somit 90 % des öffentlichen Raumes saniert werden. Ein Beispiel dafür ist der Parkplatz an der Gubener Straße/Ecke Mauerstraße, welcher im Zeitraum 2020 bis 2022 neugestaltet wurde. Ebenfalls möglich war die Sanierung von 80 % der Gebäude und baulichen Anlagen. Beispielhaft hierfür ist die abgeschlossene Sanierung der als Privatwohnhaus deklarierten denkmalgeschützten Fabrikantenvilla in der August-Bebel-Straße, die Malzhausbastei in der Mauerstraße, das Rathaus und die Festungskommandantur, Markt 22.
Doch was passiert, wenn die Stadt Peitz zukünftig ihre Sanierungen innerhalb der Altstadt abgeschlossen hat? Auch dann gibt es noch immer viel zu tun. Denn die Arbeitsgemeinschaft beschäftigt sich ebenfalls mit den Problematiken der Neuzeit, sprich wie können wir die Nutzung erneuerbarer Energien ermöglichen, ohne das historisch schöne Stadtbild visuell negativ zu beeinflussen. Wie können wir den Fortschritt bewusst in den alten Stadtkern integrieren?
Nun zurück zum 16. Oktober und zurück zur Sitzung der Beratungskommission der AG Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg. Diese setzt sich aus dem Vorsitzenden und seinem Stellvertreter, Vertretern der jeweiligen Regionalgruppen Brandenburgs, und Vertretern von diversen Behörden, wie dem Landesamt für Bauen und Verkehr, dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, um nur zwei zu nennen, zusammen. Eröffnet durch den Amtsdirektor Norbert Krüger, nahmen ebenfalls der Peitzer Bürgermeister Jörg Krakow, sowie weitere Gäste am Termin teil. Frau Donath, ebenfalls Mitglied der Kommission und seit 1994 Ansprechpartnerin für das Sanierungsgebiet, informierte anfangs kurz über die Stadtgeschichte, Statistiken, Fertigstellungen und Aufgaben. Mit diesen Erkenntnissen kamen die Mitglieder im Stadtrundgang ins Gespräch, äußerten Meinungen und Ideen, konnten dargestellte Probleme visuell wahrnehmen und nach Lösungsansätzen zur weiteren Entwicklung und Gestaltung suchen.
Auch in der Anschlussbesprechung gab es rege Diskussionen und Anklang in Bezug auf die aktuell zu erstellenden Mobilitäts- und Wärmekonzepte. Die Parkplatzsituation in der Innenstadt ist mittlerweile mehr als gut geregelt, der Verkehr durch 30er-Zonen beruhigt. Zukünftig möchte man auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung zurückgreifen und den öffentlichen Bereich fußgänger- und fahrradfreundlicher gestalten. Es wird erwogen, mehr Radwege sowie Fahrradabstellmöglichkeiten entstehen zu lassen. Aus touristischer Sicht wäre eine Lenkung überregionaler Radwege durch die Innenstadt vorstellbar. Sinnvoll, wenn man bedenkt, dass die Besonderheit von Peitz in ihrer Geschichte als Zitadellenstadt liegt. Bis auf vereinzelte Lücken ist der planmäßig angelegte mittelalterliche Stadtgrundriss bis heute nahezu vollständig erhalten geblieben. Es gibt architektonisch viel zu entdecken. Daher lohnt es sich doch auch mal per pedes unterwegs zu sein. Wir dürfen gespannt sein, wie sich unsere schöne Altstadt zukünftig weiterentwickelt.